• 20. April 2014 · 06:45 Uhr

Lässt Mercedes in China ein zweites Bahrain zu?

Toto Wolff deutet an, dass sich Mercedes vielleicht kein zweites teaminternes Duell wie in Bahrain leisten kann - Sebastian Vettel: "Formel 1 ist sehr komplex geworden"

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei Rennen, die die Formel-1-Fans nicht unbedingt vom Hocker gerissen haben, folgte in Bahrain ein Grand Prix, der es in sich hatte, mit einem hochspannenden Stallduell um den Sieg, vielen Rad-an-Rad-Kämpfen dahinter und einem am Ende verdienten Sieger Lewis Hamilton vor Nico Rosberg. Aber ob Mercedes noch einmal einen so offenen Schlagabtausch zulassen wird, steht in den Sternen.

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Kann es sich Mercedes leisten, in China noch einmal auf Stallorder zu verzichten? Zoom Download

Rosberg muss ohnehin erstmal an den beiden Red-Bull-Piloten vorbei, aber bei 20 km/h Topspeed-Vorteil gegenüber Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel könnte sich ihm dazu gleich in der ersten Runde die erste Chance bieten. Doch was passiert dann? Darf er Jagd auf Hamilton machen, wie es nach dem erstaunlich offenen Rennfahren in Bahrain alle erwarten, oder muss er sich doch einer Teamstrategie beugen, um einen möglichen Doppelsieg nicht zu gefährden?

So klar wie in Bahrain scheint der Fall jedenfalls nicht mehr zu sein: "Bahrain war eine neue Situation für uns", erklärt Mercedes-Sportchef Toto Wolff. "Unser Paket hat in Bahrain sehr gut funktioniert und wir hatten dort einen großen Wettbewerbsvorteil. Da ist es einfacher, eine Entscheidung im Sinne des freien Rennfahrens zu treffen, weil wir wussten, dass wir auf das drittplatzierte Auto einen großen Vorsprung hatten."

Wolff denkt an die aufholende Konkurrenz

"Aber je näher die Konkurrenz heranrückt, desto mehr müssen wir an sie denken. Denn eines ist ganz klar: Nicht der Teamkollege ist der erste Feind, sondern die Konkurrenten", sagt der Österreicher und deutet an: "Es könnte im Rennen zu Situationen kommen, in denen wir berücksichtigen müssen, dass wir es uns nicht leisten können, in einem Zweikampf Zeit zu verlieren, wenn ein Gegner gleich dahinter liegt. Aber wir werden sehen."

Dass es ähnlich langweilig werden könnte wie in Australien und Malaysia, fürchtet beim China-Grand-Prix kaum jemand: "Ich denke, es wird wieder sehr eng werden, mit guten Zweikämpfen", prognostiziert beispielsweise Williams-Pilot Valtteri Bottas. "Der Start ist immer wichtig und wir müssen die Strategie hinkriegen, denn es ist alles eng beisammen. Zur richtigen Zeit auf dem richtigen Reifen zu fahren, wird auch sehr wichtig sein."

Einen der aufregendsten Grands Prix gab es in China 2010, als McLaren-Neuzugang Jenson Button im Regen seinem Ruf als "Reifenflüsterer" mehr als gerecht wurde. Regen steht heute aber eher nicht zu erwarten. Dabei wäre das für die Fahrer mit den neuen V6-Turbos eine Herausforderung: "Es ist schwieriger", räumt Fernando Alonso ein. "Besonders bei nassen Bedingungen ist das Durchdrehen der Räder durch das höhere Drehmoment viel schwieriger zu kontrollieren. Das gilt auch beim Start."

Alonso: Wie ein langsames 2013er-Auto

"Das Bremsen hingegen ist kein Problem", fährt er fort, "obwohl die Autos um 50 Kilogramm schwerer sind. Man bremst halt früher und es hat etwas weniger Grip, erstens weil die Reifen härter sind und zweitens wegen der Aero-Restriktionen. Es fühlt sich so an, als würde man ein sehr langsames Auto aus dem Vorjahr fahren. Das ist für uns Fahrer nicht ideal, denn wir wollen immer schnellere Autos. Aber da geht es allen gleich, insofern müssen wir es genießen, wie es ist."

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Sebastian Vettel hatte schon mal mehr Freude am Formel-1-Fahren als jetzt Zoom Download

Weltmeister Sebastian Vettel findet indes, dass die Formel 1 mit den neuen Regeln zu komplex geworden ist. Mit der Einfachheit des Kartfahrens, wo am Ende normalerweise der schnellste Fahrer gewinnt, hat die Königsklasse nicht mehr allzu viel zu tun. Denn zu den technischen Unterschieden der Autos spielen jetzt auch noch Faktoren wie Benzinverbrauch, Reifenschonen, strategisches Fahren eine viel größere Rolle als noch vor ein paar Jahren.

"Ich denke sehr viel über das Auto nach. Vielleicht liegt es daran", versucht Vettel zu erklären, warum man ihm die Freude am Fahren derzeit nicht ansieht. "Ich habe einfach vieles im Kopf. Die Formel 1 ist sehr komplex geworden. Als Fahrer hast du viele Features verloren. Die Ingenieure haben einiges davon übernommen. Es ist nicht so einfach, all das zu verstehen. Deshalb denke ich vielleicht etwas mehr über das Auto nach als in den vergangenen Jahren."

Hamilton beschwert sich: Wird zu wenig gefahren

Lewis Hamilton sieht an der Formel 1 anno 2014 noch eine andere Schwachstelle, nämlich dass in den Freien Trainings zu wenig gefahren wird. Zwar hat die FIA gegengesteuert, indem für die erste halbe Stunde ein zusätzlicher Reifensatz zur Verfügung steht, der dann (egal ob gebraucht oder nicht) an Pirelli zurückgegeben werden muss, aber das ändert nichts an der Problematik, dass natürlich niemand zu viel von den in der Stückzahl begrenzten Antrieben vergeuden will.


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"Damit ist es nicht getan, weil du ja auch nicht zu viele Kilometer mit dem Antriebsstrang zurücklegen willst", sagt Hamilton. "Deshalb fährst du in einer Session meist nicht mehr als 15, 16 Runden. Denn wenn du rausfährst, dann musst du auch rechtzeitig wieder da sein, um den zusätzlichen Reifensatz zurückzugeben. Für die Fans wäre es sicher gut, wenn wir mehr fahren könnten. Und ich würde natürlich auch gern mehr fahren."

Der Mercedes-Pilot regt an, sich deswegen noch einmal Gedanken zu machen: "Als ich die Formel 1 im Fernsehen verfolgte, da wollte ich die Piloten fahren sehen. Und wenn du jetzt als Fahrer in die Garage kommst und zunächst mal gar nicht fährst, dann kann ich schon verstehen, wenn sich die Zuschauer etwas mehr Action wünschen. Sie sehen in der ersten halben Stunde vielleicht ein Auto fahren", sagt Hamilton.

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