• 21. August 2014 · 15:36 Uhr

Wird Williams in diesem Jahr noch gewinnen?

Technik-Experte Gary Anderson beantwortet Fragen von Fans - So spricht er etwa über Williams und vergleicht Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Vor der Rückkehr der Formel 1 nach Belgien am kommenden Wochenende hat sich Gary Anderson den Fragen der Fans gestellt. Seien es Fragen zum Williams-Team, zu jungen Fahrern, zum restriktiven Reglement der Formel 1 oder zum Vergleich zwischen Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen - Anderson hat eine Meinung.

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Wird Williams in diesem Jahr endlich wieder ganz oben auf dem Podium stehen? Zoom Download


Frage: "Wie wahrscheinlich ist es, dass Williams am Ende dieses Jahres ein Rennen gewonnen haben wird?" (Jake Jones, Twitter)


Gary Anderson: "Alles ist möglich. Williams ist vorne dabei, das Auto ist zuverlässig, und das Team erlebt seinen ersten Frühling seit vielen Jahren. Sowohl Valtteri Bottas als auch Felipe Massa sind absolut in der Lage zu gewinnen, Williams ist also in einer guten Position. Aber Mercedes hat das beste Gesamtpaket, deshalb würde ich sagen, Williams braucht schon etwas Glück - oder vielleicht Pech seitens Mercedes."


Frage: "Sollte die Formel 1 den Freitag zu einem Testtag machen, an dem Testpiloten in einem dritten Auto fahren können? So könnte man die Testprobleme lösen." (Paul English, Twitter)

"Die Teams sollten verpflichtet werden, junge Fahrer einzusetzen."Gary Anderson
Anderson: "Irgendetwas muss passieren, aber die Teams sollten verpflichtet werden, junge Fahrer einzusetzen anstatt solchen, die es sich leisten können. Man müsste sich jedoch Gedanken über die Finanzierung machen. Mein Vorschlag wäre, dass das Format des Freitags gleichbleibt, also mit zwei Fahrzeugen. Die beiden Stammfahrer dürfen jeweils in einer Session ran, während ein Nachwuchsfahrer in beiden Trainings fährt."

"Um das zu finanzieren, sollten die Teams jeweils einen prozentualen Anteil ihrer Preisgelder des Vorjahres beisteuern. Man müsste herausfinden, wie viel Geld dafür genau gebraucht würde, aber gehen wir einfach mal von 10 Prozent aus. Wenn dann etwa 55 Millionen Pfund (knapp 69 Millionen Euro; Anm. d. Red.) im Topf wären, könnte man diese gleichmäßig auf die elf Teams verteilen, sodass jedes gut 5 Millionen bekommt, um freitags einen jungen Fahrer ranzulassen."

"Man müsste zudem ein paar zu erfüllende Kriterien festlegen. Zum Beispiel dürfte ein Fahrer nicht mehr als zwei Grands Prix absolviert haben und ein gewisses Alter nicht überschreiten. So könnte ein Teil des Preisgeldes dazu verwendet werden, den nächsten Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Lewis Hamilton oder sonst wen zu finden."

Zu wenig Spielraum für Ingenieure?

Frage: "Ist das Formel-1-Reglement zu restriktiv, und wenden sich deshalb gewisse Topdesigner anderen Projekten zu?"


Anderson: "Das Reglement ist sehr restriktiv, aber das trägt auch zur Herausforderung bei. Es war nie einfach zu gewinnen, und der Ertrag, den die stundenlange Forschung bringt, ist winzig im Vergleich dazu, wie es mal war. Wenn also ein Team zu Saisonbeginn weit voraus ist, wird es schwierig sein, es noch einzuholen. Man bräuchte allerdings das Einverständnis aller Beteiligten, um die Tür für Weiterentwicklungen zu öffnen. Von den Fahrern bis zu den Ingenieuren macht es die Formel 1 den Leuten schwierig, einen Fuß in die Tür zu stellen. Dabei gibt es einige sehr clevere und talentierte Leute in den Startlöchern."


Frage: "Warum haben wir dieses Jahr nicht so viele innovative Ideen in der Formel 1 gesehen? Liegt das daran, dass die Teams weniger Geld zum Experimentieren zur Verfügung haben?" (Stefan Ruitenberg, Twitter)


Anderson: "Das liegt nicht am Budget. Ich denke, die vorherige Frage beantwortet das ganz gut. Das Reglement lässt nicht viel Spielraum. Die Regeln sind in den vergangenen Jahren so straff zusammengezurrt worden, um Performance und Kosten zu kontrollieren, dass ein neuer Frontflügel dich nicht mehr drei, vier, fünf, sechs oder sieben Positionen nach vorne bringen kann. Natürlich ist das immer noch wichtig für die Performance, aber kaum noch sichtbar. Beim Chassis hat sich seit 2009 eigentlich kaum etwas verändert, und alle kleinen Veränderungen waren dann stets noch restriktiver."

Zu viele Strafen?

Frage: "Muss die FIA handeln, um zu vermeiden, dass in dieser Saison mehr als die Hälfte des Feldes Strafen wegen der Antriebseinheit bekommt? Was könnte man dagegen tun?" (@motor_racing_addict, Twitter)


Anderson: "Zweifellos beeinflussen die Strafen natürlich die Ergebnisse. Aber ich denke nicht, dass man da allzu viel machen kann. Manche Teams haben das System besser verstanden als andere, also werden niemals alle dafür stimmen, dass die Regeln geändert werden. Dazu bräuchte es schließlich ein einstimmiges Votum. Es sorgen auch immer unterschiedliche Teile dafür, dass Strafen ausgesprochen werden. Es gibt nicht eine Komponente, die verantwortlich ist. Wenn es nur eine wäre, könnte man vielleicht etwas dagegen machen."


Frage: "Welche war die gefährlichste Strecke, auf der du während deiner Karriere gefahren bist?" (@MSCWillWin, Twitter)

"Damals war es fast normal, einen, zwei oder drei Fahrer pro Saison zu verlieren."Gary Anderson
Anderson: "Ich habe 1973 mit diesem Sport begonnen, als noch jede Strecke in einem gewissen Maße gefährlich war. Damals war es fast normal, einen, zwei oder drei Fahrer pro Saison zu verlieren. Gründe dafür gab es viele, aber es lag wohl vor allem an den praktisch nicht erwähnenswerten Auflaufzonen. Die Begrenzungen waren direkt neben der Strecke und nicht gut genug konzipiert."

"Die Veränderungen seitdem sind enorm. Die FIA hat hervorragende Arbeit geleistet, indem sie Standards für Unfälle und Reifenstapel etabliert hat. Die Einführung von weitläufigen Auflaufzonen, Kiesbetten und heute auch Asphaltflächen haben die Sicherheit verbessert. Wenn man einen Unfall hat, tut der Aufprall weh, also will man natürlich so langsam wie möglich aufprallen."

Geduld mit Peugeot

Frage: "Der Peugeot-Motor war schon 1994 im Heck von McLaren schlecht, 1998 beim Prost-Team war es sogar desaströs. Jordan hingegen war zwischen 1995 und '97 konkurrenzfähig damit. Warum?" (Adam Jones, E-Mail)


Anderson: "Es stimmt, was du sagst, und um ehrlich zu sein, waren unsere drei Jahre mit Peugeot auch wirklich harte Arbeit. Wir hatten zwei Jahre lang einem kleinen aber akkuraten Hart V10 gehabt, und ich persönlich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Brian Hart. Er war einfach ein Mann, der es verstanden hat. Als ich Peugeot zum ersten Mal besucht habe, hatten sie zehnmal so viele Leute und achtmal so viel Budget wie Brian, also dachte ich mir, es würde fantastisch. Aber als wir dann den ersten Motor erhielten und für 1995 testeten, hatten wir viele Probleme, die Peugeot aus dem Vorjahr bei McLaren mitgebracht hatte."

"Peugeot hatte einen hervorragenden Motor auf dem Prüfstand, aber im Auto mit all den G-Kräften hat er einfach nicht effizient funktioniert."Gary Anderson
"Das Hauptproblem war: Peugeot hatte einen hervorragenden Motor auf dem Prüfstand, aber im Auto mit all den G-Kräften hat er einfach nicht effizient funktioniert. Er hätte sich einfach mit Öl gefüllt. Über die Luftventile wäre Öl in die Kolben gelangt, und der Motor wäre explodiert. Peugeot hat sich darauf konzentriert, das Luftventilsystem zu reparieren, aber wir wollten das Motorölsystem verändern. Nach der Hälfte der Saison war das Problem noch immer da, also hat einer der Ingenieure bei einem Rennen in die von uns vorgeschlagene Richtung gearbeitet, und - dreimal darfst du raten - das Problem war gelöst."

"Es war wirklich harte Arbeit, aber die nächsten zwei Jahre haben wir gut zusammengearbeitet und einander vertraut. Das Fahrzeug der Saison 1996 war nicht berauschend, aber ich persönlich fand, das 1997er-Auto war das beste, das wir je bei Jordan gebaut haben. Ich weiß nicht, was bei Prost passiert ist, aber ich weiß, wie schwierig es war, Peugeot dazu zu bringen, die Motorenprobleme zu verstehen."

Häkkinen vs. Räikkönen

Frage: "Wer war in seiner jeweiligen Bestform der Bessere: Kimi Räikkönen oder Mika Häkkinen?" (Ravi Putcha, Twitter)


Anderson: "Ich glaube nicht, dass ich mich zwischen den beiden entscheiden könnte. Ich habe mit keinem in der Formel 1 zusammengearbeitet, aber einen Formel-3-Test und ein Rennwochenende in Brands Hatch mit Mika verbracht. Er ist einfach solide gefahren. Sobald du ihm etwas gegeben hast, was das Auto schneller gemacht hat, ist er auch schneller gefahren. Hast du es abgenommen, war er wieder langsamer."

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Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen kennen sich seit vielen Jahren Zoom Download

"Er war wie ein Uhrwerk, und nach dem, was ich so gesehen habe, war es in der Formel 1 nicht anders. Er hat hart gearbeitet, und egal, was für ein Auto er auch gefahren ist, er wollte es ausquetschen. Kimi ist sehr talentiert und hat eine großartige Pace, aber er ist immer ein bisschen träge bei der Sache. Wenn das Auto gut ist, sagt er praktisch nichts, und wenn er etwas braucht, haut er auf den Tisch. Das ist für die Ingenieure manchmal sehr schwierig, weil du nie weißt, woran du bist."

"Diese Wesensart vermischt mit der Ferraris ist eine seltsame Kombination, um etwas darauf aufzubauen. Deshalb bin ich nicht gerade neidisch auf die Ferrari-Ingenieure. Ich denke, man konnte schon während seiner Rallye-Zeit beobachten; dass er nie so recht wusste, wo die Grenze war. Er ist einfach immer schneller gefahren, bis er einen Unfall hatte. Robert Kubica ist da tatsächlich nicht viel anders."

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