• 02. Juli 2015 · 23:41 Uhr

Expertenkommission: Mosley will Strategiegruppe abschaffen

Radikale Vorschläge und wenig schmeichelhafte Worte für seinen Nachfolger Todt: Mosley will eine Budgetobergrenze und einen entschiedeneren Ecclestone

(Motorsport-Total.com) - Wenn es um Schreckensszenarien bezüglich der Formel 1 und ihrer Zukunft geht, dann werden die mahnenden Stimmen nicht nur immer lauter, sondern auch immer prominenter. In die Phalanx der Kritiker spannt sich Ex-FIA-Präsident Max Mosley ein. Dem 'Telegraph' sagt der Mann, der sich dank seiner kürzlich erschienen Autobiographie wieder großer Medienaufmerksamkeit erfreut: "Es gibt keine zwei Wege: Macht die Formel 1 so weiter, dann steuert sie auf eine gewaltige Krise zu."

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Seit Erscheinen seines Buches ist Max Mosley wieder ein gefragter Mann Zoom Download

Der Status Quo ist laut dem 75-Jährigen alles andere als befriedigend: "Die Zukunft ist bei sechs von zehn Teams ungewiss, der Rennsport ist künstlich, die Kosten zu hoch. Alles sorgt für wenig umkämpftes und langweiliges Geschehen." Doch Mosley verspricht Abhilfe. Sein Plan setzt nicht darauf, die Abstände zwischen großen und kleinen, dominanten und krisengebeutelten Teams per Reglement zu schließen: "All diese Ideen, um die Lücken zu eliminieren, wäre sehr schlecht."

Stattdessen schlägt Mosley vor, die kleinen Mannschaften konkurrenzfähiger zu machen, indem sie mehr von dem Geld erhalten, das die Formel 1 ohnehin umsetzt. Das ist an sich nicht neu, und auch sein zweiter Vorschlag hat schon Staub angesetzt: eine Budgetobergrenze von zum Beispiel 85 Millionen Euro pro Saison, dafür aber viel mehr technische Freiheiten. "Über Nacht wäre das Feld wettbewerbsfähiger und die Sache für die breite Masse interessanter", verspricht Mosley.

Hamilton sieht Mercedes nicht in der Verantwortung

Ein Dorn im Auge ist ihm auch die Strategiegruppe. Den Mechanismus zur Reglementerstellung bezeichnet er als "komplett hoffnungslos", weil die Teams praktisch alles blockieren können und somit vom Teilnehmer zur Vetomacht werden. "Sogar, wenn Bernie und Jean (Ecclestone und Todt; Anm. d. Red.) sich einig sind, wird es schwierig." Mosley fordert, die Mannschaften sollten sich "wie Erwachsene benehmen" - gemeint ist damit offenbar Einlenken zugunsten der Allgemeinheit.


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Weltmeister Lewis Hamilton sieht das ganz anders und streitet Mercedes-Verantwortung für das Funktionieren eines neuen Reglements ab: "Es ist nicht unsere Aufgabe, den Sport aufregender zu gestalten. Diese Entscheidungen müssen von anderen Leuten getroffen werden", findet er. Wieso die Teams dann allerdings in den entsprechenden Gremien vertreten sind, kommentiert Hamilton nicht. Er gibt sich unbeteiligt und als Vollgas-Tier: "Während eines Rennens denkt ein Fahrer nicht daran, wie gut die Show ist. Das einzige, woran man denkt, ist der Pilot vor oder hinter einem."

Mosleys Wunschgremium: Brawn, Whiting und Wright

Mosley skizziert außerdem eine Alternative: Er will die Strategiegruppe ganz abschaffen und drei unabhängige Experten an ihre Stelle setzen. Leute, die den Sport kennen, aber keine Fußsoldaten sind. Er denkt an Ex-Mercedes-Teamchef Ross Brawn, an FIA-Rennleiter Charlie Whiting und den FIA-Sicherheitschef Peter Wright. "Drei perfekte Kandidaten", betont der Brite. Für Todt hat er einen weiteren Tipp in petto: Mosley rät dem "kleinen General", öffentlich mehr zu fordern, als er eigentlich will, um zu seinem Ziel zu kommen.

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Zu unentschlossen, zu unbeteiligt: Mosley kritisiert seine alten Weggefährten Zoom Download

"Keine Ahnung, ob er nicht dazu in der Lage ist, aber ich glaube auch nicht, dass er es will. Er glaubt, die Formel 1 sollte so weitermachen und sich selbst führen. Er verspürt offenbar nicht mehr, dass es an ihm wäre, sich um sie zu sorgen", so Mosley. Die Ausrichtung der Todt-Präsidentschaft auf das Thema Sicherheit im Straßenverkehr befürwortet er hingegen ausdrücklich, schließlich initiierte er selbst Kampagnen rund um Crashtest-Verfahren, um Türen zu öffnen und mit Politikern ins Gespräch zu kommen.

Dieses Modell erkennt Mosley jedoch nicht mehr wieder: "Jean hat es in eine andere Richtung gedreht und zu den Vereinten Nationen der Sicherheit im Straßenverkehr gemacht." Seine Vorschläge aktiv durchzusetzen kommt für Mosley, der eine Einladung zur Strategiegruppen-Sitzung am Mittwoch ausschlug, nicht mehr infrage: "Meine Zeit ist vorüber und es gibt viele Leute, die die Probleme lösen können. Bei Bernie ist aber nicht mehr klar, was er eigentlich durchsetzen will."

Entsprechend sei Ecclestones Problem nicht, dass es ihm an Macht mangele, sondern eher an Entschlossenheit: "Wäre das der Fall, dann wäre er dazu in der Lage, wie er es schon immer gewesen ist. Es braucht deshalb unabhängige Vorschläge, die sich Bernie zu eigen machen kann", plädiert er erneut für die beschriebene Reform der Strategiegruppe.

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