• 25. Juni 2015 · 13:18 Uhr

Formel-1-Technik: Testfahrten an den Grenzen des Reglements

Force India und Williams loteten beim Spielberg-Test die Grenzen des Regelwerks aus: Neue Nase gibt Rätsel auf, Winglets nur zu Testzwecken

(Motorsport-Total.com) - Hatte es bei den vorangegangenen Testfahrten während der Saison kaum neue Teile gegeben, so waren beim zweitägigen Test in Österreich einige Neuentwicklungen zu sehen. Allen voran Williams und Force India sorgten auf dem Red-Bull-Ring mit neuen Teilen für Aufsehen. Wären diese an einem Rennwochenende zum Einsatz gekommen, hätte die Konkurrenz längst das Regelbuch gezückt und ob der Legalität nachgeschlagen.

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Force India testete in Spielberg zeitweise eine Nase mit zwei Nasenlöchern Zoom Download

Während Williams ein eindeutig illegales Teil montierte, gibt die Force-India-Nase durchaus Rätsel auf. Die beim Test eingesetzte Nase bestach durch zwei markante Nasenlöcher, mit deren Hilfe Luft durch die Crashstruktur hindurch geleitet wurde. Darüber hinaus testete Force India weitere neue Teile der B-Version des VJM08.

Was die Nase betrifft, so wurden für diese Saison neue Regeln aufgestellt. Die spitzen Fingernasen der vergangenen Saison sind verboten. Viele Teams haben sich für eine äußerst kurze Nase entschieden, weil so der Luftstrom in Richtung Heck nur wenig gestört wird.

Force Indias Nasenlöcher

Die bisherige Force-India-Nase war etwas länger und kam deshalb einfacher durch die Crashtests, war hinsichtlich der Aerodynamik aber von Nachteil. Die neue Nase lässt dank der Nasenlöcher einen besseren Luftstrom entlang des Autos zu. In der Länge ist die Nase aber unverändert geblieben, um die Crashtests der FIA bestehen zu können.

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Legal oder nicht? Die Nasenlöcher am Force India geben Rätsel auf Zoom Download

Die Frage, die sich nun stellt: Ist die neue Force-India-Nase legal oder nicht? Entweder ist sie dank einer peinlich genauen Interpretation des Nasenreglements legal oder aber sie ist nur als Lösung für Testfahrten gedacht, bevor man eine neue kurze Nase bringt.

Seit 2009 sind belüftete Nasen laut Reglement verboten. Die Vorschrift geht auf die Ferrari-Nase aus der Saison 2008 zurück. Demnach muss die Nase eine geschlossene Einheit bilden. Öffnungen wie bei der von Force India während des Spielberg-Tests eingesetzten Nase sind eigentlich verboten. Bei genauem Studium der Regeln fällt jedoch auf, dass die Vorschrift nur für den Mittelteil der Nase gilt, nicht für die vorderen und hinteren 150 Millimeter.

Es ist möglich, dass dank dieser ausgenommenen Bereiche eine Nase wie von Force India präsentiert, legal ist. Der vom indischen Team eingeschlagene Weg bedeutet, dass man die Struktur der alten Nase beibehalten, dank der Öffnungen den Luftstrom aber trotzdem verändern kann. Weil diese Lösung womöglich keinen neuen Crashtest erfordert, kann sie durchaus als kostensparend angesehen werden.


Fotos: Formel-1-Testfahrten in Spielberg


Weitere neue Teile der B-Version des Force India VJM08 sind ein neuer Frontflügel, neue Luftleitbleche und neue Seitenkästen. Der Frontflügel folgt dem Prinzip von Red Bull - von der Form des Flügels über die Form der Endplatten bis hin zum aufgesetzten Winglet.

Beim Design der Seitenkästen hat sich Force India in der gesamten Boxengasse Ideen abgeschaut. Wie beim Toro Rosso ist die Colaflaschenform am Heck jetzt sehr stark ausgeprägt. Das heißt, die Seitenkästen verjüngen sich nach hinten hin stark. Die Auspuffendrohre folgen dem Beispiel von Lotus. Bis zum Grand Prix von Großbritannien werden weitere neue Teile hinzukommen.

Williams' Winglets

Williams war am ersten Testtag mit interessanten Winglets vor den Hinterrädern unterwegs. Ein zweiteiliger Flügel an dieser Position generiert Aufwind. Dieser Aufwind wiederum ist sowohl hinsichtlich des Abtriebs am Heck als auch hinsichtlich des Luftstroms um die Hinterräder hilfreich.

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Die Winglets vor den Hinterräderen des Williams sind laut Reglement verboten Zoom Download

Seit 2009 allerdings sind derartige Zusatzflügel verboten. Es gibt rund um die Seitenkästen eine ganze Reihe fest definierter "Verbotszonen". Ein genauer Blick ins Regelbuch offenbart für den Bereich vor den Hinterrädern zwar ein kleines Schlupfloch, aber keines, in das die Williams-Winglets hineinpassen würden.

Wie inzwischen klar ist, wurden die Winglets nicht im Hinblick auf zukünftige Renneinsätze montiert, sondern nur als vorübergehende Anbauteile, um für künftige Entwicklungsschritte den aerodynamischen Effekt am Heck des Autos zu evaluieren. Wie es Williams allerdings schaffen will, einen vergleichbaren Aufwind mit legalen Teilen zu erzielen, bleibt ein Rätsel.

Die Regeln für die Verkleidung verbieten derartige Teile. Die einzige Möglichkeit wäre eine flügelartige Erweiterung der Seitenkästen, die an die Zeit vor 2009 erinnern würde. Es deutet also vieles darauf hin, dass diesem Bereich der Autos künftig größere Aufmerksamkeit zukommen wird.

Zusätzlich zum Winglet schraubte Williams im hinteren Bereich eine Erweiterung des Unterbodens an den FW37. Auch dabei handelte es sich nicht um ein legales Teil, sondern um eine vorübergehende Lösung zur Untersuchung des Luftstroms. So war die Erweiterung des Unterbodens während der Testfahrten zeitweise mit Sensoren bestückt.

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