FIA-Präsident Jean Todt verteidigt seinen Führungsstil
FIA-Präsident Jean Todt spricht über seine Beziehung zu Bernie Ecclestone, seinen Führungsstil, Kritik an seiner Person und vergleicht sich mit Max Mosley
(Motorsport-Total.com) - Seit Oktober 2009 regiert Jean Todt an der Spitze des Motorsportweltverbandes (FIA). Während seiner Amtszeit ist das Aushängeschild der FIA, die Formel 1, in unruhiges Fahrwasser geschlittert. Steigendes Desinteresse vonseiten der Fans, hohe Kosten oder ungerechte Verteilung der Einnahmen sind nur einige wenige Themen, die die Königsklasse derzeit beschäftigen. Todt muss sich seit Amtsantritt Vorwürfe einer schwachen Führung gefallen lassen.
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Jean Todt gelassen: Den Franzosen lässt Kritik von Bernie Ecclestone kalt Zoom Download
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Max Mosley agiert der Franzose eher im Hintergrund und kümmert sich intensiv um andere Projekte. Er selbst sieht die Königsklasse nicht in der Krise, er spricht lediglich von kleinen Problemen und kritisiert das Kaputtreden der Formel 1 durch deren Vertreter.
Der Ex-Ferrari-Teamchef, der gemeinsam mit Michael Schumacher Formel-1-Geschichte geschrieben hat, argumentiert: "Ich bin vorbereitet darauf, kritisiert zu werden und ich bin vorbereitet darauf, von Kritik zu lernen, wenn sie mir etwas bringt - ich kann damit umgehen und sie gibt mir Input, was ich gerne aufnehmen", gibt sich der 69-Jährige diplomatisch.
Todt: "Wenn ich Konfrontationen umgehen kann, tue ich das auch"
Zuletzt hagelte es Kritik an Todts Person von Bernie Ecclestone. Der Formel-1-Rechteinhaber meinte, dass Todt "zu demokratisch" agiere. Der Franzose kennt Ecclestone gut und weiß: "Er erzählt dir vielleicht, dass ich sein bester Freund bin und fünf Minuten später, dass ich der größte Idiot bin, den er in seinem Leben je getroffen hat. Damit kann ich leben. Ich werde mich sicher nicht einmischen, weil - hilft das dem Sport? Es erzeugt nur unnötiges Getratsche."
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1969 trafen sich Bernie Ecclestone und Max Mosley zum ersten Mal, im Rahmen eines Formel-2-Rennens. Erst bei einem Meeting der damaligen Formula One Constructors Association (FOCA) im Jahr 1971 kam es aber zum ersten Gespräch der beiden Männer, die die Kontrolle über die Königsklasse des Motorsports schon bald an sich reißen sollten. Fotostrecke
Todt holt weiter aus: "Wenn Bernie, wenn Donald (McKenzie, CVC Capital; Anm. d. Red.), wenn Peter Brabeck (Formel-1-Vorsitzender; Anm. d. Red.) sagen würden 'Warum machst du das oder das nicht?' dann bin ich gewillt, das aufzunehmen. Weniger glücklich bin ich, wenn Bernie meint 'Wir brauchen die FIA nicht, das sind alles Idioten', weil er die FIA nicht loswerden kann." Er nehme Kritik sehr gerne an, wenn diese konstruktiv ist, so der Franzose.
Todt über Mosley: "Ein kluger Mann mit eigenem Stil"
Über Ecclestone meint Todt: "Das ist seine Art, ich möchte ihn auch gar nicht ändern. Aber ich möchte es anders machen, wenn möglich ohne unnötige Kontroversen. Es wird immer solche Leute geben, die darauf aus sind, Dinge zu zerstören und alles dafür tun. Wenn man Dialog und Diskussion initiiert, dann funktioniert es, das ist vielleicht anders als in der Vergangenheit", kann er sich einen kleinen Seitenhieb auf seinen Vorgänger Max Mosley nicht verkneifen.
Todt war selbst Teamchef unter der Amtszeit des Briten: "Max ist ein sehr kluger Mann und er hatte seinen eigenen Stil. Ich möchte nicht behaupten, dass ich klug bin, aber ich habe eben meinen eigenen Stil und der ist komplett anders. Max hatte 16 Jahre lang viele Dinge zu tun." Nun sei aber seine Zeit gekommen. Todt betont, dass er glücklich ist, wenn seine Arbeit nach seiner Amtszeit beurteilt werde - das sei eben Teil des Jobs.