• 16. Mai 2017 · 22:02 Uhr

Chase Carey: Ferrari-Fan-Story zeigt die neue Formel 1

Der Liberty-Media-Boss freut sich über die neue Offenheit der Königsklasse - Unter Bernie Ecclestone wäre der kleine Junge nicht in die Ferrari-Garage gekommen

(Motorsport-Total.com) - Es war die Geschichte des Motorsport-Wochenendes: Die Bilder des jungen Ferrari-Fans Thomas Danel, der beim Großen Preis von Spanien in Barcelona erst weinend auf der Tribüne saß, und dann sein großes Idol Kimi Räikkönen treffen durfte. Der sechsjährige Franzose wurde noch während des Rennens in die Box der Scuderia geholt und bekam dort vom früh ausgeschiedenen Finnen ein unterschriebenes Shirt und eine Kappe geschenkt. Der kleine Thomas strahlte - und mit ihm viele Formel-1-Fans auf der ganzen Welt.

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Chase Carey gibt in der neuen Formel 1 die Richtung vor, Ecclestone ist abgehängt Zoom Download

Genau solche Bilder braucht die zuletzt arg kritisierte und von Fan-Schwund gezeichnete Königsklasse, um ihr Image wieder aufzupolieren. Kein Wunder, dass im Anschluss nicht nur der kleine Ferrari-Anhänger glücklich war, sondern sich auch die neuen Formel-1-Mehrheitseigner von Liberty Media zufrieden auf die Schulter klopfen durften. Liberty-Boss Chase Carey sprach nach dem Wochenende aus, was wohl die meisten Zuschauer dachten: Noch vor einem halben Jahr wäre eine solch lockere, fanfreundliche Aktion unter Ex-Zampano Bernie Ecclestone nicht denkbar gewesen.

"Durch diesen kleinen Jungen, der in die Box durfte, haben wir die ganze Medienaufmerksamkeit bekommen", freut sich Carey bei 'Autosport' und verrät: "Sie haben das alleine entschieden, weil sie nun gewisse Freiheiten spüren, die sie vor einem Jahr noch nicht hatten." Wen genau er mit "sie" meint, lässt der US-Amerikaner zwar offen, offensichtlich ist jedoch, dass die Aktion zwischen Ferrari und den neuen Formel-1-Verantwortlichen abgesprochen wurde. "Ich habe niemandem gesagt, dass sie diesen Jungen finden sollen - es gab Leute, die das alleine entscheiden haben, weil sie dachte, das wäre ein besonderer Moment. Und das war es", so Carey.

Viel frischer Wind - aber Fanartikel wie im "Karneval vor 20 Jahren"

In den sozialen Netzwerken, um die sich Liberty besonders bemüht, ging die rührende Geschichte sprichwörtlich durch die Decke: Auf Facebook und Instagram sahen mehr als 2,5 Millionen respektive 827.000 Nutzer das Material an. Auf dem offiziellen Twitter-Account der Formel 1 machten sich 660.000 Menschen ein Bild. Doch es war bei weitem nicht das einzige Bemühen am Barcelona-Wochenende, den neuen, frischen Wind in der Königsklasse sichtbar zu machen. Mit weiteren Aktionen wie dem Minardi-Doppelsitzer, einer Bier-Bar und Seilrutsche übers Paddock suchte der Sport explizit die Nähe zu den Fans.

"Das waren jetzt keine bahnbrechenden neuen Events, aber einfach ein paar Dinge, die für frische Energie und Aufregung gesorgt haben, wie man mir bestätigte", fasst der Unternehmer zusammen und betont nochmals, wie wichtig diese PR-Verjüngungskur für die Königsklasse sei: "Wir haben so viel Freude und Zustimmung dafür erfahren, die es vorher nicht gab - man kann fast zu einem gewissen Grad sagen, dass die Leute zuvor frustriert waren, weil es nichts gab, wofür sie sich begeistern konnten."

Und so verwundert es nicht, dass Carey ein zufriedenes Fazit des Europa-Auftakts der Formel-1-Saison 2017 zieht. Auch die Action auf der Strecke hat dem neuen Boss gefallen: "Wir hatten tolle Events und großartige Momente, zum Beispiel als sie (Vettel und Hamilton; Anm. d. Red.) sich bei der Boxenausfahrt berührten und wir sie einfach machen ließen." Gleichzeitig gab es aber auch Dinge, die dem Liberty-Verantwortlichen noch Sorgenfalten auf die Stirn trieben - etwa das Sortiment an den offiziellen Fanartikel-Ständen. Dass es dort fast ausschließlich Kappen und bunte Team-Shirts gibt, erinnert Carey eigenen Worten zufolge an "Karneval vor zwanzig Jahren".

Liberty krempelt Formel 1 um und schielt auf Gewinn durch Fannähe

Die Amerikaner wollen nun weiter ausprobieren und neue Aktionen wagen - und in einem weiteren Schritt die neue Fanfreundlichkeit der Formel 1 auch in Gewinn umwandeln, wie Carey unumwunden zugibt. So glaubt er, dass sich die vielfältigen Fanaktionen auch wunderbar an Sponsoren verkaufen ließen. "Diese Seilrutsche hätten wir wohl fünfmal an Sponsoren verkaufen können und daraus Profit schlagen können. Wir haben es nicht gemacht - aber ich kann mir vorstellen, dass geeignete Partner sich gerne mit so etwas identifizieren."


Fotostrecke: F1 Backstage: Barcelona

Hier wäre er sich wohl mit seinem Vorgänger Ecclestone einig, der bereits kritisierte, dass die neuen Verantwortlichen zu wenig auf Gewinne schauen würden. Doch auch Carey macht keinen Hehl daraus, dass er außer den Fans auch seinen Chef John Malone und die Liberty-Aktionäre glücklich machen muss: "Wenn wir es richtig machen, sollten wir kein Geld ausgeben, sondern verdienen. Wir schaffen eine Plattform mit 100.000 oder mehr Fans an der Strecke, plus Fernsehen und Menschen, die mit ihren Handys Fotos bei unseren Events schießen. Da gibt es viele Leute, die davon profitieren möchten und das gibt uns die Chance, Geld daraus zu machen."

Und so lässt der Amerikaner keinen Zweifel daran, dass der Transformationsprozess, den er und seine Leute eingeläutet haben, gerade erst begonnen hat. Noch immer verstärkt Liberty dafür seine Kernmannschaft und holt neues Personal: Vergangene Woche wurde unter anderem die Verpflichtung von Ex-Ferrari-Urgestein Luca Colajanni als Kommunikationsbeauftragter bekanntgegeben. Er wird sich an den Rennwochenenden um die Vernetzung und Kommunikation von Teams, Promotern, Sponsoren und Partnern kümmern.

Colajanni war von 2001 bis 2012 Pressechef der Scuderia. Im Anschluss war er kurzzeitig für das Marussia-Team und als Kommunikationschef der Formel E tätig. Ihm zur Seite steht künftig Joanne Revill, die ebenfalls seit 16 Jahren als TV- und Digital-Produzentin in der Königsklasse tätig ist. Colajanni und Revill sind direkt dem neuen Formel-1-Kommunikationschef Normal Howell unterstellt.

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