Antriebe für alle: Wie die neue FIA-Regel funktionieren soll

(Motorsport-Total.com) - Als Red Bull für die Saison 2016 monatelang keinen neuen Antriebspartner fand, war nicht nur das Formel-1-Projekt des Brauseriesen gefährdet. Die gesamte Serie bangte um die Zukunft ohne eines der wettbewerbsfähigsten Teams der jüngeren Vergangenheit. Mit Zitterpartien wie dieser soll ab dem kommenden Jahr Schluss sein. Das verspricht der Automobil-Weltverband FIA, der gemäß der neuen Regeln im Notfall die Hybridmotoren zuteilt. Wir erklären, wie das System funktionieren soll.

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Die FIA will eingreifen, wenn ein Team keinen Antrieb erhält Zoom Download

Um welche Fälle geht es überhaupt? Das angesprochene Szenario ist folgendes: Ein Team - dazu zählen auch Neueinsteiger mit einer Lizenz -, das in der nächsten Saison an der Formel 1 teilnehmen will, findet unter den aktuell vier Antriebsherstellern (Mercedes, Ferrari, Renault und Honda) keinen Partner, der es mit Hybridmotoren beliefert. Ob es an der Unwilligkeit der auch werksseitig engagierten Konzerne liegt, einen Konkurrenten zu stärken, oder an anderen Faktoren, ist egal.

Um welche Fälle geht es nicht? Die Teams sollen sich keinen sportlichen Vorteil verschaffen können. "Wir wollen nicht, das gepokert und ein Wechsel von einem Antrieb zum anderen das Ziel wird - um am Ende mit dem besten dazustehen", erklärt FIA-Motorenexperte Fabrice Lom. Ergo ist es ausschlaggebend, ob der betreffenden Mannschaft ein entsprechendes Angebot vorliegt. Wenn ja, ist die FIA raus. "Falls das nicht so ist, haben wir ein komplexes System eingerichtet", erklärt Lom weiter.

Welcher Antrieb wird zugeteilt? Zunächst vermittelt die FIA zwischen den Parteien und versucht, eine einvernehmliche Lösung mit einem beliebigen Hersteller zu erzielen. Sonst wird derjenige verbindlich beauftragt, der zum entsprechenden Zeitpunkt die wenigsten Kunden hat. Aktuell ist das Honda, die Japaner beliefern McLaren exklusiv. "Ist es mehr als einer, gibt es eine Abstimmung über beide, um die Entscheidung zu treffen", meint Lom. Wie genau dieser Prozess aussieht und wer Verbindlichkeiten schafft, hat die FIA noch nicht ausgearbeitet. "Ich weiß nicht, wer sich in diesem Fall den Hut aufsetzt", räumt Fabrice Lom ein.

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Was kostet ein Team ein zugeteilter Antrieb? Der Minimumpreis pro Jahr sind zwölf Millionen Euro (gilt erst ab 2018), was offenbar einer Senkung der aktuellen Tarife entspräche. Das heißt aber nicht, dass jeder Kunde in zwei Jahren diesen Betrag überweist. Lom ergänzt: "Wenn zwangsweise beliefert wird, muss man auch die Hersteller schützen. Wenn ich wüsste, dass es für jemanden verpflichtend ist, würde ich auf kostenlose Motoren pochen. Dieses Minimum ist irgendwo auch ein Maximum."

Muss die FIA schon 2017 einen Antrieb zuteilen? Die Hersteller mussten schon bis 15. Mai bei der FIA anmelden, welche Kunden sie im kommenden Jahr beliefern wollen. Im Anschluss an diese (nicht öffentliche) Formalie war nicht zu hören, dass eine Team in Problemen wäre. Bei Red Bull deutet einiges auf eine erneute Einigung mit Renault hin, höchstens der Junior-Ableger Toro Rosso (bisher mit Ferrari-Vorjahresmotoren unterwegs) steht noch vor einer offenen Zukunft.