• 19. September 2014 · 23:52 Uhr

Tag eins des Funkverbots: Und was hat's gebracht?

Beim Training zum Großen Preis von Singapur trat das neue Formel-1-Funkverbot in Kraft, das bei den Beteiligten auf unterschiedliche Rückmeldungen stieß

(Motorsport-Total.com) - "Geht gar nicht!" Das sagen die einen. "Super!" Das sagen die anderen. Und "war was?" Das fragt die dritte Gruppe. In diese drei Lager ist die Formel 1 nach der Einführung des Funkverbots gespalten. Denn erstmals hat die Meisterschaft im Freien Training zum Großen Preis von Singapur praktische Erfahrungen mit dem reduzierten Funkverkehr zwischen Kommandostand und Fahrer gemacht.

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Das Personal am Kommandostand muss sich von nun an am Funk zurückhalten Zoom Download

Und unterschiedlicher könnten die Meinungen nicht sein. Dass es nun zum Beispiel keine "Fahrlehrer" mehr gibt, die Tipps für eine noch bessere Rundenzeit an den Mann im Cockpit bringen, begrüßt Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn. "Ich denke, es war richtig, solche Hinweise zu unterbinden und die Fahrer mehr selbst machen zu lassen." Ihr österreichischer Landsmann Franz Tost ist ganz anderer Meinung.

Er sagt: "Ich halte das für Unsinn. Diese Änderung war absolut nicht notwendig. Ich verstehe nach wie vor nicht, warum sie es sein sollte. Für die Fans am Fernseher war es doch auch eine Form der Unterhaltung, wenn sie den Funkverkehr zwischen Fahrer und Team mithören konnten." Und vor allem für junge Piloten, wie Daniil Kwjat bei Toro Rosso, sei der Funk eine wertvolle Hilfe gewesen.

Junge Piloten ab sofort im Nachteil?

"Denn je unerfahrener ein Pilot ist, umso mehr Informationen musst du ihm an die Hand geben", erklärt Tost und zeigt Parallelen zu anderen Sportarten auf: "Jedem Trainer ist es doch erlaubt, Informationen weiterzugeben. Dabei handelt es sich einfach nur um eine Leistungsverbesserung." Doch so einfach ist es im Falle der Formel 1 eben nicht, meint Force-India-Teamchef Vijay Mallya.

"Es heißt in den Regeln, ein Fahrer muss das Auto ohne Hilfe bewegen", so der Inder. Mit zu vielen Tipps hätten die Teams diese Regel jedoch ad absurdum geführt. "Und jetzt wurden wir dazu angewiesen, uns zurückzunehmen. Dabei ist der Einfluss dieser Informationen auf den Fahrer oder den Rennausgang durchaus strittig. Aber die FIA macht die Regeln und wir müssen uns daran halten."

Manfredi Ravetto, Teamchef bei Caterham, fühlt sich dabei an die "gute, alte Zeit" erinnert. Er sagt: "Viele Seiten der Motorsport-Historie wurden geschrieben, ohne dass die Teams mit dem Fahrer im Auto kommunizieren konnten." Dementsprechend nimmt er die Neuerung auf die leichte Schulter: "Wir gehen ganz einfach damit um: Es ist eine FIA-Entscheidung. Und die müssen wir eben akzeptieren."

Die FIA rudert zurück, die Formel 1 begrüßt's

Immerhin reicht das Funkverbot nicht so weit, wie es der Automobil-Weltverband ursprünglich gern gesehen hätte. Informationen über Motormanagement und Verschleiß dürfen bis auf Weiteres noch immer gegeben werden. Das hat man kurzfristig entschieden. "Ich begrüße diese Klarstellung", sagt Claire Williams. "Dass wir dergleichen weiterhin übermitteln dürfen, ist das Wichtigste überhaupt."


Großer Preis von Singapur - Freitag

Die Sicherheit, so die Tochter von Williams-Gründer Frank Williams, stehe eben an erster Stelle. Doch das Zurückrudern der FIA wirft Fragen auf, wie McLaren-Rennleiter Eric Boullier bestätigt: "Wir haben uns während der Trainings gedacht: Dürfen wir das jetzt so sagen oder nicht? Es ist jedem Fall nie gut, die Regeln während der Saison zu ändern. Ich denke, wir werden uns auch in Zukunft nochmals damit befassen."

Spätestens 2015, wenn die FIA das Funkverbot so umsetzen will, wie sie es schon zum Großen Preis von Singapur umsetzen wollte. Doch dieser Ansatz war "inakzeptabel", sagt Felipe Massa (Williams). Er meint: "Da gab es viel zu viel, was technisch gesehen nicht ging. Sonst hätten wir die Autos zerstört und ein Sicherheitsproblem bekommen. Jetzt", so der Formel-1-Routinier, "ist es okay."

Was soll eigentlich anders sein?

Und eigentlich nicht besonders dramatisch, wenn man den Worten von Fernando Alonso (Ferrari) lauscht: "Das Funkverbot hatte keinen Einfluss auf unsere Arbeit. So gesehen war es ein normaler Tag. Und alles lief auch ganz normal." Valtteri Bottas (Williams) bestätigt diesen Eindruck: "Es gab am Freitag überhaupt keinen Unterschied. Vielleicht sehen wir die Unterschiede aber erst am Sonntag."


Force India: Vorschau auf Singapur

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Nico Hülkenberg und Sergio Perez blicken voraus auf den Nacht-Grand-Prix. Weitere Formel-1-Videos

Das vermutet auch Lewis Hamilton (Mercedes). Er sagt: "Mir ist eigentlich gar kein Unterschied aufgefallen. Der Funkverkehr ist wahrscheinlich eine Sache, die mehr den Rennbetrieb betrifft. Ich schätze, am Sonntag können wir das schon besser einschätzen, aber am Freitag fühlte es sich ganz normal an." Offenbar aber nicht für alle Beteiligten, die beim Trainingsauftakt ins Lenkrad griffen.

Nico Hülkenberg (Force India) hat nämlich schon jetzt eine Veränderung festgestellt: "Man hat gemerkt, dass irgendwas anders ist, dass die Informationen nicht mehr so kommen. Man hat etwas gefragt, und die Antwort war ein bisschen limitiert", erklärt der Deutsche, merkt aber an: "Da muss man sich dran gewöhnen. Und das werden wir auch. Ich glaube, wir können alle damit leben."

Das Team muss entscheiden, was geht und was nicht

Bottas stimmt zu. Er meint: "Sie (die FIA; Anm. d. Red.) wollten unbedingt etwas verändern. Jetzt ist es passiert und das ist das, was jeder wollte. Nicht mehr so viel Anleitung vom Kommandostand zu haben, ist in Ordnung, solange es für alle gleichermaßen gilt und die Sicherheit nicht darunter leidet. Ich kann ja alles fragen", so der Williams-Fahrer. "Ob das Team antwortet, liegt dann am Team."

Ein klarer Befürworter des Ganzen ist Jenson Button (McLaren): "Mir gefällt die Idee. Es gibt nämlich Dinge, um die sich unsere Ingenieure kümmern sollten. Es gibt auch Dinge, um die sich unsere Aerodynamiker kümmern sollten. Und dann gibt es noch Dinge, um die sich die Fahrer kümmern sollten. Jetzt sind wir eben unseres eigenen Glückes Schmied. Das ist alles. Und ich finde das gut."

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