• 03. November 2014 · 14:31 Uhr

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Letzte Chance vorbei? Chefredakteur Christian Nimmervoll spekuliert, warum Austin für Nico Rosberg ein Wendepunkt in seiner Karriere gewesen sein könnte...

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

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Nico Rosberg: In Austin die letzte Chance verloren, je Weltmeister zu werden? Zoom Download

bevor ich gestern Nacht (um 3:30 Uhr deutscher Zeit) zumindest für drei Stunden ins Bett ging, ehe mich die Redaktionsarbeit wieder wachklingelte (ich selbst wäre heute also durchaus auch ein Kandidat), stellte ich bei meinen noch länger verbleibenden Kollegen die Frage in den Raum, wer denn nach Austin die zweifelhafte Ehre unserer traditionellen Montags-Kolumne verdienen soll. Da kamen mehrere gut argumentierbare Vorschläge als Feedback. Aber weil es diesmal meine Aufgabe ist, die Kolumne, wer am schlechtesten geschlafen hat, zu Papier (auf den Monitor) zu bringen, setze ich mich als Chefredakteur völlig undemokratisch über all diese Vorschläge hinweg.

Für mich ist klar, dass nur Nico Rosberg als "Verlierer des Rennens" in Frage kommen kann - und das sehe ich im Übrigen bei weitem nicht exklusiv so: Sieger Lewis Hamilton habe mit unserer deutschen WM-Hoffnung "wie die Katze mit der Maus" gespielt, schreibt die 'Gazzetta dello Sport', der 'Corriere dello Sport' sieht ihn zwei Rennen vor Schluss "kapitulieren" und für 'As' steht fest, "dass der Brite ein besserer Pilot als der Deutsche ist". Der 'Guardian' wird sogar noch drastischer: "Hamilton ist der herausragende Fahrer dieser Saison. Wenn Rosberg doch noch den Weltmeistertitel holt, wäre das ein fast unerhörter Diebstahl."

Deutsche Fans glauben nicht mehr an Rosberg

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Einmal in Führung, gab Lewis Hamilton das Rennen nicht mehr aus der Hand Zoom Download

Ja sogar unsere deutsche Leserschaft scheint Rosberg den Titelgewinn nicht mehr zuzutrauen, "Abu Double" hin oder her: In einer Online-Umfrage geben 64,82 Prozent (von mehr als 5.000 abgegebenen Stimmen) an, dass sie Hamilton als Champion 2014 sehen, während nur noch 35,18 Prozent mit Rosberg rechnen. Daraus schließe ich: Auch wenn rein rechnerisch noch keine Entscheidung gefallen ist, kann Rosberg in Wahrheit gar nicht mehr Weltmeister werden.

Denn selbst wenn er in Sao Paulo und Abu Dhabi vor Hamilton gewinnen sollte, fehlen ihm am Ende drei Punkte, und bei einem Ausfall von Hamilton in einem der beiden Rennen wäre nicht der Fahrer, sondern die Technik schuld. Noch schlimmer: Wenn die Fahrerwertung nach den doppelten Punkten beim Final-Grand-Prix einen anderen Weltmeister ausspucken sollte als die nach alter Rechnung. Und so oder so wird es aus Rosberg-Sicht nach Siegen am Ende im besten Fall 6:10 stehen. Da sind Tendenzen in den internationalen Medien, nur noch Hamilton als Champion zu akzeptieren, zumindest nicht völlig unverständlich.


Fotostrecke: GP USA, Highlights 2014

In den entscheidenden Momenten des gestrigen Rennens war Hamilton der weltmeisterlichere der beiden Mercedes-Piloten, der entschlossenere, kompromisslosere. Beim Überholmanöver in der 24. Runde etwa, bei dem er zwar nicht unfair agierte, aber keinen Millimeter Platz ließ, sodass er den Gegner gleich in einem Aufwasch auch aus der DRS-Sekunde abschüttelte. Bei Rosbergs letztem Aufbäumen in Runde 36, als der Abstand noch einmal von 3,6 auf 2,7 Sekunden schrumpfte, er aber sofort reagieren konnte. Oder bei der Entscheidung in Runde 49, als er sich wieder von 1,9 auf 2,5 Sekunden absetzte.

Hamilton hat das Momentum auf seiner Seite

Als er einmal vorbei war, hatte Hamilton in jeder Phase des Rennens die richtige Antwort parat. Wenn Rosberg das Tempo anzog, brauchte es nur einen Funkspruch von Renningenieur Peter Bonnington, ehe auch Hamilton zulegte und mindestens gleich schnell fuhr. Sogar Mercedes-Boss Niki Lauda findet klare Worte: "Lewis hat wieder gezeigt, selbst von Platz zwei kommend, dass er Nico zurzeit im Griff hat. Da gibt's nix dran zu rütteln."

Solche Aussagen müssen moralisch Salz in Rosbergs offenen Wunden sein. Dass Lauda bei den nicht ausgesprochenen Allianzen im Team eher auf Hamiltons Seite steht, befürchtet das Team Rosberg nicht erst seit Spa. Und dass solche persönlichen Befindlichkeiten für einen sensiblen Leistungssportler das Zünglein an der Waage sein können, räumt sogar Sportchef Toto Wolff ein: "Wenn Niki mit Nico auf Ibiza ein Eis isst, dann schnappe ich mir Lewis für ein Mittagessen", erklärt er, wie penibel Mercedes darauf achten muss, beiden Fahrer das Gefühl zu geben, gleichermaßen geliebt zu werden.

Nur schlechte Verlierer sind große Champions

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Portal-Chefredakteur Christian Nimmervoll im Gespräch mit Nico Rosberg Zoom Download

Nico Rosberg kann nach Austin gar nicht gut geschlafen haben - denn nur schlechte Verlierer sind große Champions. Aber dass er vielleicht eine unruhige Nacht hatte, bedeutet noch lange nicht, dass man ihn abschreiben sollte. Wetten würde ich auf einen Weltmeister Rosberg jetzt allerdings nicht mehr. Nie mehr, um genau zu sein. Denn eine WM-Niederlage 2014 gegen Hamilton könnte ihn ein für alle Mal brechen. So, wie sie 2010 Mark Webber gegen Sebastian Vettel gebrochen hat.

Was - und darauf lege ich aufgrund großer persönlicher Sympathie für ihn großen Wert - nicht bedeutet, dass ich Nico den Titel nicht wünschen würde...

Ihr Christian Nimmervoll

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