• 23. April 2014 · 08:06 Uhr

Ecclestone-Prozess in München: Auftakt am Donnerstag

Dem Formel-1-Zampano drohen infolge der Gribkowsky-Affäre eine Haftstrafe und das Ende seiner beruflichen Karriere: der komplette Hintergrund

(Motorsport-Total.com) - Mit dieser Meinung steht Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen ziemlich alleine da: "Interessiert mich nicht", so der Finne am Rande des China-Grand-Prix, als ihn ein Journalist nach seiner Meinung zum Prozess gegen Bernie Ecclestone fragt, der am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht München beginnt. Das Strafverfahren wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue des ehemaligen BayernLB-Vorstandes Gerhard Gribkowsky könnte den Formel-1-Zampano für zehn Jahre hinter Gitter bringen.

Foto zur News: Ecclestone-Prozess in München: Auftakt am Donnerstag

Der juristische Ärger um Bernie Ecclestone dauert bereits seit Jahren an Zoom Download

In dem Fall, der voraussichtlich bis September verhandelt wird, die Justiz aber auch Jahre beschäftigen könnte, geht es um die Zahlung von damals umgerechnet rund 36 Millionen Euro auf die Konten des deutschen Bankers. Ecclestone wird vorgeworfen, den früheren Risikovorstand mit dieser Summe bestochen zu haben. Gribkowsky sollte im Jahr 2006 angeblich dafür sorgen, dass die BayernLB ihre 47,2-prozentige Beteiligung an der Formel 1 an den Investor CVC Capital Partners verkauft, eventuell sogar zu einem nicht-marktüblichen Preis.

Der Vorteil für den Briten: Das Private-Equity-Unternehmen hatte Ecclestone offenbar zugesichert, im Falle eines Deals weiter am Ruder der Königsklasse zu bleiben. CVC übernahm die Anteile von der BayernLB schließlich für circa 600 Millionen Euro. Gribkowsky wurde in München bereits zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Ecclestone behauptet, dass der 56-Jährige die angebliche Bestechung nur deshalb vor Gericht zu Protokoll gegeben hätte, um seine eigene Strafe zu minimieren.

Erpressung oder doch Bestechung?

Der Formel-1-Boss bestreitet alle Vorwürfe und behauptet, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. Dieser soll Anspielungen gemacht haben, Ecclestones undurchsichtiges Geschäftsmodell um den familieneigenen Bambino-Trust den britischen Steuerbehörden zu melden. Er selbst glaubt jedoch, eine weiße Weste zu besitzen und will nur deshalb auf Anraten seines damaligen Anwalts gezahlt haben, um sich eine Menge Ärger zu ersparen. Vor Gericht hatte Gribkowsky auf die angebliche Forderung, dass die BayernLB ihre Anteile an CVC verkauft, bestanden.


Fotostrecke:

Unter dem Geschäftszeichen W 5 KLs 405 Js 161741/11 hat die Staatsanwaltschaft die 24 Seiten umfassende Anklageschrift gegen Ecclestone veröffentlicht. Den Inhalten zufolge drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft. Der 83-Jährige habe aus Angst, seine Macht zu verlieren, wenn die Formel-1-Anteile an einen anderen Investor als CVC gingen, gehandelt. Wichtigster Zeuge der Anklage wird Gribkowsky selbst sein. Es sind zunächst 26 Verhandlungstage geplant, die so liegen, dass Ecclestone bei den Formel-1-Rennen vor Ort sein kann. Auf eine Reise nach China verzichtete er.

Ecclestone muss um Karriere fürchten

Foto zur News: Ecclestone-Prozess in München: Auftakt am Donnerstag

'BayernLB'-Vorstand Gerhard Gribkowsky: Was war seine Rolle? Zoom Download

Ecclestone selbst ist von seiner Unschuld offenbar 100-prozentig überzeugt und hatte kürzlich mehrmals behauptet, dass er er die Möglichkeit gehabt hätte, sich aus der Sache freizukaufen. "Ich hätte den Prozess mit Geld verhindern können, aber ich habe nicht bezahlt", so der Milliardär gegenüber der 'Bild'-Zeitung. Trotzdem ist er sich nicht sicher, wie das Verfahren am Ende ausgeht: "Jetzt muss ich da durch. Ich hoffe das Beste." Neben einer Freiheitsstrafe muss Ecclestone trotz Rückendeckung aus dem Paddock, etwa von Dauer-Nachfolgekandidat Christian Horner, auch um das Ende seiner Laufbahn als Geschäftsmann fürchten.

Der Vorsitzende von CVC, Donald MacKenzie, seines Zeichens auch stellvertretender Vorsitzender des Formel-1-Vorstandes, steht angesichts der Sache unter Druck und drohte, Ecclestone mit dem Aus als Geschäftsführer der Königsklasse, wenn er in München schuldig gesprochen wird. Ecclestone hat seine Position im Vorstand für den Prozess-Zeitraum bereits ruhend gelegt, hat aber im operativen Geschäft weiter die Zügel in der Hand und behauptete sogar, die Pressemitteilung zu seinem Rücktritt selbst verfasst zu haben. Bis auf Weiteres kümmert sich Sacha Woodward-Hill, Top-Anwältin des Formula One Management, um zentrale Angelegenheiten.

Weitere Prozesse laufen

Foto zur News: Ecclestone-Prozess in München: Auftakt am Donnerstag

Freunde oder Vorgänger und Nachfolger? Horner und Ecclestone Zoom Download

Die Sache hat eine ganze Reihe juristischer Nebenkriegsschauplätze eröffnet. Der frühere Bambino-Anwalt Stephen Mullens wird sich zu einem späteren Zeitpunkt in München verantworten müssen, der Ex-Gribkowsky-Jurist Gerald Toifl sitzt mit Ecclestone auf der Anklagebank. Constantin Medien hatte in London erfolglos auf Schadensersatz in Höhe von 102 Millionen Euro geklagt, weil sich das Unternehmen durch die Veräußerung zu einen nicht-marktüblichen Preis um einen Teil seiner Beteiligung am Verkaufserlös betrogen sieht - eine Berufung ist bereits angekündigt.

Richter Guy Newey erklärte bei der Urteilsverkündung, dass es sich bei den Zahlungen Ecclestones an Gribkowsky "um Bestechungsgelder handelte". Außerdem fordert die BayernLB rund 400 Millionen Euro Schadensersatz von Ecclestone. Die Klage der Investmentfirma Bluewaters, die sich als konkurrierender Bieter um die späteren CVC-Anteile betrogen fühlt, wurde von einem New Yorker Gericht abgewiesen, könnte aber in Europa erneut aktuell werden.

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Freitag
Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Technik

Foto zur News: Als die Formel 1 zuletzt in China fuhr ...
Als die Formel 1 zuletzt in China fuhr ...

Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Pre-Events

Foto zur News: Rote Flagge: Formel-1-Rennen, die abgebrochen werden mussten!
Rote Flagge: Formel-1-Rennen, die abgebrochen werden mussten!
Folge Formel1.de
Formel1.de auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!

f1 live erleben: hier gibt's tickets
China
Schanghai
Hier Formel-1-Tickets sichern!

Miami
Miami
Hier Formel-1-Tickets sichern!

Emilia-Romagna
Imola
Hier Formel-1-Tickets sichern!
Anzeige InsideEVs