• 06. Juli 2015 · 07:12 Uhr

Action und Boom in Silverstone: Formel-1-Krise schon vorbei?

In Silverstone hat sich die Formel 1 von ihrer besten Seite gezeigt: Spannendes Rennen und viele Zuschauer - Ist die Krise der Königsklasse jetzt vorbei?

(Motorsport-Total.com) - "Seht ihr das nicht? Wir haben eine Krise!", lacht Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem Großen Preis von Großbritannien bei 'Sky Sports F1'. Zuvor hatte Lewis Hamilton den tosenden Fans einen Heimsieg bei einem packenden Grand Prix beschert. "140.000 Fans stürmen auf die Strecke, langweiliges Rennen", grinst der Österreicher ironisch und gibt damit die Antwort auf den Sturmwind der Kritik in den vergangenen Wochen.

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Im ausverkauften Silverstone jubelten 140.000 Fans Sieger Lewis Hamilton zu Zoom Download

Die Formel 1 steckt in der Krise, hieß es immer. Sinkende Zuschauerzahlen, schlechtere Einschaltquoten und ein spannungsarmer Sport ließen die Königsklasse in einem schlechten Licht dastehen, doch das Rennen von Silverstone belehrte alle Kritiker eines besseren. "Das war das beste Rennen, das ich überhaupt gesehen habe. Besser kann man es nicht machen", jubiliert Niki Lauda bei 'RTL'. Und sein ehemaliger Gegner Jackie Stewart erklärt bei 'Sky': "Das war eines der besten Rennen seit langem und auf jeden Fall der beste Grand Prix in diesem Jahr."

Die Formel 1 in einem neuen Hoch? Wenn man das Rennen von Silverstone betrachtet, könnte man zu diesem Schluss kommen. Das Rennen war packend, hatte bis zum Schluss viele Wendungen, und nach der ersten Runde wusste man nicht, wer gewinnen würde. "Durch den Regen am Schluss und den Kampf mit Williams war es voller Überraschungen. Besser kann man Formel-1-Motorsport nicht bieten!", unterstreicht Lauda.

Umstände helfen Rennverlauf

Doch es gibt es Sprichwort: "Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn." War Silverstone das Korn, das die blinde Formel 1 gefunden hat? War das Rennen nicht zufällig durch den guten Start der Williams und die Wetterkapriolen so spannend? "Ich denke, das englische Wetter hat geholfen", erklärt Rennsieger Lewis Hamilton und glaubt nicht, dass alle Probleme der Königsklasse so einfach gelöst sind: "Es gibt immer noch einige Dinge, und die Sicht der Kritiker ist vermutlich in vielen Bereichen immer noch gültig."

Dennoch sollte man nicht alles verteufeln, meint der Brite, der seinen heimischen Fans ein besonderes Erfolgserlebnis bescheren konnte. In Silverstone hat sich die Formel 1 jedenfalls von ihrer besten Seite gezeigt, denn 140.000 Zuschauer am Sonntag zeigen, dass die Fans die Rennserie immer noch ins Herz geschlossen haben. Im "Home of British Motor Racing" ist die Formel 1 immer noch so populär wie eh und je.

"Wir hatten ein tolles Publikum hier, und ich glaube, das liegt daran, dass wir einen britischen Weltmeister haben", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Lewis schlägt sich gut, und es ist schön, dass wir den Fans heute ein tolles Rennen liefern konnten." Ohne Zweifel sorgen die Leistungen von Hamilton in England für einen Formel-1-Boom, den Spanien durch einen nicht konkurrenzfähigen Fernando Alonso nicht mehr hat.

Wolff: "Das Produkt funktioniert"

Doch ist es wirklich nur die Verbindung von Zugpferd Hamilton und der Motorsportleidenschaft der Briten, dass die Formel 1 hier nichts vom Zuschauerschwund merkt? Das sieht Toto Wolff anders und blickt zurück: "Spielberg war ein Erfolg, davor Kanada war ausverkauft, Monaco war ausverkauft - und den Hügel in Monaco habe ich noch nie so voll gesehen", meint der Österreicher, dass die Königsklasse weiter in der Erfolgsspur ist.

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Toto Wolff sieht den Zuschauerzuspruch in der Formel 1 immer noch gegeben Zoom Download

Allerdings darf man dabei auch nicht verschweigen, dass die Zuschauerzahlen in Spielberg und Monaco, wo man extra weniger Tribünen aufgebaut hatte, rückläufig waren. Doch Wolff ist unbesorgt: "Ich glaube, das Produkt funktioniert noch immer. Ich glaube nicht, dass wir die Freude an der Formel 1 oder dem Automobilrennsport verloren haben. Manchmal gibt es langweilige Rennen, manchmal gibt es gute Rennen", so der Österreicher.

Silverstone war für die Außendarstellung der Formel 1 zumindest ein Volltreffer und dürfte der angekratzten Reputation neuen Glanz verleihen. Generell sollte man aber jetzt nicht wieder mit dem Himmelhochjauchzen anfangen, treten die Beteiligten auf die Bremse. Doch Silverstone hat gezeigt, wie es geht: "Danach müssen wir weiter streben: gute Rennen und herausfordernde Autos", sagt Horner. "Das ist der richtige Ansatz." Dann ist Silverstones Erfolg keine Eintagsfliege, und dann kann man vielleicht auch aufhören, Formel 1 mit dem Wort "Krise" zu verbinden.

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