• 03. Juli 2015 · 21:48 Uhr

Teamchefs: Medien schuld am schlechten Formel-1-Image

Kritik an den Kritikern: Für die Teamverantwortlichen der Formel 1 sind die Journalisten Schuld am schlechten Image der Rennserie

(Motorsport-Total.com) - Die Popularitätskrise der Formel 1 ist in diesem Jahr ein Dauerthema im Fahrerlager. Negativ-Schlagzeilen schaden dem Image der Serie und sind daher vielen Teamverantwortlichen, die ihr Produkt in einem möglichst guten Licht dargestellt sehen wollen, ein Dorn im Auge. Und so richtet sich seit geraumer Zeit der Groll einiger Teamchefs auf die Überbringer dieser schlechten Nachrichten: Die Medienvertreter.

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Schlechte Stimmung: Teamchefs sind von den Journalisten genervt Zoom Download

Allen voran Mercedes-Sportchef Toto Wolff hatte sich in der Vergangenheit darüber beklagt, dass die Serie in den Medien zu schlecht wegkommt und die Journalisten damit eine Mitschuld am schlechten Image der Formel 1 hätten. Am Freitag kam es bei der Pressekonferenz im Rahmen des Grand Prix von Großbritannien zwischen den Teamverantwortlichen und den Medienvertretern wegen dieses Themas zum Disput.

Auf die Frage eines britischen Zeitungsjournalisten, ob sich die Teams hier nicht den falschen Sündenbock suchen würden, antwortete McLaren-Rennleiter Eric Boullier noch gutgelaunt: "Nun, wir mussten jemanden finden, dem wir die Schuld geben, und das seit nun mal ihr Jungs." Doch aus diesem Spaß wurde dann ganz schnell Ernst, denn Lotus-Geschäftsführer Matthew Carter war gar nicht zum Lachen zu Mute.

Louts-Geschäftsführer: Negative Stimmung geht von der Presse aus

"Ich glaube ehrlich gesagt, dass die negative Stimmung von der Presse ausgeht", sagt er. Auf den Einwand des Journalisten, dass Formel-1-Chef Bernie Ecclestone mit Aussagen wie "ihr mir ein beschissenes Produkt gegeben" wohl mehr zur negativen Stimmung beitrage, antwortet Carter: "Ich denke, dass er nur darauf reagiert, was in der Presse geschrieben wird."


Fotos: Großer Preis von Großbritannien


"Bernie möchte, dass der Sport für die Fans wieder attraktiver wird, aber die lesen nun einmal das, was geschrieben wird. Natürlich hören sie, was Bernie sagt, aber sie lesen auch eure Geschichten. Und wenn die negativ sind, lesen sie das und nichts Positives", so Carter weiter. "Es ist vielleicht einfacher, negative als positive Geschichten zu schreiben. Das ist meine persönliche Meinung."

Dieser Meinung schließt sich auch Force-India-Teamchef Vijay Mallya mit einem etwas differenzierterem Beispiel an: "Die Medien können zwei verschieden Sichtweisen abbilden. Sie können sagen: 'Der Sport ist langweilig, weil die beiden Mercedes um Meilen schneller als die anderen sind', oder sie können sagen: 'Wow, Mercedes hat einen fantastischen Job gemacht.' Es ist die Entscheidung der Medien, wie sie das präsentieren."

Bessere Rahmenbedingungen = positivere Schlagzeilen

Für Claire Williams kommen die positiven Aspekte der Serie in der Berichterstattung ebenfalls zu kurz. "Die Formel 1 ist eines der weltweit am stärksten verfolgten Sportereignisse. Vor einigen Jahren dachte ich: 'Tolle Fahrer, fantastische Autos, sie sind Raketenwissenschaft und die Krone der Schöpfung.' Wir müssen heute wieder mehr die positiven Aspekte sehen."

Für Boullier sind auch die veränderten Rahmenbedingungen Schuld an der negativen Stimmung. "Vor zehn Jahren waren viele Hersteller hier vertreten, das Geld floss in Strömen, die Formel 1 war in Mode. Damals hat sich keiner beschwert, denn alle konnten mit diesem Geschäftsmodell gut leben", so der McLaren-Rennleiter. "2010 sind dann, vereinfacht gesagt, fast alle Hersteller ausgestiegen. Plötzlich hatten wir nicht mehr so viel Geld, aber immer noch die gleichen Kosten. Darauf mussten wir reagieren, und da setzte die negative Stimmung ein."

Dieses Grundproblem des ständigen Überlebenskampfs, der nicht nur die Teams, sondern auch viele Medien betrifft, ist für Boullier der Quell des Übels und müsse vorrangig bekämpft werden. Das sieht auch Mallya so. "Wenn das Überleben aller Beteiligten in der Formel 1 gesichert ist, werden wir aufregendere Rennen sehen und ein viel positiveres Medienecho haben."

Zurückkommend auf die Aussage Ecclestones wollte ein Reporter dann noch von der Runde wissen: "Wenn der Geschäftsführer Ihres Unternehmens Ihr Auto oder Produkt als 'beschissenes Produkt' bezeichnet, würden Sie dann erwarten, dass er gefeuert wird?" Während sich Boullier, Carter und die anderen um eine klare Antwort wanden, sprach nur Mallya Klartext: "Wenn das Produkt beschissen wäre, sollte er es nicht verkaufen. Da er es aber verkauft und mit diesem beschissenen Produkt Milliarden verdient, sollte er mit allen Beteiligten daran arbeiten, dass es nicht mehr beschissen ist."

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