• 29. Juli 2015 · 10:45 Uhr

Reifenmonopol in der Formel 1: Fluch oder Segen?

Noch ist nicht klar, ob Pirelli oder Michelin die Formel 1 aber 2017 mit Reifen beliefern wird - Zum Leidwesen der Teams werden es nicht beide Hersteller sein

(Motorsport-Total.com) - Die Frage, welcher Hersteller die Formel-1-Teams ab der Saison 2017 mit Reifen ausstatten wird, ist weiterhin offen. Der FIA und dem Inhaber der kommerziellen Rechte liegen die Bewerbungen von Michelin und von Pirelli vor. Während die Franzosen, die zuletzt in der Saison 2006 im Grand-Prix-Sport aktiv waren, für eine neue Herangehensweise plädieren (18-Zoll-Räder und Einstopprennen), stellen die aktuell als Exklusivlieferant engagierten Italiener keine Bedingungen.

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Titelduell 2006: Renault mit Michelin gegen Ferrari mit Bridgestone Zoom Download

"Unterm Strich wird es wohl darauf hinauslaufen, dass derjenige Hersteller den Zuschlag erhält, der das meiste Geld überweist", sinniert Christian Horner. Doch dieser Ansatz geht dem Red-Bull-Teamchef nicht weit genug. "Eine 18-Zoll-Felge und nur noch ein Boxenstopp tragen nicht dazu bei, dass ein Rennen spektakulärer wird. Ich finde, wir sollten den entgegengesetzten Weg einschlagen: Zweistopp- oder Dreistopprennen, ein kontrollierter Abrieb der Reifen und vielleicht mehr Freiheiten für die Teams, wenn es um die Auswahl der Mischungen geht", so Horner.

Pirelli zeigt sich diesbezüglich offen, ist wie schon in der Vergangenheit bereit, die Wünsche der Formel-1-Oberen zu erfüllen. So hofft Horner, dass die Italiener auch über 2016 hinaus im Geschäft bleiben und merkt an: "Mit den Autos, die 2017 kommen werden, wird die Herausforderung hoffentlich größer. Pirelli wird damit hoffentlich Erfolg haben."


Pirelli präsentiert die Formel-1-Saison 2015

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Reifenhersteller Pirelli erklärt die technischen Änderungen in der Formel-1-Saison 2015 und präsentiert die neuen Reifen Weitere Formel-1-Videos

Auch Toto Wolff würde einen Verbleib von Pirelli in der Formel 1 begrüßen, hätte aber auch nichts gegen frischen Wind. "Zunächst einmal sollte man seinen aktuellen Partner respektieren. Wir haben mit Pirelli verschiedene Phasen erlebt und sie hatten eine recht schwierige Aufgabe, das zu erfüllen, was gerade gefragt war. Wir wollten mehr Stopps und einen spektakulären Reifen, der schnell an Grip verliert - den wir vor einigen Jahren hatten und dann nicht mochten. Als Reifenhersteller ist die Sicherheit das Wichtigste. Deshalb wurden sie konservativer, was zu weniger Stopps führte", erinnert der Mercedes-Motorsportchef.

"Vor uns liegt ein weiteres Jahr mit Pirelli. Was auch immer danach passiert, wir müssen uns auf diese Partnerschaft konzentrieren und sie für 2016 hinbekommen", so Wolff weiter. "Wir müssen in dieser Partnerschaft gemeinsam den bestmöglichen Reifen für die bestmögliche Show 2016 produzieren. Was danach passiert, liegt nicht in unseren Händen. Das ist eine Angelegenheit für die FIA und den kommerziellen Rechteinhaber." Mercedes-Pilot Nico Rosberg meint, dass es "für die Show sicherlich das Beste wäre, wenn es hinsichtlich der Reifen ein wenig Abwechslung gibt".

Sauber plädiert für Reifenwettbewerb

So findet Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn: "Man sollte sich einmal fragen, warum man nicht wieder zwei Lieferanten haben möchte. Man spricht immer von diesem 'Reifenkrieg', aber so etwas kann man ja eindämmen, indem man entsprechende Regeln macht, dass sie einfach nicht wie wild entwickeln können. Es ist ja ihre Sache, was sie an die Strecke bringen wollen und wie viel sie dafür investieren möchten."

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Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn: "Warum nicht wieder zwei Lieferanten?" Zoom Download

"Für die Teams war das eine gute Zeit, denn wir haben die Reifen kostenlos bekommen und haben für das Marketing und das Sponsoring sogar Geld bekommen", blickt Kaltenborn auf die Jahre des Reifenwettbewerbs zwischen Michelin und Bridgestone zurück und unterstreicht: "Wenn es darum geht, würde ich so einen Wettbewerb begrüßen."

"Aus kommerzieller Sicht ist es natürlich so: Je mehr Geld von einem Reifenhersteller bereitgestellt wird, desto besser ist es für die Teams", kann Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost den Gedanken Kaltenborns nachvollziehen. Auch Manor-Marussia-Geschäftsführer Graeme Lowdon stimmt zu: "Wenn es auf einen neuen Reifen-Deal hinausläuft, der die Teams dazu bringt, tiefer in die Tasche greifen zu müssen, dann wird es uns wieder am Geld fehlen."

Reglement sieht Monopol vor

Sauber-Teamchefin Kaltenborn, die einen Reifenwettbewerb grundsätzlich begrüßen würde, spannt den Bogen noch weiter: "Ich glaube, man sollte das nicht immer negativ sehen mit dem Schlagwort 'Reifenkrieg'. Das war einfach eine von ihnen gewollte Folge. Wenn man sich all diese Bereiche ansieht, dann gehen wir ja jedes Mal den gleichen Weg. Wir haben genau dieses Thema auch auf der Chassis-Seite, weil die Kosten da immer weiter steigen. Auch hier kann man eine Regelung einführen."

"Irgendwo muss man es ja mal lernen."Monisha Kaltenborn
"Wir haben genau das gleiche Thema bei den Motoren. Also sollte man vielleicht konsequenterweise sagen, es soll nur einen Motor geben. Dieser 'Motorenkrieg' ist ja genau das gleiche. Die Entwicklungskosten werden immer höher und wir haben genau die gleiche Diskussion bei den Reifen", sagt Kaltenborn und fügt mit einem Lachen hinzu: "Irgendwo muss man es ja mal lernen." Das aktuelle Reglement lässt nur einen Reifenlieferanten zu. "Das kann man sicherlich ändern, aber die Entscheidungsträger müssen das eben wollen", bemerkt die Sauber-Teamchefin vielsagend.
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