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On the road mit DB Schenker und dem Mercedes-Team

Was steckt hinter der Formel-1-Logistik zwischen den Back-to-Back-Rennen Spielberg und Silverstone? Ein LKW-Fahrer nimmt uns mit auf die Reise ...

(Motorsport-Total.com) - Unsere Stammleser kennen Christian Ebner schon lange. Als Streckenposten auf dem Red-Bull- und Salzburgring hat er uns schon öfter Einblicke in seine Arbeit ermöglicht, und zuletzt waren er und seine Frau Petra Hauptakteure der Serie "Selbst Rennfahrer werden" in der Rubrik Mehr Motorsport auf 'Motorsport-Total.com'.

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Christian Ebner (links) und Kollegen machen sich in Spielberg auf den Weg Zoom Download

Jetzt nimmt uns der Österreicher wieder mit auf ein ganz besonderes Abenteuer im Motorsport-Umfeld, und zwar auf die Reise von Spielberg nach Silverstone. Als "Truckie" ist Christian für DB Schenker im Einsatz. Der Logistikdienstleister kümmert sich um die Logistik von Mercedes-AMG Petronas Motorsport bei den europäischen Rennen, also auch beim "Back-to-Back" Österreich-Großbritannien im Juli dieses Jahres. Ebner hat während der rund 30 spannenden Stunden Protokoll geführt und Fotos geknipst - und teilt seine Erlebnisse nun in diesem "Tagebuch" mit unseren Lesern.

Irgendwann im Juni 2017:

Bevor ich in die eigentliche Geschichte eintauche, muss ich vielleicht kurz erklären, wie man überhaupt zu so einem Job kommt. Ich bin hauptberuflich LKW-Fahrer für einen Salzburger Baustoffhandel, und ich bin Stellvertretender Obmann des Truckerklubs "Transporter - working with style". Über unseren Obmann habe ich von einem außergewöhnlichen Spezialjob erfahren.

Dieser Spezialjob war es, für DB Schenker die Mercedes-Trucks beim "Back-to-Back" Spielberg-Silverstone von Österreich nach England zu bringen. Wenn ich sowas höre, lasse ich mich als echter Racer natürlich nicht zweimal bitten!

Doch vor meiner Zusage musste ich mit meinem Hauptarbeitgeber den Urlaub klären. Dazu muss man wissen: Während ein "normaler Handwerker" problemlos das Wochenende auf irgendeiner Baustelle durcharbeiten und am Montag wieder in seine Firma gehen kann, geht das bei mir als LKW-Fahrer nicht. Ich muss mich an gesetzlich vorgeschriebene Wochenend-Ruhezeit halten. Ist ja auch gut so.

Das heißt, für den Auftrag brauche ich Urlaub, um nicht meine geplanten Arbeitszeiten beim Hauptarbeitgeber zu beeinträchtigen. Aber zum Glück ist mein Chef ein verständnisvoller Mann mit einem Herz für meine Leidenschaft Motorsport.

Es kann losgehen!

9. Juli, Rennsonntag Spielberg, circa 9:00 Uhr:

Petra - die übrigens genauso ein Racer-Herz wie ich in sich trägt, sonst hätte ich sie nicht geheiratet - ist so lieb und bringt mich von zu Hause in eine Pension in der Nähe des Red-Bull-Rings, die DB Schenker für uns gebucht hat. Wir, das sind in dem Fall drei Kollegen aus dem Truckerklub und ich, die wir uns gemeinsam in dieses Abenteuer stürzen.

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Schon am Sonntagnachmittag wird in Box und Fahrerlager alles zusammengepackt Zoom Download

In Ruhe frühstücken, zu Mittag hinlegen, Wecker auf 14:00 Uhr stellen, Zimmer-TV einschalten - schließlich will ich nicht verpassen, wer ein paar Kilometer weiter meinen Heim-Grand-Prix gewinnt! Es ist Valtteri Bottas. Ich frage mich, ob ich in ein paar Stunden dessen Siegerauto fahren werde? Und dann wieder hinlegen und nochmal ein Nickerchen machen. Der Montag wird ein anstrengender Tag. Als LKW-Profi ist mir das voll bewusst.

19:30 Uhr:

Wir machen uns auf den Weg an den Red-Bull-Ring. Vor den Toren des Paddock-Drehkreuzes warten wir zusammen. Ein paar Meter weiter steht das Driving-Center, an das ich allerbeste Erinnerungen habe. Es gibt dort eine Ehrentafel mit den schnellsten Zeiten der sogenannten WISBI-Challenge ("WISBI = Wie schnell bin ich?"). Dort steht irgendwo auch mein Name. Aber wir driften vom Thema ab ...

Nun werden wir dem Leiter des Racetruck-Teams von DB Schenker vorgestellt, Chris, ein Engländer. Jetzt erfahre ich, was eigentlich in "meinen" LKW kommt. Die Rennautos sind zu dem Zeitpunkt schon längst auf der Straße, das Motorhome wird immer zum Schluss abgebaut und verladen. Also bleibt für uns das ganze Boxen-Equipment. Konkret in meinem Fall zum Beispiel das Pult, an dem Toto Wolff und Niki Lauda während des Rennens immer stehen, oder die VIP-Loge in der Mitte der Box.

Wir packen mit an, wo man uns lässt. Das Toto-Pult musst du zu dritt heben, um es auf die Hebebühne zu bekommen. Selbst wir als ausgefuchste LKW-Profis werden dafür extra eingeschult. Wie man uns auch sonst in diesen Stunden am Sonntagabend nochmal alle Aufgaben, die geplante Reiseroute und die nächsten Abläufe genau erklärt.

Mitternacht:

Mords Unwetter, fingernageldicke Hagelkörner. Blöd für uns, denn eine Stunde lang hagelt es so stark, dass wir das Beladen aussetzen müssen.

3:26 Uhr:

Unser Dreier-Konvoi setzt sich - um zwei Stunden später als geplant - in Bewegung. Es geht über Salzburg nach München, dann weiter nach Stuttgart und über Frankreich nach Calais.


72 Stunden von Spielberg nach Silverstone

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Das Mercedes-Team gibt Einblicke hinter die Kulissen der Logistik. In 72 Stunden haben es die Rennboliden von Österreich nach Großbritannien geschafft Weitere Formel-1-Videos

Im Nachhinein muss ich zugeben: Ich wäre selbst ganz anders gefahren - aber die Jungs von DB Schenker werden sich dabei schon was gedacht haben, denn letztendlich sind wir auf dieser Route viel schneller. Da merkt man halt jahrelange Logistik-Erfahrung eines Profi-Unternehmens.

5:06 Uhr:

Unfall und Vollsperrung auf der A9. Na bravo! Wir stehen gut eine halbe Stunde. Es dauert keine 15 Minuten, da nimmt das Kontrollzentrum Kontakt zu uns auf: "Was ist los bei euch, ihr steht, gibt es ein Problem?" Unsere LKWs sind ja mit GPS-Sensoren ausgestattet, sodass das Kontrollzentrum zu jeder Zeit live mitverfolgen kann, wo wir gerade fahren oder stehen.

Ich fahre bis kurz vor München und übergebe dann an meinen Kollegen im Cockpit von DB Schenker. Meine Fahrerkarte raus, seine rein - eine Prozedur von etwa fünf Minuten, so ein Wechsel.

13:00 Uhr:

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Pizza gibt's an der Raststation, um keine Zeit unnötig zu verlieren Zoom Download

Wir erreichen Stuttgart. Die Autobahn dort kenne ich nur mit Stau. Kostet weitere 45 Minuten. Wir geben uns gegenseitig laufend unseren Status durch. Unsere Deadline zur Übergabe der LKWs in Ashford ist Dienstag, 4:00 Uhr. Dort ist geplant, dass wieder die Truckies von Mercedes-AMG Petronas Motorsport übernehmen, die zur Einhaltung ihrer Ruhezeiten nach dem harten Rennwochenende von Österreich nach England geflogen sind, um zumindest den Montag frei zu haben.

18:30 Uhr:

Wir sind knapp 400 Kilometer von der Fähre entfernt. Die "Stammfahrer" haben bei uns den Wunsch deponiert, noch auf dem europäischen Festland zu tanken, weil der Diesel bei uns billiger ist als in England. Wenn wir von tanken reden, dann reden wir nicht von 50 bis 70 Litern wie im PKW, sondern eher von 1.000 Litern! Im Fernverkehr gehen die Tanks sogar bis zu 1.200 Liter durch.

Landschaftlich erleben wir durch die Champagne innerhalb von ein paar Kilometern zwischen einer Regenwand, die sich vor uns auftürmt, bis zur wunderschönen Abendsonne, die sich über die Hügel legt, alles. Es sind die schönsten Kilometer unserer Fahrt. Wir nähern uns dem wichtigsten Zwischenziel: der Fähre, die uns vom Festland auf die Insel bringen wird.

20:00 Uhr:

Es gibt zwei Möglichkeiten, von Calais nach Dover zu kommen: entweder mit der Fähre oder mit dem Zug. Zug ist für unseren Konvoi nur eine Notfalloption, weil die Mitfahrt auf der Schiene mit Gefahrgut nicht erlaubt ist - und einer von uns ist mit seiner Ladung so deklariert.

Von der Kommandozentrale werden wir für die Überfahrt noch einmal genau gebrieft. Eigentlich nur eine Auffrischung von dem, was man uns in Spielberg schon erklärt hat. Wir dürfen am Schiff nämlich nur auf das Unterdeck, denn das ist das einzige Deck, bei dem wir mit dem Auflieger nicht aufsitzen. Und selbst dafür müssen wir das Luftfahrwerk des Aufliegers komplett hochpumpen, um die Bodenfreiheit um gut 15 Zentimeter zu erhöhen.

Wir haben alle ein offenes Ticket für die Fähre, ohne feste Abfahrtszeit. Eine geht um 23:35 Uhr. Wenn wir die erwischen, geht's in England ganz locker weiter. Wir erwischen aber erst die um eine Stunde später. Umso mehr müssen wir uns beeilen. Natürlich im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften - die LKWs sind sowieso bei 89 km/h abgeriegelt. Da kann ich aufs Gas steigen, so viel ich will, schneller geht's nicht.

Mitternacht:

Wir erreichen den Hafen von Calais, den ich noch nie so leer gesehen habe! Wir sind instruiert, alle auf einer Fähre zu fahren. Ich sitze im Führungs-LKW und erkläre bei der Anmeldung, dass sie alle LKWs aus meinem Konvoi auf eine Fähre buchen sollen und unbedingt aufs Unterdeck. Irgendwie schafft es die Ticketverkäuferin trotzdem, uns Tickets für verschiedene Fähren auszustellen, im einstündigen Intervall. Wir merken das erst auf dem Parkplatz, auf dem wir warten. Kann doch nicht wahr sein!

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Geschafft: Mercedes-LKWs auf der Fähre von Calais nach Dover Zoom Download

Krisentelefonat mit Markus von DB Schenker, dem ich die Situation erkläre. Derjenige von uns, der auf die 4:00-Uhr-Fähre gebucht ist, soll sofort stornieren und stattdessen zum Zug rüber, durch den Kanal. Wir anderen Fahrer stellen uns einfach für die erste verfügbare Fähre an. Letztendlich fahren zwei mit der Fähre, zwei mit dem Zug.

Wir müssen, bevor die Fähre ablegt, ungefähr eine Stunde Wartezeit totschlagen. Eine Tasse Kaffee, eine Zigarette, ein bisschen Smalltalk am LKW. Langsam wird's knapp ...

1:20 Uhr:

Ich drehe auf der Fähre, die sich jetzt endlich in Bewegung setzt, ein Video für die Leser dieses Tagebuchs. Und ich werfe mir ein englisches Frühstück in die Figur. Ich liebe English Breakfast!

3:22 Uhr:

Wir erreichen Dover und verlassen die Fähre. Bis zum vereinbarten Treffpunkt, einem Parkplatz in Ashford, sind es nur noch rund 30 Minuten. Pünktlich geschafft, elf Minuten vor der Deadline! Eine wirklich aufregende Dienstfahrt geht jetzt zu Ende. Ich bin müde, aber auch stolz, einen klitzekleinen Beitrag im Weltmeisterteam 2017 geleistet zu haben. Und gebe den Schlüssel ab.

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Die schönsten Momente der Fahrt: Sonnenaufgang in der Champagne Zoom Download

Jetzt geht's ab ins nahe gelegene Hotel, in dem ein Zimmer für uns gebucht ist. Die Kollegen, an die wir die LKWs übergeben haben, nehmen uns die paar hundert Meter mit und setzen uns vor der Hoteltür ab. Nicht ohne einen Zwischenstopp bei McDonald's. Ein Burger und ein Gläschen Wein, das ich mir geschwind organisiere. Gegen 5:30 Uhr checken wir ein und fallen müde in die Betten unserer Doppelzimmer. Bis 12:30 Uhr. Dann stehen unsere Shuttles bereit, die uns zum Flughafen Gatwick bringen.

Landung in Salzburg:

Ein Bekannter bringt uns vom Flughafen nach Hause. Ich lasse mir alles noch einmal durch den Kopf gehen. Es war keine Dienstfahrt wie jede andere, alleine schon wegen der Verantwortung.

Und ich sehe seither die Formel-1-Übertragungen mit anderen Augen. Jedes Mal, wenn ich in der Mercedes-Box ein Ding sehe, das ich transportiert habe, denke ich mir: Schau, hatte ich auch schon mal in der Hand!

Gern jederzeit wieder. Mein Urlaub für die fünf Back-to-Back-Rennen 2018 ist bei meinem Chef schon deponiert ...

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