• 12. März 2017 · 16:22 Uhr

Mercedes-Vorsprung geschmolzen: Dreikampf ab Spanien?

Mercedes, Ferrari und Red Bull positionieren sich als die Topteams der Saison 2017 - Hamilton hat Ferrari auf der Rechnung, Red Bull will ab Barcelona an die Spitze

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Abschluss der Wintertestfahrten in Barcelona stellt sich die Frage nach der neuen Hackordnung in der Königsklasse. Zwei Wochen bleiben den Teams noch Zeit, bevor in Australien die Startampel erlischt. Mercedes will sich nicht in die Favoritenrolle drängen lassen, Ferrari zeigte stark auf und Red Bull lässt Fans und Medien im Dunkeln tappen. Dass sich die drei Teams die Spitzenplätze allerdings auch 2017 untereinander ausmachen, gilt als sicher. Denn zum Mittelfeld mit Toro Rosso, Williams, Force India, Renault und Haas klafft eine Lücke auf. Abgeschlagen finden sich McLaren und Sauber auf den letzten Plätzen wieder.

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Red Bull dran an Mercedes? Die Zeichen stehen 2017 auf Dreikampf mit Ferrari Zoom Download

Lewis Hamilton sprach am Ende der Testfahrten von einem "nicht perfekten" Auftakt für Mercedes. Die Silberpfeile hatten Probleme mit dem Unterboden und die Updates in der zweiten Woche ergaben nicht sofort den gewünschten Effekt. Mercedes fuhr dennoch ohne gröbere Probleme in den acht Tagen (außer Elektronikproblem beim Regenreifentest) die drittschnellste Zeit in der zweiten Woche. Valtteri Bottas markierte eine 1:19.310 Minuten auf dem Supersoft, ihm fehlten 0,6 Sekunden auf die Fabelzeit von Kimi Räikkönen (1:18.634 Minuten auf Supersoft). Die Zeiten der Testfahrten zu vergleichen gestaltet sich jedoch schwierig, da die Teams zu unterschiedlichen Zeiten mit verschiedenen Spritmengen und Reifenmischungen auf der Rennstrecke waren.

Fest steht jedoch, dass die Scuderia Ferrari einen guten Eindruck abgeliefert hat - auch bei der silbernen Konkurrenz. Hamilton hatte am Donnerstag noch behauptet, dass Ferrari bluffen würde und sehr viel schneller fahren könne. Räikkönen gab nach seinem Einsatz sogar zu, dass Ferrari noch Reserven hat. Nun rudert Hamilton jedoch ein wenig zurück: "Ich weiß nicht, ob sie bluffen. Habe ich das wirklich gesagt? Das habe ich gar nicht realisiert. Sie machen einen guten Job", kommentiert er am Freitag.

Red Bull weiß: "Ferrari ist ernsthafter Gegner an der Spitze"

Nicht nur auf einer Runde lagen Mercedes und Ferrari eng beisammen. Auch in den Longruns waren die Zeiten ähnlich schnell. "Ich denke, dass noch mehr von ihnen kommen wird. Ihre Pace in dieser Woche war wirklich spektakulär", drängt Hamilton die Roten in die Favoritenrolle. Bereits Niki Lauda nannte Experten, die Mercedes in der Favoritenrolle sehen, "naiv".


Fotostrecke: Fünf Sterne: Teams im Favoriten-Check

Auch Red Bull scheint Ferrari als großen Favoriten auf der Rechnung zu haben. Gegenüber 'Speedweek' sind sich Berater Helmut Marko und Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, der die Tests in Barcelona besuchte, einig: "Ferrari überzeugt durch Standfestigkeit zu einem sehr frühen Zeitpunkt und mit deutlichen Fortschritten zum Vorjahr. Ferrari wird ein ernsthafter Gegner an der Spitze."

Die überragende Dominanz von Mercedes scheint geschmolzen zu sein. Die Bullen, die mit Max Verstappen nur die sechstschnellste Zeit (1:19.438 Minuten auf Supersoft; +0,8 Sekunden) aufstellen konnten, haben beobachtet: "Mercedes scheint Probleme mit dem Unterboden zu haben. Die große Überlegenheit wird nicht mehr da sein." Red Bull selbst ließ die Konkurrenz noch im Dunklen tappen, denn das wahre Potenzial des RB13, der durch ein überraschend schlichtes Chassis besticht, wird wohl erst in Melbourne zu sehen sein.

Hamilton prophezeit "ernsthaften Kampf" mit Ferrari & Red Bull

"Red Bull ist sicherlich auch noch dabei, ich weiß nur nicht, ob sie ihr Upgrade-Paket schon gebracht haben. Normalerweise bringen sie das zum ersten Rennen, also erwarte ich einen ernsthaften Kampf mit diesen zwei Teams", schätzt Hamilton. Auch Oberbulle Mateschitz rechnet spätestens ab dem Europaauftakt in Spanien mit einem Dreikampf um die Spitze, wie er bei 'Speedweek' erklärt: "Mercedes hat einen Vorsprung, der aber von Ferrari und uns ständig verkürzt wird. Wir erwarten, dass wir im Sommer gleichgezogen haben."

Vor allem steckt man bei Red Bull viel Hoffnung in das Motoren-Upgrade von Renault. Mit dem Antrieb, der über den Winter neu konzipiert wurde, hatte man bei den Testfahrten noch ein paar Anlaufschwierigkeiten. Das könnte der einzige große Schwachpunkt der Österreicher in dieser Saison werden. Mercedes und Ferrari geben hinsichtlich der Standfestigkeit derzeit das Maß aller Dinge vor. 1.096 Testrunden (5.102 Kilometer) spulten die Silberpfeile ab, die Scuderia kam auf 955 Umrundungen (4.446 km). Demnach spulte das Weltmeisterteam mehr als 16 Renndistanzen in Barcelona ab, Ferrari schaffte zwei weniger. Red Bull landete mit "nur" 684 Runden auf dem siebten Rang in der Distanzwertung. (Alle Details im Testcenter!)


Fotos: Testfahrten in Barcelona


Im Mittelfeld kamen Williams, Sauber, Force India und Haas über 700 Runden (über 3.000 Kilometer) und damit weiter als die Bullen. Bei den Rundenzeiten konnte Williams mit Felipe Massa (Fünfter mit 1:19.420; +0,7), Toro Rosso mit Carlos Sainz (Siebter mit 1:19.837; +1,2) und Nico Hülkenberg im Renault (Achter mit 1:19.885; +1,2) am ehesten mit den Topteams mithalten. Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost und Haas-Teamchef Günther Steiner glauben, dass die Mittelfeldteams bis zu 1,5 Sekunden auf die drei Topteams verlieren werden.

Mittelfeld eineinhalb Sekunden hinter den Top 3

"Wir müssen die Rundenzeiten noch genau analysieren, aber es ist jetzt schon recht deutlich zu erkennen, wer in welchem Bereich unterwegs ist", so der Südtiroler. "Wir haben ja alle Augen im Kopf und können auf die Zeitenlisten schauen. Zwischen den Top 3 und dem Rest liegen 1,5 Sekunden, würde ich mal schätzen. Oder sagen wir, es ist zwischen einer und eineinhalb Sekunden. Das ist schon eine große Lücke", gibt er zu. Obwohl Haas von der engen Ferrari-Kooperation profitiert, scheint das Team einen klaren Rückstand zu haben. Steiner führt diesen auf die Aerodynamik zurück.

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Toro Rosso vs. Red Bull: 400 Mitarbeiter und über 100 Millionen Euro Unterschied Zoom Download

"In diesem Bereich müssen wir sicherlich noch zulegen. Das geht nicht für Australien. Die großen Teams haben eben die größeren Ressourcen. Da ist es dann keine Überraschung, dass es einen Vorsprung für Ferrari, Mercedes und Red Bull gibt." Ferrari beschäftigt derzeit mehr als 1000 Mitarbeiter (knapp 400 Millionen Euro Jahresbudget), Haas gerade einmal 200 (115 Millionen Budget). "Man versucht natürlich, da mitzuhalten. Aber Ferrari hat viele Mitarbeiter mehr als wir." Trotzdem kann Steiner dieser Tatsache auch etwas Positives abgewinnen: "So hören wenigstens die Diskussionen auf, dass wir einen verkappten Ferrari hätten. Wenn dem so wäre, dann hätten wir auch deren Tempo."

Toro Rosso befindet sich in einer ähnlichen Situation mit Schwesterteam Red Bull. Franz Tost betont ebenfalls, dass die Mannschaft aus Faenza mit knappen Ressourcen (350 Angestellte) beim Wettrüsten der großen Player nicht mithalten kann: "Die Topteams haben zwei- oder gar dreimal so viele Mitarbeiter wie die kleinen Teams. Das bedeutet, dass ihre Entwicklungsgeschwindigkeit viel höher sein wird. Sie haben viel mehr Zeit und können verschiedene Richtungen untersuchen, bevor sie das Auto designen. Die Topteams haben dreimal so hohe Budgets, das ist eben entscheidend." Toro Rosso muss mit einem kolportierten Jahresbudget von 115 Millionen Euro auskommen, für Red Bull arbeiten rund 740 Mitarbeiter mit einem Budget von 250 Millionen.

Toro-Rosso-Technikchef Key: "Entwicklung ist Schlüssel zum Erfolg"

"Ich stimme mit Günther überein. Es könnte sein, dass die Topteams bis zu 1,5 Sekunden schneller sind am Ende der Saison, weil sie es sich leisten können, zu jedem Rennen Updates an die Strecke zu bringen - was Toro Rosso nicht machen kann. Natürlich werden wir Updates bringen, aber nicht jedes Rennen", betont Tost. Allerdings sieht Steiner auch Vorteile in der Underdog-Rolle: "Für die Spitzenmannschaften wird es schwieriger, noch groß an Tempo zuzulegen, während bei uns einige Kleinigkeiten große Sprünge ermöglichen könnten. Wer hinten liegt, kann aber theoretisch immer die größeren Fortschritte machen."


Fotostrecke: Formel-1-Technik 2017: Highlights der Tests

Dass der Entwicklungsprozess nach einer Reglementänderung besonders intensiv ausfällt, bestätigt auch Toro-Rosso-Technikchef James Key. "Ich denke, dass die Entwicklungsarbeit der Schlüssel zum Erfolg sein wird. Wir haben jetzt schon Teile in Arbeit, die das Auto schneller machen werden", bestätigt er. Grundsätzlich nimmt er davon Abstand, Rundenzeiten der Tests zu vergleichen. "Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir Rundenzeiten beurteilen, weil es bei den Wintertests meist nicht so schnell ist wie an Rennwochenende, aufgrund der Wetterbedingungen und so weiter. Aber ich glaube, dass wir in einer echten Qualifyingsession auch 1:17er Zeiten sehen könnten. Ich weiß nicht, in wie weit die Motoren der Hersteller gedrosselt wurden."

Die volle Power werden die Antriebe wohl erst im Qualifying in Melbourne entfalten, wenn das erste wahre Kräftemessen auf dem Programm steht. Key ist aber sicher, dass vor allem im vorderen Feld unermüdlich entwickelt wird. "Die Entwicklungsrate wird sehr hoch sein. Ich kann mir bei uns vorstellen, dass wir von zwei Sekunden Unterschied sprechen", den der Toro Rosso am Ende der Saison schneller ist. Das Team wird sich mit Haas, Williams, Force India und Renault um die Mittelfeldplätze streiten. McLaren und Sauber scheinen dagegen noch einen Schritt entfernt zu sein. In zwei Wochen wird es in Australien die erste Standortbestimmung geben.

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