• 22. September 2014 · 08:48 Uhr

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Wie zwei kleine Brüder auf das gleiche Mädchen stehen und was das alles damit zu tun hat, dass Nico Rosberg momentan möglicherweise nicht gut schlafen kann

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

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Nachdenklich: Nico Rosberg muss Lewis Hamilton beim Gewinnen zuschauen Zoom Download

als wir uns gestern Nacht in der Redaktion überlegt haben, wen wir denn heute Morgen in unserer traditionellen Montagskolumne zum "schlechtesten Schläfer" küren könnten (daran sieht man schon, dass wir das eher metaphorisch interpretieren), fielen einige Ideen.

Zuallererst wurde Sauber genannt, denn für die Schweizer geht die schlechteste Saison der Teamgeschichte nahtlos weiter. Der Doppelausfall beim Grand Prix von Singapur war ein neuer Tiefpunkt - und noch dazu fuhren Adrian Sutil und Esteban Gutierrez am vergangenen Wochenende mit dem letzten großen Update der Saison. Sprich: Da kommt nicht mehr viel, was die Wende noch bewirken könnte. Obendrein sind auch die Gespräche mit dem potenziellen Investor Lawrence Stroll ins Stottern geraten. Der kanadische Milliardär tendiert inzwischen eher zu einem anderen Team.

Kamui Kobayashi und Caterham kamen in der Diskussion ebenfalls auf, schließlich schaffte es der Japaner nicht einmal bis zum Start, ehe sein Auto abfackelte. Aber sind wir uns mal ehrlich: Eine Kolumne über Caterham will von unseren Usern kaum jemand lesen, also suchen wir - so ehrlich müssen wir sein - lieber nach Schlechtschläfern, die etwas mehr öffentliches Profil haben. Und so schlecht hat Kobayashi vielleicht gar nicht geschlafen, schließlich konnte er im Gegensatz zu seinen Fahrerkollegen relativ früh ins Bett gehen.

Vergne: Das Rennen seines Lebens

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Chefredakteur Christian Nimmervoll im Gespräch mit Nico Rosberg Zoom Download

Jean-Eric Vergne wäre eine Variante gewesen, die mir selbst gut gefallen hätte. Der Franzose fuhr gestern das vielleicht beste Rennen seiner Karriere, wurde trotz zweier Fünf-Sekunden-Strafen hervorragender Sechster und stellte Wunderkind Daniil Kwjat dermaßen in den Schatten, dass sich Toro Rosso sogar gezwungen sah, eine Stallorder auszusprechen. Chapeau! Doch einen neuen Vertrag für Vergne gibt's trotzdem nicht. Da hat man nachts, wenn man die Augen zumacht, sicher viel nachzudenken.

Ein Kollege hat sogar Lewis Hamilton vorgeschlagen, weil der Mercedes-Pilot häufig mal die WM-Führung abgibt, wenn er sie gerade hat (statistisch nicht nachgeprüfte Behauptung). So geschehen zwischen Barcelona und Monte Carlo. Aber weil Hamilton gestern Nacht so lange mit seinen Ingenieuren zusammensaß und sich überlegt hat, wie er die Spitzenposition bis zum Ende nach "Abu Double" verteidigen könnte, wissen wir nicht, ob der Sieger des Nachtrennens überhaupt geschlafen hat.

Also habe ich mich diesmal für den eigentlich naheliegenden Kandidaten entschieden, nämlich Nico Rosberg. 29 Punkte Vorsprung hatte er nach der Kollision mit Hamilton und seinem zweiten Platz in Spa-Francorchamps, nur zwei Rennen später sind daraus drei Punkte Rückstand geworden. An sich noch kein Drama, denn alleine beim Saisonfinale in Abu Dhabi gibt's für den Sieg 50 Zähler und die Differenz zwischen Platz eins und Platz zwei beträgt 14 Punkte. Aber das in der Formel 1 vielzitierte Momentum ist derzeit eindeutig auf Hamiltons Seite.

Der subjektive Eindruck ist schon genug

Was Rosberg noch viel mehr Sorgen machen könnte: die Art und Weise, wie das Mercedes-Team nach den vergangenen drei Rennen seine Sympathien zum Ausdruck gebracht hat. Man gewinnt ein bisschen den Eindruck, ein Weltmeister Hamilton wäre einigen Herren in Stuttgart lieber als ein Weltmeister Rosberg, auch wenn das von der sportlichen Leitung stets dementiert wird. Ich möchte das grundsätzlich auch gar nicht unterstellen, aber aus Rosbergs Perspektive heraus reicht schon der subjektive Eindruck, um ein Unwohlsein aufkommen zu lassen, und der ist definitiv da.

Zwar werden auch Siege des Deutschen gefeiert, aber da fallen die lobenden Worte von Niki Lauda meist etwas moderater aus. Gestern sagte der Österreicher zum Beispiel: "Lewis ist sein Geld wert. Er ist ein sensationelles Rennen gefahren." Rosberg weiß auch, dass Lauda es war, der Hamilton vor genau zwei Jahren in Singapur dazu überredet hat, zu Mercedes zu kommen, und dass es dem Ansehen Laudas bei den obersten Daimler-Chefs sicher nicht schaden würde, wenn "sein" Fahrer am Ende den Titel holen sollte.

Mama, Papa & Onkel Paddy

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Nico Rosberg und Niki Lauda: Ist es Mercedes egal, wer Weltmeister wird? Zoom Download

Rosberg hat - trotz aller Aussprachen und belehrenden Geldstrafen - sicher auch nicht vergessen, wie unnötig hart man nach Spa-Francorchamps mit ihm umgesprungen ist, und zwar in aller Öffentlichkeit. Wenn Hamilton mal etwas falsch gemacht hat (beispielsweise die missachtete Stallorder in Budapest), wurde das hinter verschlossenen Türen geklärt. Und das verräterische Lächeln von Toto Wolff während Rosbergs entscheidendem Ausritt in Monza ist zwar längst als Verschwörungstheorie abgetan, aber nicht einfach mal so aus dem Gedächtnis gelöscht.

Rosberg und Hamilton fahren schon gegeneinander Rennen, seit sie Kinder waren. Sie sind ein bisschen wie Brüder, die sich menschlich voneinander entfernt haben, weil sie auf das gleiche Mädchen stehen. In dem Fall heißt das Mädchen WM-Titel. Und wenn Nico abends zu Bett geht, hat er momentan das Gefühl, dass ihn Mama und Papa ein bisschen weniger lieb haben als Lewis. Dabei lieben die ihre Kinder sicher gleich viel. Nur schaffen sie es momentan nicht, das dem kleinen Nico zufriedenstellend zu vermitteln.

Zum Glück für Nico gibt's neben Mama und Papa noch Onkel Paddy, der sich aus allen Streitereien wohltuend zurückhält, zumindest von außen betrachtet. Onkel Paddy scheint den Streit der Brüder um das Mädchen recht neutral zu beobachten und ist für Nico ein wichtiger Fels in der Brandung. Ob er wirklich neutral ist? Das wissen wir ebenso wenig wie bei Mama und Papa. Aber es hat zumindest den Anschein - und das ist für Nicos aufgewühlte Seele momentan schon viel wert...

Ihr Christian Nimmervoll

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