• 04. August 2015 · 11:35 Uhr

Halbzeitbilanz: Lotus und die verschenkten Gelegenheiten

Die Halbzeitbilanz der Top-8-Teams in der Formel 1 2015: Warum Lotus das vorhandene Potenzial nicht nutzt und noch deutlich besser dastehen könnte

(Motorsport-Total.com) - 35 Punkte und Rang sechs in der Konstrukteurswertung: Diese Halbzeitbilanz von Lotus nach zehn von 19 Rennen der Formel-1-Saison 2015 kann sich auf den ersten Blick sehen lassen, vor allem wenn man das Vorjahr als Vergleich heranzieht. Denn 2014 hatte das Team bis zum Saisonende lediglich zehn Zähler gesammelt. Doch einerseits kann die Katastrophensaison 2014 für das Team kein Maßstab sein, zum anderen könnte die Lotus-Bilanz in dieser Saison noch deutlich besser ausfallen.

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Lotus befindet sich im Aufwind, stellt sich aber oft selbst ein Bein Zoom Download

"Wir müssen aufhören, Gelegenheiten zu verschenken", fordert Romain Grosjean. "Wir haben einige Punkte durch technische Fehler verloren, und in Kanada habe ich einen Fehler gemacht, der uns Punkte gekostet hat", so der Franzose. "Das müssen wir vermeiden, wenn wir Force India in der Konstrukteurswertung wieder überholen wollen."

Grosjean selbst braucht sich in dieser Beziehung aber noch die wenigsten Vorwürfe machen. Zwar verspielte er beim Rennen in Montreal durch eine unnötige Kollision beim Überrunden von Roberto Merhi ein besseres Resultat als Rang zehn, doch an den meisten anderen Ausfällen war er unschuldig.

Technikärger und Unfälle kosten Punkte

So rissen ihn in Australien und Österreich technische Probleme aus dem Rennen, in Monaco fiel er durch den wüsten Auffahrunfall von Toro-Rosso-Junior Max Verstappen aus den Punkterängen hinaus und in Großbritannien wurde er das Opfer der Startkollision mit Teamkollege Pastor Maldonado und den beiden McLaren-Fahrern. In fünf der zehn Rennen hat Grosjean jedoch gepunktet, und mit 23 Zählern hat er zwei Drittel aller Lotus-Punkte gewonnen.

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Pastor Maldonado kam nur bei zwei der zehn Rennen in die Punkte Zoom Download

Viel dürftiger sieht die Bilanz bei Maldonado aus, der nur in zwei Rennen Punkte sammeln konnte, dafür aber schon sechs Ausfälle zu verzeichnen hat. Seinen Ruf als Crash-Pilot kann Maldonado nicht abstreifen. Negativer Höhepunkt war das Rennen in Ungarn, wo er nach einer Kollision mit Sergio Perez, zu schneller Fahrt in der Boxengasse und Überholens hinter dem Safety-Car gleich drei Mal bestraft wurde.

Doch nicht an allen Ausfällen war der Venezolaner schuld. So wurde er in Melbourne und Silverstone ohne eigenes Zutun in Startkollisionen verwickelt, in Schanghai von Jenson Button auf die Hörner genommen. Zwei Mal musste er zudem sein Auto wegen Bremsdefekten vorzeitig abstellen. Deshalb gilt auch für Maldonado: "Wir müssen einige Punkte aufholen, die wir am Beginn der Saison liegengelassen haben. Dafür ist es nie zu spät", sagt er. "Wir wussten, dass diese Projekt nicht über Nacht funktioniert."

E23 ein deutlicher Schritt nach vorne

Das Potenzial dafür hat Lotus auf jeden Fall, denn in diesem Jahr verfügen Grosjean und Maldonado über ein deutlich konkurrenzfähigeres Paket als noch 2014 - und das liegt nicht nur am Wechsel von Renault zu Mercedes. "Schon als wir in Jerez zum ersten Mal mit dem Auto auf die Strecke gegangen sind, habe ich gespürt, wie sehr wir uns gesteigert haben", sagt Grosjean.


Lotus-Mad-Max-Hybrid

Auch das Auto selbst sieht nach dem Verzicht auf die gewöhnungsbedürftige Nase mit den Doppelzinken nicht nur besser aus, sondern hat vor allem ein deutlich berechenbareres Fahrverhalten. "Im vergangenen Jahr war das Auto sehr unkonstant und schwierig zu fahren. Mit dem E23 hat das Fahrern schon nach den ersten beiden Runden wieder Spaß gemacht", sagt Grosjean.

"Was die Performance betrifft, so ist es um Längen besser als im vergangenen Jahr", bestätigt Maldonado. "Damals waren wir viel zu langsam, jetzt können wir in jedem Rennen um Punkte kämpfen." Damit dieser Kampf in der zweiten Saisonhälfte öfter erfolgreich endet, wäre vor allem eine Steigerung im Qualifying notwendig, das bisher nicht die Paradedisziplin von Maldonado ist. Ihm gelang bei zehn Anläufen nur viermal der Einzug in Q3, während Grosjean siebenmal in die Top 10 der Startaufstellung fuhr.

Aussichten: Sportlich gut, wirtschaftlich ungewiss

Doch die Lotus-Piloten haben berechtigten Anlass zur Hoffnung auf eine stärkere zweite Halbzeit der Saison 2015. "In der zweiten Saisonhälfte kommen einige Strecken, die unserem Auto liegen dürften", sagt Grosjean. Seine Stärken spielte der E23 bisher vor allem auf schnellen Strecken aus, wo nicht in erster Linie viel Abtrieb gefragt ist, was die Startplätze fünf und sechs in Montreal zeigten.

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Renault verhandelt mit Lotus über eine Übernahme des Rennstalls Zoom Download

Und mit Spa-Francorchamps und Monza stehen nach der Sommerpause zwei Kurse auf dem Programm, auf denen es lange Geraden gibt, auf denen der starke Mercedes-Antrieb anschieben kann. "Mein Ziel sind die Top 10 in der Meisterschaft und die Top 5 mit dem Team", gibt Maldonado die Marschrichtung für Saisonhalbzeit zwei vor. "Ich glaube, wir haben das Potenzial dafür."

Allerdings könnte es dem Team in der zweiten Saisonhälfte schwerfallen, sich nur aufs Sportliche zu konzentrieren. Wirtschaftlich fährt Lotus weiterhin in unruhigen Fahrwassern. Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens konnte im Juli gerade noch verhindert werden, in Ungarn rückte Pirelli die Reifen erst nach der Zahlung einer offenen Rechnung heraus. Und auch die Spekulationen um eine erneute Übernahme durch Renault dürften Lotus im Spätsommer und Herbst weiter beschäftigen.

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