• 02. Mai 2016 · 08:03 Uhr

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Vor 60.001 russischen Landsleuten: Daniil Kwjat ist gestern in Sotschi nicht nur am hohen Druck gescheitert, sondern hat seine ganze Karriere kaputt gemacht

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

Foto zur News: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Daniil Kwjat steht nach seinem Blackout in Sotschi mit dem Rücken zur Wand Zoom Download

er konnte einem fast leidtun, der arme Daniil Kwjat, wie er so da stand, ganz einsam inmitten von dutzenden TV-Teams, die auf sein Statement warteten. Er schaute sich auf dem Monitor im sogenannten "Bullring", wo die Fahrer nach jedem Rennen den internationalen Fernsehstationen Rede und Antwort stehen (müssen), in aller Ruhe noch einmal an, was er gerade verbrochen hatte. Und er realisierte in diesem Moment erst so richtig: Da habe ich mächtig Mist gebaut!

Vor zwei Wochen in Schanghai konnte man ihn gegen Sebastian Vettels scharfe Kritik noch verteidigen - sogar Ferrari-Boss Maurizio Arrivabene nahm ihn in Schutz, und Vettel selbst ruderte in den Pre-Sotschi-Interviews zurück. Aber das, was sich Kwjat gestern geleistet hat, ist nicht mehr zu entschuldigen - und das weiß er auch: "Jetzt ist es natürlich leicht, mich zu attackieren, und ich schätze mal, das werden auch alle tun. Aber ich halte das aus."

Jucken sollte ihn derzeit aber nicht die öffentliche Meinung, sondern dass ihn sein Blackout in der ersten Runde beim Grand Prix von Russland in Sotschi den Job kosten könnte. Helmut Marko, der ebenso erbarmungslose wie mächtige Motorsportkonsulent von Red Bull, hatte sich schon vor dem Rennen zu einem längeren Gespräch mit Jos Verstappen getroffen. Dessen Sohn Max steht hoch im Kurs bei Marko, gilt für viele Experten als künftiger Weltmeister.

Deutlich negative Qualifying-Bilanz

Kwjat hat in allen vier bisherigen Qualifyings 2016 gegen Teamkollege Daniel Ricciardo den Kürzeren gezogen, durchschnittlich um 0,749 Sekunden. Nur bei Haas steht das Qualifying-Teamduell ebenfalls 0:4 (aus Sicht von Esteban Gutierrez gegen Romain Grosjean). Die Punktebilanz von 21:36 gegen Ricciardo schmeichelt dem 22-Jährigen fast noch. Aber dass er eine langfristige Zukunft im A-Team von Red Bull hat? Mehr als zweifelhaft.

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Sonntagmorgen in Sotschi: Max Verstappen und Helmut Marko Zoom Download

Da hilft es auch nichts, wenn sich Bernie Ecclestone einen russischen Weltmeister wünscht. Oder Wladimir Putin. Der war übrigens noch gar nicht an der Strecke, als Kwjat Vettel gleich zweimal binnen weniger Sekunden wie ein blutiger Anfänger hinten reinfuhr. "Zu viel Druck", meinte Teamchef Christian Horner in Anspielung auf das Heimrennen vor 60.000 russischen Landsleuten. Die gingen übrigens scharenweise nach Hause, als Kwjats Rennen praktisch gelaufen war.

Die Stop-&-Go-Strafe seitens der Rennleitung war für das Ausmaß des Blackouts fast noch harmlos. Das unglückliche Timing tut besonders weh: Kwjat war erst am Dienstag 22 Jahre alt geworden, hatte am Grid noch begeistert die Nationalhymne mitgesungen, wollte unbedingt sein bestes Rennen abliefern. Man kann auch zu viel wollen. Aber für diese mildernden Umstände wird Helmut Marko wohl nur wenig Verständnis haben.

Fahrerwechsel schon vor Barcelona?

Verstappen jun. muss vermutlich bald ins A-Team befördert werden, wenn Red Bull ihn nicht früher oder später an Ferrari oder Mercedes verlieren will. Die Gerüchte, dass er Kwjat 2017 ablösen wird, gibt's schon länger. Plötzlich wird geredet, dass der Wechsel noch während der laufenden Saison 2016 vollzogen werden könnte. Nur Gerüchte, ja, vorerst. Aber wie heißt es so schön im Formel-1-Paddock: Wo Rauch ist, da ist auch Feuer.


Fotostrecke: Der Vettel/Kwjat-Crash in Sotschi

Kwjat kann von Glück sagen, dass Red Bull derzeit keinen Junioren parat hat, der ernsthaft für die Formel 1 in Frage kommt. Sonst wäre wohl nicht auszuschließen, dass Verstappen schon in Barcelona ins A-Cockpit aufrückt, Kwjat fristlos entlassen wird und ein neues Talent bei Toro Rosso ran darf. So sieht es eher nach einer Degradierung vom A- ins B-Team aus. Wann diese passieren wird? Schwer abzusehen. Dass sie passieren wird? Garantiert.

Wer sonst noch schlecht geschlafen hat:

Sebastian Vettel: Wer das Gesicht des Ferrari-Stars rot anlaufen sehen möchte, der muss nur den Namen Kwjat sagen. Gerne wäre man Mäuschen gewesen bei der Handy-Aussprache der beiden nach dem Rennen. Wenn man sich erinnert, wie Vettel Kwjat nach Schanghai zusammengeputzt hat (dort noch zu Unrecht), der kann sich ungefähr ausmalen, wie das Telefonat gestern Abend verlaufen sein muss. Unterm Strich bleibt stehen: Den WM-Titel 2016 kann Vettel nach Sotschi abschreiben.


Nico Hülkenberg: Es ist kaum ein Jahr her, dass "The Hulk" nach seinem Le-Mans-Sieg der umjubelte Star der internationalen Motorsport-Landschaft war. Inzwischen kriegt er von Sergio Perez regelmäßig auf den Deckel (welche Ursachen das hat, interessiert in der Formel 1 selten) - und bei Ferrari steht er längst nicht mehr auf der Wunschliste. Vor dem Transfersommer wieder Oberwasser zu gewinnen, ist elementar. Für den Verlauf seiner gesamten weiteren Karriere!


Daniil Kwjat mit Russischem Rodelteam

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Der Red-Bull-Pilot stimmt sich standesgemäß auf seinen Heim-Grand-Prix ein Weitere Formel-1-Videos

Jolyon Palmer: Nach Melbourne noch mit Lob überschüttet (weniger für den Speed, in erster Linie für Kampfgeist), kommt langsam ans Licht, dass der Sohn von Ex-Formel-1-Fahrer Jonathan Palmer wohl doch nicht der Überflieger ist, für den ihn nach dem ersten Rennen einige gehalten haben. Die Ablösegerüchte bei Renault sind verfrüht. Aber wenn Sergei Sirotkin russische Millionen mitbringen kann (anders als bei Sauber), ist ein Fahrerwechsel nicht ausgeschlossen.


Yusuke Hasegawa: Wenn Fernando Alonso mal eben um drei Sekunden schneller fahren kann, "um ein bisschen Spaß zu haben", danach aber wieder eisern Benzin sparen muss, treibt das Sorgenfalten auf die Stirn des Honda-Sportchefs. Denn das bedeutet: Der Honda-Antrieb ist besser als man denkt, schluckt aber viel zu viel Sprit. Und dass ein sechster Platz als Erfolg verbucht wird, wird den eigenen Ansprüchen von McLaren-Honda bei weitem nicht gerecht.

Ihr Christian Nimmervoll

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