• 26. März 2015 · 17:25 Uhr

Formel-1-Fan-Erlebnis: Was Australien besser macht als andere

Im Bemühen, das Fan-Erlebnis beim Vor-Ort-Besuch eines Formel-1-Rennens zu verbessern, gilt der Grand Prix von Australien in Augen vieler als Paradebeispiel

(Motorsport-Total.com) - Mit der Gründung einer "Promotional Working Group" (kurz: PMG) Ende des vergangenen Jahres hat sich die Formel-1-Gemeinde zum Ziel gesetzt, das Fan-Erlebnis sowohl während als auch abseits der Rennwochenenden zu verbessern. Vorsitzende der Arbeitsgruppe ist die stellvertretende Williams-Teamchefin Claire Williams. Unter ihrer Aufsicht kommen Mitglieder der Formel-1-Szene nun regelmäßig zusammen, um Verbesserungen anzuregen.

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Der Grand Prix von Australien in Melbourne ist seit Jahren gut besucht Zoom Download

Was das Fan-Erlebnis vor Ort betrifft, so wird von vielen häufig der Grand Prix von Australien in Melbourne als Paradebeispiel genannt. Was aber unterscheidet das Event auf dem Fünften Kontinent von anderen, etwa den traditionellen in Europa oder kürzlich in den Kalender aufgenommenen Events in Asien und im Mittleren Osten?

"In Melbourne gibt es einfach so viel zu erleben. Alles ist größer und besser", rührt Andrew Westacott, Geschäftsführer der Australian Grand Prix Corporation (AGPC) kräftig die Werbetrommel für den Grand Prix im eigenen Land. Er kann es sich erlauben, schließlich fanden auch in diesem Jahr wieder mehr als 100.000 Zuschauer den Weg in den Albert Park - nur am Rennsonntag wohlgemerkt. Über das gesamte Wochenende lag die Zahl der Zuschauer laut Westacott bei 314.900.

Volles Entertainment-Programm für die Fans

"Weil auf einem temporären Kurs gefahren wird, müssen wir sicherstellen, dass wir die Fans Jahr für Jahr aufs Neue gewinnen, ihnen Jahr für Jahr etwas Neues bieten und so die Messlatte stetig höher legen", erklärt der AGPC-Geschäftsführer die Philosophie hinter dem Australien-Grand-Prix, der vor zwei Wochen zum 20. Mal in Melbourne stattfand.

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Mit Action auf und neben der Strecke werden die Fans in Melbourne unterhalten Zoom Download

Mit seinem Anspruch, die Messlatte höher zu legen, meint Westacott nicht allein die Action auf der Strecke. "Es geht um das Geschehen auf der Strecke, um das Geschehen abseits der Strecke, um das Entertainment, um die Preispolitik, einfach um das komplette Erlebnis", sagt er und führt an: "Wir haben von 11:00 Uhr bis 19:00 Uhr Betrieb auf der Strecke. Einlass für die Zuschauer ist ab 10:30 Uhr bis 20:00 Uhr. In diesem Zeitraum gibt es eine Kombination aus Familien-Entertainment, Unterhaltung mit Bezug zum Auto, Sponsorenaktivitäten und Motorsport abseits der Strecke."

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery beschreibt das Erlebnis Grand Prix von Australien aus seiner Sicht: "Wenn man herumläuft und sieht, welche Anstrengungen für den Aufbau der Veranstaltung unternommen werden, dann stellt man fest, dass es weit mehr als nur ein Rennen ist. Für die Fans geht es nicht einfach nur darum, auf der Tribüne zu sitzen. Es geht darum, herumzulaufen und beispielsweise historische Rennwagen und Straßenfahrzeuge zu bewundern. Zudem gibt es die Rennen der V8-Supercars und all die Aktivitäten für Kinder. Es wird viel getan, um das Wochenende als Ganzes zu einem Erlebnis zu machen."

Australien zeigt es dem Rest der Welt

Auch Claire Williams lobt in ihrer Funktion als Vorsitzende der PWG die Arbeit der Veranstalter des Australien-Grand-Prix: "Sie machen einen hervorragenden Job. Es geht nicht nur darum, wie sie ihre Arbeit erledigen. Es geht darum, wie die australische Bevölkerung dem Sport gegenübersteht." Die "Aussies" haben laut Williams einfach "die Mentalität, den Sport zu lieben". Als Beispiel nennt sie den "Melbourne Walk", auf dem die Fahrer den Fans so nahe kommen wie sonst bei kaum einem anderen Rennen.

Auch Garry Connelly, stellvertretender Präsident des FIA-Instituts und Vorsitzender des australischen Verbands für Sicherheit im Motorsport, glaubt, dass der Grund für die in Australien gelebte Nähe zu den Fans in der Mentalität seiner Landsleute begründet liegt. "Wir sind in unserer Herangehensweise seit jeher ein bisschen anders. Wir mögen es nicht, abzukupfern. Stattdessen versuchen wir, innovativ zu sein", sagt der Australier, der bei der Formel 1 des Öfteren als Rennkommissar im Einsatz ist.

Als Beispiele führt Connelly "die Organisation der Kricket-Weltmeisterschaft 2015, der Olympischen Spiele 2000, des Formel-1-Grand-Prix und des australischen Laufs zur Rallye-Weltmeisterschaft an. "All diese Events wurden und werden kreativ und innovativ aufgezogen", weiß der Australier und stellt heraus: "Es erfüllt uns mit Stolz, der Welt zu zeigen, dass wir die Dinge trotz unserer geringen Bevölkerungszahl und unserer Lage weitab vom Rest der Welt richtig anpacken."


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So ist nicht nur Hembery aufgefallen, dass Formel-1-Promoter in anderen Ländern viel von ihren australischen Kollegen lernen können. "Ich glaube, der Schlüssel liegt darin, die Fans zu unterhalten", sagt der Pirelli-Motorsportchef und nennt sogleich ein Gegenbeispiel: "Freunde von mir besuchten im vergangenen Jahr das Rennen in Deutschland und sagten 'Es gab absolut nichts zu erleben, wenn man einmal von den um die Strecke fahrenden Autos absieht. Während des Rennwochenendes gab es nichts zu tun.'" Die Zuschauerzahl in Hockenheim lag über das gesamte Wochenende gerechnet unter 100.000. In diesem Jahr findet erstmals seit 1960 kein Formel-1-Rennen mehr auf deutschem Boden statt.

Hembery weiß: "Die Leute erwarten heutzutage das volle Unterhaltungsprogramm. Wenn man mit jungen Kindern an die Strecke kommt, dann wollen diese unterhalten werden. Für den Rennsport selbst begeistern sich die Kids vielleicht erst in höherem Alter, aber die Leute wollen in den zwei oder drei Stunden zwischen den Formel-1-Aktivitäten trotzdem etwas mit ihnen unternehmen. Darin liegt meiner Ansicht nach der Schlüssel."

Jackie Stewart: Formel 1 als Bühne für Machos war einmal

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"Melbourne Walk": Ex-Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart gibt Autogramme Zoom Download

Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart stimmt zu. "Es gab eine Zeit, da ging der Vater mit dem Sohn an die Rennstrecke, weil der Motorsport damals sehr machomäßig angehaucht war. Inzwischen aber geht die ganze Familie hin. Die Frau ist ebenso vor Ort wie die Tochter und der Sohn und der Vater", plädiert der Schotte für ein Umdenken in den Köpfen europäischer Grand-Prix-Veranstalter.

So ist auch Stewart der Meinung, dass ein Vor-Ort-Besuch eines Formel-1-Rennens heutzutage "ein Erlebnis mit jeder Menge Unterhaltung" sein sollte. "Ich glaube, die Formel 1 und die Streckenbetreiber müssen sich das, was man in Australien aufzieht, genauer ansehen", so die logische Schlussfolgerung des Weltmeisters der Jahre 1969, 1971 und 1973.

AGPC-Geschäftsführer Westacott, der für seine Arbeit allumfassend gelobt wird, kommt zum Schluss: "Ich glaube, das Wichtigste ist es, sich immer wieder selbst neu zu erfinden."

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