• 24. Oktober 2016 · 19:41 Uhr

"Anti-Verstappen-Regel": Helmut Marko kündigt Protest an

Totaler Nonsens! Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko tobt wegen der beim US-Grand-Prix eingeführten "Anti-Verstappen-Regel" - Wie sinnvoll ist sie wirklich?

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn Max Verstappen beim Großen Preis der USA 2016 weniger durch seine Überholmanöver als durch einen völlig verkorksten Boxenstopp auf sich aufmerksam machte, blieb seine Fahrweise doch im Gespräch. Nachdem sich die Piloten im Fahrerbriefing am Freitag mehrheitlich für eine "Anti-Verstappen-Regel" ausgesprochen hatten, wurde diese wenig später durch Rennleiter Charlie Whiting schriftlich fixiert.

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Keine Freunde der neuen Regel: Helmut Marko und Red-Bull-Star Max Verstappen Zoom Download

Dabei geht es vor allem darum, dass Richtungswechsel in der Anbremsphase auf eine Kurve strenger geahndet oder am besten ganz verboten werden. Letzteres passierte zwar nicht, die Rennleitung aber gab bekannt, dass die Stewards darauf sensibilisert seien, entsprechende Manöver zu beobachten und bei einer potenziell davon ausgehenden Gefährdung zu melden, um eventuelle Strafen aussprechen zu können.

Während Verstappen darauf gelassen reagierte, machte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko aus seiner Entrüstung am Rande des US-Rennens keinen Hehl: "Ich habe das gelesen und ich bin entsetzt. Das ist juristisch gesagt eine Katastrophe, weil es immer noch Tür und Tor für Interpretationen offen lässt", urteilt der Österreicher. Er hält die Regel nicht nur für unsinnig, sondern auch falsch, weil sie echtes Racing verhindere.

Richtungswechsel beim Bremsen (noch) nicht verboten

"Jetzt gibt es endlich mal Racing-Situationen und dann will man das mit wirklich abstrusen, komischen Regeln einschränken. Die Leute sollen gegeneinander fahren und wenn es einmal gefährlich, ja, dann schreitet man ein. Aber jetzt haben wir schon Regeln vom Aufstehen bis zum Schlafengehen", kritisiert er die Überregulierung in der Königsklasse. Dabei hatte zumindest unter den arrivierten Piloten diesmal ungewohnte Einigkeit geherrscht.


Fotostrecke: GP USA, Highlights 2016

Ein Manöver in der Bremsphase sei ein No-Go, so der allgemeine Konsens. Weil die jungen Wilden diesen aber immer öfter brachen, sahen sich die anderen Fahrer zum Handeln gezwungen. Auch damit das schlechte Beispiel nicht Schule macht: "Irgendwann macht es dann jeder. Das wäre aber falsch", sagt etwa Sebastian Vettel (Ferrari). Verboten sind Richtungsänderungen beim Bremsen damit aber nicht.

"Es gibt eine Regel, die besagt, dass ein gefährliches Rennmanöver den Kommissaren gemeldet wird. Und genau dieses Verhalten werden sie nun als potenziell gefährliches Manöver ansehen. Es ist also nicht verboten, sondern steht unter besonderer Beobachtung", erklärt Ex-Rennfahrer Damon Hill bei 'Sky Sport F1'. "Das zeigt, dass Max sehr clever ist. Er ist der Grund für die Entscheidung, aber keiner weiß, ob er sich daran halten wird."

Herbert: "Für mich hat das nichts mit Racing zu tun"

Fakt ist: Beim Großen Preis der USA hat es keine Untersuchungen oder Strafen in diese Richtung gegeben - auch wenn Daniil Kwjat auf Sergio Perez schimpfte, weil dieser sich in der Bremszone bewegt habe. Die Strafe erhielt aber Kwjat, der dem Mexikaner ins Heck gerauscht war und daraufhin zehn zusätzliche Sekunden an der Box absitzen musste. Dabei ist der Auslegung der "Anti-Verstappen-Regel" relativ eindeutig.

Die FIA kann bei fraglichen Szenen anhand der Telemetriedaten sogar prüfen, ob die Bremse betätigt und anschließend noch gelenkt wurde. Über Sinn und Unsinn wird dennoch weiter gestritten. "Es war ein ungeschriebenes Gesetz, eine Art Verhaltenskodex. Jetzt wurde es fix gemacht. Das ist unnötig", urteilt Martin Brundle und erklärt: "Letztlich geht es doch darum, dass du jemandem, der bereits über dem Limit ist, um zu überholen, nicht vors Auto fährst."

Kollege Johnny Herbert allerdings findet: "Das liegt in der Hand des Fahrers, der überholt wird." Er spricht sich klar gegen eine Regel dafür aus. "Ich kenne diese Situation, wenn du in den Rückspiegel schaust und darauf wartest, dass derjenige hinter dir den ersten Move macht. Dann verteidige ich mich natürlich. Wenn wir daraus eine Regel machen und sagen, dies und das darfst du nicht... Für mich hat das nichts mehr mit Racing zu tun."

Die Piloten seien erfahren und clever genug, entsprechend überlegt zu handeln. "Wir haben die besten Fahrer mit dem besten Urteilsvermögen. Sie sollten in der Lage sein, Rennen zu fahren und zu entscheiden", so Herbert. Dieser Meinung ist auch Marko und kündigt an, die neue Regel anfechten zu wollen: "Man muss das beim nächsten Strategiemeeting auf die Tagesordnung bringen, das muss weg. Das hat keinen Sinn, eine derartige Einschränkung."

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