• 02. September 2016 · 14:09 Uhr

Ocon: "Ohne Gravity würde ich bei McDonald's arbeiten"

Manor-Talent Esteban Ocon im Interview: Wieso er ohne Eric Boullier Burger verkaufen würde, die Eltern alles riskierten und ihn die Blicke der Nachbarn stören

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen zwei Jahren testete Frankreichs neue Formel-1-Hoffnung Esteban Ocon (Daten und Fakten finden Sie in unserem Fahrerporträt) bereits für Ferrari, Mercedes, Lotus, Renault und Force India. Dennoch dauerte es bis zum Grand Prix von Belgien, ehe der 19-Jährige in Spa bei Manor den Sprung in die Königsklasse des Motorsports schaffte. Höchste Zeit also, den von Mercedes unterstützen Formel-3- und GP3-Meister in einem persönlichen Interview kennenzulernen: Darin verrät der Sohn eines Automechanikers, dass sein Vater für die Karriere sogar das Haus der Familie opferte, wie Eric Boullier im letzten Moment seine Karriere rettete und wieso ihn die neugierigen Blicke der Nachbarn inzwischen stören.

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Aus bescheidenen Verhältnissen in die Formel 1: Manor-Hoffnung Esteban Ocon Zoom Download


Frage: "Esteban, du kommst im Gegensatz zu Carlos Sainz nicht gerade aus einem Motorsportumfeld. Wie hast du es dennoch in die Fornel 1 geschafft? Was treibt dich an?"
Esteban Ocon: "Was mich motiviert? Meine Eltern haben alles für mich getan, damit ich es schaffe. Wie kann ich da nicht motiviert sein? Ich musste auch alles geben. Meine Eltern sind keine reichen Leute, sie haben von Minikart bis zum Beginn der internationalen Rennen alles bezahlt. Ich habe alle nationalen Meisterschaften und alle Rennen gewonnen."

"Ich hatte keine gewöhnliche Kindheit. Meine Eltern haben unser Haus verkauft, und es war nicht einfach. Wir haben in einem Wohnmobil gelebt, und mein Vater war mein Mechaniker, er musste alles selber machen. Meine Mutter war im Wohnmobil und hat ausgeholfen. Mein Vater konnte nur das erste internationale Rennen bezahlen, dann war es vorbei. Nach den französischen Meisterschaften sind Eric Boullier und Gwen Lagrue auf uns zugekommen und haben uns unter die Arme gegriffen. Gravity hat dafür gesorgt, dass ich weiter Rennen fahren kann. Es hieß also: Jetzt oder nie!"

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Eric Boullier griff Ocon mit der Managementfirma Gravity unter die Arme Zoom Download

Frage: "Was macht dein Vater beruflich?"
Ocon: "Er ist Automechaniker. Jetzt baut er ein Haus für uns, ganz alleine. Er ist ein wirklich guter Handwerker, was für uns alle ein großes Glück ist. Er werkt immer noch an seinen Autos und verkauft sie dann. Wir stammen aus der Normandie, leben in Evreux in der Nähe von Rouen. Ich lebe im Haus meiner Eltern und habe derzeit keine Pläne auszuziehen. Dort ist es ruhig."


Frage: "Wie reagieren die Nachbarn darauf, dass sie jetzt neben einem Formel-1-Fahrer leben?"
Ocon: "Sie sehen mich jetzt etwas anders an. Und auch wenn ich mit meinen Freunden essen gehe, dann fangen die Leute an zu reden. Das ist seltsam. Ich mag das nicht so sehr, weil ich ein eher ruhiger Typ bin. Es ist aber in Ordnung."


Frage: "Woher kommt die Motorsportbegeisterung in deiner Familie?"
Ocon: "Ich habe mir die Formel-1-Rennen immer im Fernsehen angesehen, aber die wahre Begeisterung kam, als ich angefangen habe, Rennen zu gewinnen. Wenn man einmal auf den Geschmack kommt, dann ist es wie eine Droge. Man kommt nicht davon los."


Frage: "Dein erstes Kart hat dein Vater gekauft?"
Ocon: "Ja, es war ein gebrauchtes Kart, und ich fuhr damit sehr lange, habe damit sehr viele Rennen gewonnen."

"Meine Eltern haben alles für mich getan, damit ich es schaffe. Wie kann ich da nicht motiviert sein?"Esteban Ocon
Frage: "Manchmal kommt es vor, dass das Kind um das Kart bettelt, manchmal kauft es aber der Vater für das Kind. Wie war es bei dir?
Ocon: "Ich habe meinen Vater nicht unter Druck gesetzt, weil ich wusste, dass es nicht einfach ist, so etwas zu kaufen. Ich hatte beim Testen also nie neue Reifen, fuhr immer mit gebrauchten Reifen. Ich war beim Training nie voran, aber im Rennen war ich dann plötzlich stark."


Frage: "Kann man sagen, dass du ohne Gravity auch den Schritt in den Formelsport nicht geschafft hättest?"
Ocon: "Ohne Gravity würde ich wahrscheinlich bei McDonald's arbeiten. Beinahe wäre es soweit gekommen, und ich hätte Burger zubereitet. Ohne Gravity wäre ich heute sicher nicht hier."

Frage: "Gegen welche Fahrer der aktuellen Pilotengeneration bist du in den Nachwuchsjahren gefahren?
Ocon: "Max, Charles Leclerc, Carlos Sainz, aber nur ein Rennen lang, Daniil Kwat, Stoffel Vandoorne, Pierre Gasly."

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Mit Mercedes-Kunde Manor schaffte Ocon den Sprung in die Formel 1 Zoom Download

Frage: "Ging dir der Aufstieg in Vergleich zu deinen Kollegen zu langsam? 2014 hätte es schon eine Chance gegeben, aber es kam nicht so weit..."
Ocon: "Ich war ein bisschen frustriert, aber ich dachte mir: Du bist jung, hast noch Zeit, und eines Tages wird es schon klappen. Ich habe meinem Management voll vertraut und wusste, dass ich vorbereitet sein werde, wenn sich eine Gelegenheit ergibt, weil ich mehr Zeit in den Monoposto-Rennwagen hatte."


Frage: "Manchmal betritt ein Neuling das Fahrerlager, und man hat das Gefühl, dass er schon sein ganzes Leben lang hier ist. Das war bei Schumacher und bei Verstappen der Fall, Vettel ist ein weiteres Beispiel. Welches Gefühl hattest du, als du zum ersten Mal hier warst?"
Ocon: "Man muss sich zunächst an die Abläufe gewöhnen. Das ist ganz normal. Es ist aber schon lange her, dass ich zum ersten Mal hier war, das war 2014 in Monaco mit Lotus. Ich fühle mich also schon zuhause, und will nichts anderes. Das ist meine Leidenschaft, mein Job, mein ein und alles. Ohne das wäre ich nicht der gleiche Mensch."


Frage: "Welche Zukunftspläne hast du? Wo sehen wir dich nächstes Jahr?"
Ocon: "Jetzt muss ich mich einmal auf diese Saison konzentrieren und mich gut schlagen."


Frage: "Gravity gibt es nicht mehr, nicht wahr?"
Ocon: "Es sind keine Fahrer mehr unter Vertrag, aber das Management gibt es immer noch."


Frage: "Du bist aber ohnehin bei Mercedes..."
Ocon: "Ja, Mercedes kümmert sich um meine Karriere. Ich schulde Gravity noch ein bisschen Geld, was ganz normal ist. Ich habe aber nicht sehr viel, also zahle ich so viel zurück wie eben möglich."

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