• 01. September 2015 · 11:50 Uhr

Ex-Designer Tombazis: "Aktueller Ferrari ist mein Auto"

Ex-Designer Nikolas Tombazis schießt nach dem Rauswurf gegen Ferrari: Warum er nicht ausreichend gewürdigt wird und wieso die Scuderia seit 2008 ohne Titel ist

(Motorsport-Total.com) - Er überstand die meisten Kündigungswellen, doch am Ende musste er selbst daran glauben: Ex-Ferrari-Designer Nikolas Tombazis. Der Grieche fungierte von 2006 bis Ende 2014 als Hauptverantwortlicher für das Design der roten Renner und war auch in der Schumacher-Ära von 1997 bis 2004 bereits an Bord. Inzwischen hat der Italiener Simone Resta seinen Posten übernommen.

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Unverständnis: Tombazis kritisiert die Umstände seines Rauswurfs Zoom Download

Der Grieche, der nun aus Modena in seine Heimat zurückzieht, hadert nach wie vor mit der Kündigung. "Ich habe gemischte und komplizierte Gefühle", sagt er gegenüber dem 'Corriere della Serra'. "Aber ich lasse mir die guten Zeiten und die Tatsache, dass ich Ferrari mein Herz geschenkt habe, nicht durch die Verbitterung der letzten Zeit kaputtmachen."

Er übernimmt nicht die Schuld dafür, dass Ferrari mit dem F14-T im Vorjahr ein Pleitenjahr hinlegte. "Ich will mich nicht vor der Verantwortung drücken, aber wegen der internen Organisation habe ich am 2014er-Auto weniger gearbeitet als an anderen. Außerdem war das 2015er-Auto das erste seit dem Boliden von 2008, an dem ich rechtzeitig Hand angelegt habe." Zur Erinnerung: 2008 verpasste Felipe Massa den WM-Titel gegen Lewis Hamilton um Haaresbreite.

Tombazis fühlt sich als "Sündenbock"

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Laut Tombazis gehen Vettels Siege 2015 auch auf seine Kappe Zoom Download

Und der aktuelle Bolide wurde den Erwartungen mehr als gerecht. "Es ist das erste Auto, das vom modernisierten Windkanal profitierte", erklärt er den Aufschwung in der aktuellen Saison. "Wir arbeiten als Team, aber wie die anderen war es mein Auto. Es wurde ein Jahr im Vorhinein geplant, erwies sich sofort als stark, und ich war bis Anfang Dezember zuständig, als es bereits in Produktion war. Ich hätte mir dafür etwas Anerkennung erwartet. Und ich frage mich, was sie gesagt hätte, hätte sich der SF15-T stattdessen als schlecht erwiesen."

Dass der 46-Jährige nun seinen Hut nehmen musste, kann er nicht nachvollziehen: "Ferrari hätte mich zu einem anderen Zeitpunkt rauswerfen können, aber so schien es unlogisch. War ich der Sündenbock? Zum Teil ja. Ich hätte mir einen andere Behandlung erwartet. Leider hatte man keine Geduld."

Tombazis zeigt Loyalität zu seinen ehemaligen Mitstreitern und stellt sich somit gegen die neue Ferrari-Führung mit Teamchef Maurizio Arrivabene und Boss Sergio Marchionne: "Domenicali (Stefano, Ex-Teamchef, Anm.) und di Montezemolo (Luca, Ex-Boss, Anm.) taten mir Leid. Sie gaben mir stets viel Vertrauen, und ihr Abgang war ein Schock. Jeder hat Fehler gemacht, aber die Wiedergeburt des Jahres 2015 wurde von der alten Belegschaft gestartet."

Warum Ferrari Red Bull nicht besiegte

"Das Teamumfeld war schlecht - als hätte man eine Pistole im Rücken."Nikolas Tombazis
Einige Male waren Tombazis und Ferrari nicht weit vom großen Triumph entfernt: Nach 2008 scheiterte man auch mit Superstar Fernando Alonso in den Jahren 2010 und 2012 im letzten Saisonrennen. "Seit 2010 war Red Bull immer vor uns", was er darauf zurückführt, dass man vor der Reglementrevolution 2009 alle Energien in den Titelkampf investierte und so den Anschluss verlor. "Fernando hätte sie aber beinahe geschlagen. Hätte uns der Titel geholfen? Ja, psychologisch. Dennoch hatten wir seit 2009 nie das stärkste Auto."

Das führt er auch auf die unterschiedlichen Vorzeichen bei Red Bull zurück: "Newey ist ein Genie, aber bei Red Bull gibt es nicht den gleichen Druck wie bei Ferrari. Das Teamumfeld war schlecht - als hätte man eine Pistole im Rücken."

Im Nachhinein tut es ihm Leid, dass Alonso nicht mit Topmaterial bedient wurde: "Wir hatten nie ein Siegerauto für ihn. Er war der beste Fahrer, und vielleicht ist er es immer noch. Langsam wurde er misstrauisch, aber wenn das Auto für Rang fünf gut war, dann wurde Fernando Vierter. Ferrari hätte ihn behalten sollen - und mich."

Der Grieche hat seine Formel-1-Träume trotz des Ferrari-Rauswurfs noch nicht ad acta gelegt: "Es braut sich etwas zusammen, aber wir werden sehen. Der Kampfgeist meiner Landsleute gibt mir die Richtung vor."

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