• 30. März 2017 · 10:38 Uhr

Trotz Ross Brawn: Die Regeln schreibt immer noch die FIA

Der neue Formel-1-Sportchef Ross Brawn hat eine Menge Ideen für die Zukunft der Königsklasse - Ohne die FIA wird sich allerdings nichts davon umsetzen lassen...

(Motorsport-Total.com) - Viele Fans der Formel 1 setzen große Hoffnungen in Liberty Media und Ross Brawn. Der neue Sportchef sprach sich unter anderem bereits gegen technische Lösungen wie Heckfinnen oder DRS und für eine Budgetobergrenze aus. Das kommt bei vielen Zuschauern gut an. Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass Liberty und Brawn alleine gar nicht die Möglichkeit haben, die Regeln der Formel 1 einfach zu ändern. Diese Aufgabe liegt noch immer in den Händen des Automobil-Weltverbandes (FIA).

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Brawn wird ohne Todt beziehungsweise die FIA keine seiner Ideen umsetzen können Zoom Download

"Sie werden niemals in einer Position sein, die Regeln zu machen", erklärt FIA-Präsident Jean Todt im Rahmen einer exklusiven Medienrunde in Melbourne. Es sei der Job der FIA, "die aktuellen und zukünftigen Regeln der Formel 1 zu schreiben." Tatsächlich ist der Prozess der Regelfindung in der Formel 1 äußert kompliziert. Klar ist allerdings, dass es ohne die FIA keine große Revolution geben kann und wird.

Am Anfang dieser Kette steht die Formel-1-Strategiegruppe. Diese besteht aus FIA, dem kommerziellen Rechteinhaber, also mittlerweile Liberty, den Teams Mercedes, Ferrari, Red Bull, Williams und McLaren und dem bestplatzierten Rennstall abgesehen von diesen fünf Teams. Insgesamt gibt es 18 Stimmen. Je sechs entfallen auf FIA und Liberty, die Teams haben jeweils eine Stimme.

Wird eine Idee dort durchgewunken, geht sie zunächst einmal an die Formel-1-Kommission, deren Zusammensetzung noch einmal komplizierter ist. Dort sind neben FIA und Liberty nämlich auch alle zehn Teams sowie einige Sponsoren, Streckenbetreiber, Reifenhersteller Pirelli und ein Repräsentant der Motorenhersteller vertreten. Hier gibt es insgesamt 26 Stimmen.

FIA hat immer das letzte Wort

Theoretisch kann eine Idee der Strategiegruppe hier bereits geblockt werden, was in der Praxis aber eher selten passiert. Geht der Vorschlag auch in der Kommission durch, kommt der FIA-Motorsport-Weltrat (WMSC) ins Spiel. Dieser besteht wiederum aus 27 Mitgliedern, zu denen neben Präsident Todt aktuell unter anderem auch der deutsche Vertreter Hermann Tomczyk und Vijay Mallya als indischer Repräsentant zählen.


Fotostrecke: Ross Brawns Formel-1-Karriere

Die FOM wird von Chase Carey vertreten und Tom Kristensen repräsentiert die Fahrer-Kommission. (Die komplette Liste aller WMSC-Mitglieder gibt es hier!) Die Teams haben hier - ebenso wie Sponsoren, Motorenhersteller oder andere Vertreter aus der Kommission - keinerlei Einfluss. Auch Ross Brawn ist aktuell kein WMSC-Mitglied. Das meint Todt damit, wenn er sagt, dass die FIA "letztendlich die finale Verantwortung" trägt.

Ein rein fiktives Beispiel: Gemeinsam mit einer Mehrheit der Teams könnte Brawn in der Strategiegruppe zum Beispiel die Abschaffung von DRS gegen den Willen der FIA durchdrücken. Eine einfache Mehrheit reicht dort aus. In der Formel-1-Kommission wird anschließend eine Zweidrittelmehrheit (18 von 26 Stimmen) benötigt. Kommt die Idee auch hier durch, könnte die FIA die Sache im Weltrat aber trotzdem problemlos noch komplett kippen.

Todt verspricht enge Zusammenarbeit

Trotzdem zeigt sich FIA-Präsident Todt offen für Vorschläge. "Ich freue mich, dass die neuen Halter der kommerziellen Rechte sich entschieden haben, ihr Team mit einigen Experten zu stärken. Unsere Leute werden gemeinsam mit ihnen diskutieren", verspricht der Franzose, der Brawn schließlich auch noch gut aus gemeinsamen Ferrari-Tagen in den 90er- und 2000er-Jahren kennt.

Ohnehin geht das Regelwerk der Formel 1 nicht von der FIA oder gar Todt persönlich aus. Zwar muss der Weltverband die Regeln absegnen, verfasst werden sie aber von anderen. "Als Präsident der FIA habe ich eine Verantwortung, aber das Verfassen der Regeln zählt nicht dazu. Ich könnte gar keine Regeln schreiben. Aber genau darum ist es so wichtig, dass wir gute Leute haben, die das können", erklärt er.

Mit Liberty habe es übrigens bereits mehrere "sehr gute" informelle Gespräche gegeben. Man befinde sich laut Todt aktuell noch in der "Honeymoon-Phase". Das nächste offizielle Treffen soll am 25. April in Paris auf dem Plan stehen. "Am Morgen trifft sich die Strategiegruppe und am Nachmittag die Formel-1-Kommission", verrät Todt. Ziel sei es, die Formel 1 gemeinsam "so gut wie möglich machen."

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