• 09. März 2017 · 15:54 Uhr

McLaren mit der Geduld am Ende: Schmeißt Alonso hin?

Der Spanier fühlt sich in Topform und will seine Karriere nur mit Siegen beenden, doch Rennleiter Eric Boullier hat bereits einen Plan B in der Tasche: Jenson Button

(Motorsport-Total.com) - Zum dritten Mal schlägt McLaren seit dem Honda-Comeback bei Wintertestfahrten auf - zum dritten Mal versinkt die Truppe in technischen Problemen und gurkt den Spitzenzeiten weit hinterher. Fernando Alonso hat bislang - zur Überraschung vieler - sämtliche Durchhalteparolen, Kampfansagen und Optimismusbekundungen mitgetragen. Doch platzt dem Spanier vor der Formel-1-Saison 2017 der Kragen? "Das kann nur er beantworten", erklärt Rennleiter Eric Boullier 'Sky Sports F1'.

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Fernando Alonso schaut finster drein, hat aber noch Hoffnung für McLaren Zoom Download

Klare Worte klingen anders, auch wenn der McLaren-Verantwortliche kurz darauf ein eher beiläufiges "Nein" nachschiebt. Boullier weiß: Dank der neuen Aerodynamikregeln, die das Team mitgeschrieben hat, kann das Chassis so schlecht nicht sein. Doch wenn der Honda-Hybrid ständig versagt und nicht genügend Power liefert, ist alles vergebene Liebesmühe. "Natürlich geht uns die Geduld aus - mir ja auch", räumt der Franzose ein und fügt an, dass McLaren dem Deal mit den Japanern so schnell nicht entkommen könnte. Er seufzt: "Nein, diese Möglichkeit gibt es nicht."

Wenn Honda bleibt, geht dann Alonso? Einen Plan B gibt es bei den Briten, auch wenn er nicht für das Szenario konstruiert war, dass der Starpilot das Handtuch wirft: "Jenson (Button; Anm. d. Red.) hat einen Vertrag und ist Ersatzfahrer. Theoretisch könnte er einspringen." Vielmehr erholt sich der Oldie bei einem Sabbatjahr und erwägt eine Rückkehr erst im Jahre 2018. Hinzu kommt, dass er bislang keine Fahrpraxis mit dem neuen Auto gesammelt hat und ebenfalls wenig Lust darauf verspüren dürfte, dem Feld hinterherzutuckern oder mit Technikdefekten abstellen zu müssen.

Topfit und fahrerisch auf der Höhe: 2017 sollte Alonsos Jahr werden

Alonso bläst in das gleiche Horn wie bisher: "Ich habe noch Lust. Ich habe viel Zeit", reagiert der 35-Jährige gelassen auf kritische Fragen nach seiner Motivation, nachdem er seinen Frust am Mittwoch mit Galgenhumor weglachte. Selbstzweifel kennt Alonso nicht und ist überzeugt, fahrerisch besser in Form zu sein als 2005 oder 2006, als er sich WM-Kronen aufsetzte. Er hätte sich intensiver vorbereitet als jemals zuvor, die neuen, aggressiven Autos seien ein gefundenes Fressen für ihn.

"Wenn ich eines Tages Piloten sehe, die abenteuerliche Linien fahren, später bremsen und früher beschleunigen - dann sage ich: 'Es ist an der Zeit!'", sinniert Alonso über den richtigen Moment, die Bühne zu verlassen. "Derzeit erkenne ich das Gegenteil - mehr denn je. Ich sehe mich in absoluter Topform." Entsprechend groß sind seine Ambitionen. Der Kampf um WM-Punkte und den Einzug in den dritten Qualifyingabschnitt verschafft ihm keine Befriedigung. Daraus macht er keinen Hehl.

Alonso sinniert: "Ich schwimme immer gegen den Strom"

Der 32-fache Grand-Prix-Sieger meint, er wolle wieder große Pokale mit nach Hause nehmen und seine Laufbahn nicht ohne weitere Erfolge beenden. Doch davon ist McLaren himmelweit entfernt. Alonso traut es der Mannschaft zwar zu, 2017 "wieder konkurrenzfähig" zu sein. Doch er scheint sich mit dem Gedanken anzufreunden, mehr Geduld investieren zu müssen. "Läuft alles schief, attackiere ich im kommenden Jahr", sagt er. Interessant daran: Dann läuft sein Vertrag in Woking aus.


Fotostrecke: Fernando Alonsos McLaren-Achterbahnfahrt

Meint Alonso also, er wolle bei einem anderen Arbeitgeber attackieren? Die Frage bleibt unbeantwortet, doch sein Wille, wieder die erste Formel-1-Geige zu spielen, spricht dafür: "Ich hänge den Helm nicht eher an den Nagel, ehe ich ein gutes Gefühl habe und gute Ergebnisse einfahre - die ich meiner Meinung nach verdiene", stellt Alonso klar. Doch die Alternativen sind rar. Bei Mercedes will ihn der Daimler-Konzern nach den Skandalen der Vergangenheit nicht mehr. Ferrari verließ er auch nicht im Frieden und Red Bull holt seine Piloten vorzugsweise aus dem eigenen Kader.

Es bleibt Alonso nicht viel, außer darüber zu sinnieren, warum bei McLaren Hopfen und Malz nicht verloren seien. Durchhalteparolen: "Ich schwimme immer gegen den Strom. Sind die Leute pessimistisch, werde ich optimistisch. Sind alle aus dem Häuschen, mache ich mir Sorgen. Ich weiß nicht wann genau, aber wir werden in dieser Saison konkurrenzfähig sein." Boullier lässt durchblicken, dass er dem brodelnden Vulkan Alonso einen Ausbruch zutraut. "Ja, aber das heißt nicht, dass er zurücktritt", sagt der Rennleiter und erinnert an die vielen Skeptiker, die seine McLaren-Rückkehr auf den Plan rief. "Aber er ist noch da!" Die Frage ist nur, wie lange noch.

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