• 17. August 2016 · 13:02 Uhr

Button: "Wenn ich jetzt gehen würde, wäre ich zufrieden"

Jenson Button lässt seine Formel-1-Karriere im Interview mit der britischen Kommentatoren-Legende Murray Walker Revue passieren

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button stand in seiner langer Formel-1-Karriere schon oft an einem Scheideweg: bei Williams, wo er für Juan-Pablo Montoya Platz machen musste, bei Benetton, wo er sich als "Playboy" beschimpfen lassen musste, in den langen Jahren bei Honda, aus denen er als Weltmeister hervorging. Allein in den vergangenen sieben Jahren bei McLaren musste er sich Herausforderungen wie Lewis Hamilton, einer abfallenden Leistungskurve und einem neuen Motorenpartner stellen. Bevor sich der mittlerweile 36-Jährige nun entscheidet, ob er in der Königsklasse weitermachen will, blickt er gemeinsam mit der britischen Kommentatoren-Legende Murray Walker auf bewegende Jahre zurück.

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Jenson Button reflektiert seine bewegenden Jahre in der Königsklasse Zoom Download

Walkers Stimme ist jedem britischen Formel-1-Fan bekannt. Der heute 92-Jährige beschreibt schon seit den 1970er-Jahren, was sich auf den Grand-Prix-Strecken dieser Welt zuträgt. Wer könnte einem Fahrer-Dinosaurier wie Button (296 Rennteilnahmen) also besser auf den Zahn fühlen, als ein Reporter-Dino wie Walker. Für 'Channel 4' entlockt er dem Weltmeister von 2009 Geständnisse seines jugendlichen Leichtsinns, ein überraschendes Toro-Rosso-Angebot und Gedanken zu seiner Zukunft.


Murray Walker: "Wir haben beide etwas gemeinsam, wir haben Väter, die Rennfahrerblut besaßen. Als du ein Kind warst, wolltest du da mit dem Rennfahren beginnen, oder wollte es dein Vater für dich?"
Jenson Button: "Das ist eine wirklich gute Frage (lacht). Ich war sieben, als ich mit dem Kartfahren begann. Der Grund, warum ich ein Kart besaß, war aber nicht ich, sondern mein Vater. Er liebte den Motorsport, er fuhr viele Jahre Rallycross und Autocross. Meine Eltern trennten sich, als ich jung war und mein Dad hatte mich nur am Wochenende bei sich. Da brauchte er etwas, das ich tun kann - ich war ein sehr aktives Kind und war schnell gelangweilt. So geht es mir heute noch..." (lacht)

"Also kaufte er mir das Kart und ich habe es von Anfang an geliebt. Klar, es war seine Leidenschaft und er hat mich gepusht - aber nicht auf eine schlimme Art und Weise. Es gibt viele Väter, die dabei die Grenzen überschreiten. Dann entlieben sich die Kinder vom Sport, oder es kommt zu einem Bruch zwischen Vater und Sohn oder Tochter. Er war da sehr kontrolliert und gab mir genau die richtige Menge an Unterstützung."


Walker: "Du hattest eine brillante Karriere im Kartsport, in der Formel 4 und Formel 3. Dann hattest du deinen ersten Test in einem McLaren-Formel-1-Renner - aber für eine regelrechte Sensation sorgtest du erst bei einem Test für das damalige Prost-Team. Erzähle etwas darüber."
Button: "Ja, zunächst durfte ich einen McLaren fahren. Ich habe das Auto übrigens erst kürzlich wieder gesehen. Und dann kam es zu dem Test bei Prost. Ich war zu der Zeit gerade im Urlaub in Mexiko, als mein damaliger Manager anrief und meinte: Alain möchte, dass du sein Auto fährst. Ich fragte nach: 'Wow, das Formel-1-Auto, nicht das Formel-3000-Auto?' Er meinte ja, also flog ich auf der Stelle nach Barcelona."

"Auf diesem Kurs fahre ich nun schon 17 Jahre lang, damals konnte ich mir das natürlich nicht erträumen. Ich stieg also ins Auto und fühlte mich von der ersten Sekunde an pudelwohl. Es war ein sehr, sehr gutes Auto - gut zu fahren. Leider hielt der Motor nicht so lange, wie ich es mir erwünscht habe. Ich glaube, ich fuhr 33 Runde, bevor der Motor den Geist aufgab."

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Murray Walker kam schon oft in den Genuss eines Interviews mit Jenson Button Zoom Download

Walker: "Wie schwer war der Umstieg von einem Formel-3-Wagen mit 160 PS auf einen Formel-1-Renner?"
Button: "Es war okay. Ich hatte schon Tests in Formel-3000-Autos, durfte über den Winter für zwei Teams dort ins Cockpit. Deshalb war der Schritt nicht so groß. Die Power des Autos ging einher mit so viel mehr Grip. Alles funktionierte einwandfrei. In einem Formel-3000-Auto war es echt schwierig, mit der Schaltung umzugehen - in einem Formel-1-Auto geht das alles fließend und so leicht. Es ging also nur darum, dass Auto ans Limit zu treiben - und das war ich schließlich seit Kindheit an gewöhnt. Das einzige, woran du dich bei einem Formel-1-Wagen gewöhnen musst, ist der Abtrieb. Du musst verstehen, je schneller du durch eine High-Speed-Kurve fährst, desto mehr Haftung bekommst du. Das wird sich für die meisten Leute seltsam anhören, aber für mich fühlte sich das alles ganz natürlich an."


Walker: "Als Belohnung bekamst du die Chance bei Williams, musstest aber einen Shoot-Out gegen Bruno Junqueira fahren. Bis zum Tag der Teampräsentation hast du nicht gewusst, ob du das Cockpit bekommst. Das muss ein enormer Druck gewesen sein."
Button: "Ja, das war schon ziemlich verwirrend. Ich war damals 19 Jahre alt und verstand die Situation gar nicht richtig. Erst sagten sie mir, ich solle kommen und den Wagen testen - da habe ich natürlich sofort zugesagt. Beim Test fragte mich Frank Williams dann, ob ich bereit für die Formel 1 sei - und ich sagte 'Nein'. Ich war ein ehrlicher 19-Jähriger. Als ich das meinen Vater erzählte, sagte der: 'Du willst mich umbringen! Warum sagst du so was zu Frank?' Und ich meinte, ich wollte nur ehrlich sein. Vater fragte, ob ich vielleicht nicht ein wenig weniger ehrlich sein könne, also rief ich Frank wieder an und war nicht mehr ganz so ehrlich." (lacht)

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Neben Ralf Schumacher tauchte Button erstmals im Scheinwerferlicht auf Zoom Download

"Er gab mir also die Chance bei dem Test, der aber ziemlich qualvoll war. Der Motor war völlig neu und wir hatten große Zuverlässigkeitsprobleme, weshalb wir viel Zeit in der Garage verbrachten. Auf der anderen Seite war das aber auch wieder gut, es gab mir Gelegenheit die Ingenieure und Mechaniker kennenzulernen und die Atmosphäre zu verstehen, die so anders war als alles, was ich gewohnt war. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie man ein Auto richtig einstellt. Alles, was ich bieten konnte war meine Fähigkeit, so schnell wie möglich zu fahren und schnell dazuzulernen. Ich dachte aber immer noch nicht, dass es um ein Renncockpit ging. Ich glaubte, ich war hier für einen Platz als Testfahrer."

"Denn in der Williams-Fabrik traf ich Frank wieder und er meinte zu mir: 'Wir haben eine Liste an möglichen Fahrern für die Saison 2000. Du bist nicht mal auf der Liste'. Ich fragte mich die ganze Zeit: Warum bin ich eigentlich hier. Das war sehr verwirrend. Aber der Test lief richtig gut am Ende, die Rundenzeiten und die Konstanz war gut und ich lernte schnell dazu - aber wie du schon sagtest: Bis zum Tag der Fahrzeugpräsentation wusste ich nicht, dass ich das Cockpit bekommen sollte."


Walker: "Du warst damals mit 19 der mit Abstand jüngste Pilot und hattest zwei harte Lehrmeister mit Frank Williams und Patrick Head. Wie bist du damit zurechtgekommen?"
Button: "Im Vergleich zu Patrick Head war Frank richtig weich. Er sagte immer: 'Push so hart es geht, wenn etwas schiefgeht, lernst du daraus'. Ich erinnere mich an Hockenheim: In der Boxeneinfahrt verlor ich von der Einfahrt bis zur Speed-Limit-Linie eine Sekunde auf meinen Teamkollegen Ralf Schumacher. Also pushte ich und krachte in die Boxenbegrenzung. Mit gesenktem Kopf ging ich die Boxengasse zurück in die Garage und traf als erstes auf einen aufgebrachten Patrick. Er fragte: 'Was tust du da, du baust einen Unfall in der Boxengasse?!'. Und dann kam Frank dazu und meinte mit einem breiten Lächeln: 'Patrick, ich habe ihm gesagt, dass er Gas geben soll. Er wird daraus lernen.' Es war toll, zwei so erfahrene Chefs zu haben, die mir halfen, als Fahrer aufzublühen."


Jenson Button nach seinem ersten Rennen

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Walker: "Es muss eine große Enttäuschung gewesen sein, als du Ende 2000 trotz deiner guten Leistung von Williams durch Juan-Pablo Montoya ersetzt wurdest. Du kamst dann zu Benetton, dem späteren Renault-Team, und hattest dort mit dem schillernden Flavio Briatore einen völlig anderen Teamboss, der dir eine harte Zeit beschert hat. Wie bist du damit umgegangen?"
Button: "Ich wusste gegen Ende der 2000er-Saison sehr genau, wie der Stand ist. Frank ist das sehr offen und ehrlich. Ich hatte schließlich auch nie einen Vertrag für 2001 und machte mir auch keine Hoffnungen darauf, denn Frank hatte seinen Deal mit Montoya. Also musste ich mich nach etwas anderem umschauen. Flavio gab mir die Chance, 2001 für Benetton zu fahren. Ich erinnere mich noch an den Tag der Teampräsentation in Venedig. Ich war so krank an diesem Tag, wahrscheinlich habe ich mich nie schlechter gefühlt. Ich glaube, es war eine Lebensmittelvergiftung - ich hätte da schon ahnen können, dass die ganze Saison 2001 furchtbar schieflaufen würde." (lacht)


Walker: "Na ja, du hattest damals ein schlechtes Auto. Fisichella war dein Teamkollege..."
Button: "Fisichella ist wahrscheinlich der beste Fahrer der Welt, wenn es darum geht, ein miserables Auto zu fahren. Er war unglaublich in schlechten Autos und hat einfach einen besseren Job als ich gemacht. Er hatte mehr Erfahrung - aber ich hatte auch nicht genügend gelernt in dem Jahr bei Williams. Der Williams war einfach zu fahren, da konnte ich mit meinen Fähigkeiten genügend ausrichten, um gute Resultate zu holen. Dann kommst du aber in ein Team, wo du nicht nur gegen einen sehr routinierten Piloten kämpfen musst, sondern für das mir auch die Erfahrung fehlte, um das Auto zu verbessern. Flavio war also sehr direkt zu mir und manche Dinge, die er angeblich gesagt haben soll, wurden auch übertrieben. Aber er hat mir auch in vielerlei Hinsicht geholfen."

Walker: "Hat es wehgetan, was er gesagt hat?"
Button: "Ja, natürlich. Ich bin ziemlich dünnhäutig und vieles hat geschmerzt. Aber das hat mich auch härter gemacht und gegen Ende des Jahres 2001 habe ich sehr viel gelernt. Ich habe viel Zeit mit Mike Gascoyne, dem Designer des Autos, der auch ein harter Kerl ist, und mit Flavio verbracht. Am Ende des Jahres war ich stärker, als Mensch und als Fahrer. 2002 kam ich wesentlich verbessert zurück - und war sehr glücklich darüber, wie ich mich in dieser Saison verbessert habe."


Walker: "Dann ist dir aber das gleiche wie am Ende der 2000er-Saison passiert: Du wurdest ersetzt, diesmal durch Fernando Alonso..."
Button: "Ja, und das war schwierig, denn Ende 2002 dachte ich wirklich, dass ich im kommenden Jahr für Renault fahren würde. Das war also eine ganz andere Situation als zuvor bei Williams. Schließlich hatte ich einen guten Job gemacht, ich hatte meinen viel erfahreneren Teamkollegen Jarno Trulli geschlagen und so war es ein Schock, als mich Flavio anrief und meinte, er habe Fernando engagiert. Ich musste mich also wieder umsehen und dann gab mir Dave Richards bei BAR die Chance. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, denn ich hatte eine fantastische Zeit in diesem Team. Ich fühlte mich vom ersten Tag an wohl, hatte aber auch einen Teamkollegen, der schon Weltmeister war."

Button: "Die schönste Erinnerung ist meine Imola-Pole-Position"

Walker: "Du sprichst von Jacques Villeneuve, der gerne mal Psychospielchen trieb. Ich erinnere mich, dass er das mit Damon Hill machte und er machte es auch mit dir, als er dich mit einem Boyband-Mitglied verglich. Hat dich das abgehärtet oder hattest du damals schon genügend dicke Haut, um das an dir abprallen zu lassen?"
Button: "Ja, das hatte ich. Es war aber das erste Mal, dass ich einen Teamkollegen mit so viel Erfahrung hatte, der es mit Psychospielchen versucht. Es war also eine völlig neue Erfahrung für mich. Es war ein Schock, dass dich jemand niedermachen will, bevor du überhaupt das Auto gefahren bist, noch dazu dein Teamkollege. Ich bekam aber viel Rückhalt aus dem Team. Sie haben mir so viel geholfen."


Walker: "Du hast gewonnen, er hat verloren. Er verließ das Team vor dem Ende der 2004er-Saison, die mit Abstand die Beste deiner bisherigen Karriere werden sollte. Du warst zehnmal auf dem Podium und wurdest Dritter der Weltmeisterschaft, geschlagen nur von den beiden Ferrari. Fühltest du dich zu dem Zeitpunkt als abgehärteter, gestandener Rennfahrer?"
Button: "Es fühlte sich an, als sei ich schon immer dabei. Ich erinnere mich an die Autosport-Awards, bei denen ich zum Fahrer des Jahres 2004 gekrönt wurde - vor Michael Schumacher und Rubens Barrichello. Für einen 24-Jährigen war das eine riesige Sache, eine ganz spezielles Gefühl. Man muss wissen, wie stark der Ferrari damals war. Sie waren unschlagbar, Dritter war also das Maximum, was wir erreichen konnten. Die schönste Erinnerung ist aber meine Imola-Pole-Position, meine Allererste in der Formel 1. Ich war drei Zehntel vor Michael..."

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Jenson Button musste 113 Rennen lang auf seinen ersten Sieg warten Zoom Download

Walker: "2005 war dann nicht so gut: Honda übernahm BAR, 2006 lief wieder etwas besser. In Ungarn hast du schließlich in deinem 113. Rennen deinen ersten Sieg gefeiert. Dir muss eine riesige Last von den Schultern gefallen sein..."
Button: "Genau das war es. Ich hatte viel Zutrauen ins Team und in mich, gleichzeitig wusste ich aber, dass wir 2006 im Trockenen nicht schnell genug für Siege sein würden. Dann kam Ungarn. Im Training ging mein Motor kaputt, was damals eine Strafversetzung um zehn Plätze in der Startaufstellung bedeutete. Ich qualifizierte mich als Vierter und musste als 14. starten. Es regnete und es war ein einziger Kampf. Ich kämpfte mich vom hinteren Ende des Feldes nach vorn, zusammen mit Michael und Fernando, die ebenfalls strafversetzt waren. Es war ein großer Kampf und so viel Action."

"Und plötzlich hatte ich zehn Runden vor Ende des Rennens 35 Sekunden Vorsprung und führte. Man sagt ja immer, dass sich Rennfahrer die Zielflagge herbeiwünschen, sobald sie in Führung sind, weil sie auf jedes Geräusch im Auto hören und einen Defekt fürchten. Für mich war es komplett das Gegenteil: Ich war in einer Position, in der ich in sieben Jahren Formel 1 zuvor noch nie war und ich habe jede einzelne Sekunde unendlich genossen. Ich wollte nicht, dass es aufhört - und so kam die Zielflagge für mich viel zu früh. Ich glaube, einer der Gründe dafür war, dass ich wusste, dass dies so schnell nicht mehr passieren würde. Das Auto war einfach nicht schnell genug für Siege im Trockenen."

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Der 2007er-Honda war gelinde ausgedrückt: gewöhnungsbedürftigt Zoom Download

Walker: "Was ist 2007 und 2008 mit Honda passiert, dass die Leistungskurve dermaßen nach unten ging?"
Button: "Es war seltsam, denn in meiner Karriere hatte es in jedem Jahr wenigstens ein paar gute Rennen gegeben. 2004 hatten wir zehn Podien, 2005 gab es auch Podien, 2006 kam der Sieg. Und dann kam 2007 und es wurde ein sehr schwieriges Jahr. Wir sind in eine Richtung gegangen, die komplett falsch war. Das kann man heute noch sehen, wenn man sich das Design anschaut - es war so anders als alle anderen, dass es einfach nicht funktionieren konnte. Im Team hat sich außerdem viel verändert. Wir haben gute Leute verloren und es hat sich angefühlt, als würde uns die richtige Führung fehlen. Das hat die Mechaniker, die Designer und die Ingenieure negativ beeinflusst. Sie haben keine Richtung für die Zukunft mehr erkennen können."


Walker: "Ross Brawn hat sich dann bereit erklärt, die Mannschaft mit seinen Fähigkeiten und seiner Erfahrung als Teamchef anzuführen. Aber hatte nicht genug Zeit dafür, weil Honda wegen der Weltwirtschaftskrise Ende 2008 ausgestiegen ist. Da hattest du schon wieder Pech. Was ist dir da durch den Kopf gegangen? Hast du darüber nachgedacht, das Handtuch zu werfen?"
Button: "Nein, absolut nicht. Ich habe meinen Sieg in Ungarn wirklich genossen, aber ich war nicht die Formel 1 gekommen um nur einen Sieg zu erreichen. Das war mir nicht genug. Ich habe den Anruf bekommen, als ich gerade aus einem Flugzeug gestiegen bin und auf mein Gepäck wartete. Mein Manager Richard (Goddard; Anm. d. Red.) rief an und sagte mir, dass Honda aussteigen würde."

"Wir hatten die Option für Toro Rosso zu fahren."Jenson Button
Walker: "War Richard derjenige, der sich für dich nach einer Alternative umgesehen hat, oder hast du das selbst getan?"
Button: "Wir haben es beide getan. Richard ist für mich der beste Formel-1-Manager, den man finden kann. Ich war mir immer sicher, dass er nur das Beste für mich tun würde - als Manager und als einer meiner besten Freunde. Wir hatten die Option für Toro Rosso zu fahren. Das kam von Franz Tost und wir hatten eine lange Unterhaltung darüber. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass es zu der Zeit ein Team wäre, das mir die Möglichkeit geben würde, nahe der Spitze zu kämpfen."

"Also haben wir Nick Fry und Ross Brawn unter Druck gesetzt, dass sie sich nach jemanden umsehen, der das Team übernehmen könnte. Wir hatten auch selbst ein paar Leute, die wir für eine Übernahme vorschlugen. Diesen Weg sind sie schlussendlich aber nicht gegangen, sondern sie haben das Team selbst übernommen. Für uns hat das keinen Unterschied gemacht Es bedeutete nur, dass ich weiterfahren konnte. Ich wusste, dass wir ein gutes Auto hatten. Wir hatten bloß keine Pferdestärken - es gab keinen Motor mehr, weil Honda alles mitgenommen hatte."


Walker: "Aber dank Martin Whitmarsch (McLaren-Teamchef zu der Zeit; Anm. d.Red.) habt ihr die Mercedes-Power bekommen und dir wurde endlich ein Auto gegeben, mit dem du dein erwartetes Talent ausleben konntest."
Button: "2008 und war ein schwieriges Jahr, weil wir das Auto nicht weiterentwickelt haben. Wir wussten, dass es 2009 Regeländerungen geben würde und haben und früh darauf konzentriert. Honda hat sich da sehr ins Zeug gelegt und wir hatten ihnen Vieles zu verdanken. Ich weiß auch, dass viele Honda-Mitarbeiter sehr gefreut haben, als wir Weltmeister wurden, weil sie noch immer das Gefühl hatten, ein Teil davon zu sein."


Fotostrecke: Jenson Buttons 250. Grand Prix

"Dank Martin und Ron (Dennis, McLaren-Boss; Anm. d. Red.) haben wir den Mercedes-Motor bekommen und damit sechs der ersten sieben Rennen gewonnen. Natürlich sind wir beim ersten Rennen mit einem sehr guten Auto aufgetrumpft und hatten einen Vorteil. Aber wir hatten nie so einen Vorteil, wie man ihn zum Beispiel in den vergangenen Zwei Jahren gesehen hat. Das wird schnell vergessen. Wir hatten den Doppel-Diffusor, aber zwei andere Teams hatten den auch und nach ein paar Rennen hatte ihn jeder."


Walker: "Was war der Höhepunkt deiner Weltmeister-Saison? War es Monaco?"
Button: "Monaco ist immer etwas Besonderes. Aber für mich war dort das Qualifying das größere Highlight als das Rennen. Wenn man in Monaco auf der Pole-position steht, hat man sehr gute Chancen, auch das Rennen zu gewinnen. Man steht unter Druck, wenn man um die Pole-Position kämpft. Es hat mir sehr viel bedeutet, das vor meinen Freunden und meiner Familie zu erreichen. Ansonsten ist im Prinzip jeder Sieg ein Highlight. Mein letzter Sieg in der Türkei sticht da vielleicht noch ein wenig raus."


Walker: "Ende 2009 haben viele gedacht, du verlierst den Verstand, als du dich dafür entschieden hattest, das Team zu verlassen, das zu Mercedes wurde. Das neue Team war nicht nur McLaren, sondern hatte auch noch Lewis Hamilton, der schon lange im Team war. Da hat jeder gedacht, dass das eine Herausforderung würde, die unmöglich zu bewältigen ist."
Button: "So dachte Ross Brawn auch. Das hat er mir noch gesagt, als ich aus der Tür gegangen bin. 2009 war eine tolle Saison. Aber ich war mir auch bewusst, dass wir das 2010 nicht wiederholen konnten, mit dem Geld, das wir zur Weiterentwicklung zur Verfügung hatten. Wir haben schon Ende August, Anfang September aufgehört, das Auto weiterzuentwickeln und nur noch gehofft, dass es ausreichen würde."

"Ich wollte in einem Team sein, dass mir die Chance geben kann, in jedem Jahr Rennen zu gewinnen - selbst wenn dabei nicht unbedingt ein Titel rausspringt. Ich wollte nur an der Spitze bleiben und die Möglichkeit haben, dass es eines Tages vielleicht doch wieder passieren kann. Zu McLaren zu gehen war sehr aufregend. Ich erinnere mich, wie ich mit Martin telefonierte. Ich glaube, er war überrascht, dass ich überhaupt darüber nachgedacht habe, zu McLaren zu gehen. Der Deal kam dann aber sehr schnell zustande."


Walker: "Es war offensichtlich die richtige Entscheidung, denn 2010, 2011 und 2012 waren großartige Jahre für dich - acht Siege und die Vizemeisterschaft..."
Button: "Wir haben keinen Titel gewonnen, aber es war das beste Racing, das ich jemals erlebt hatte. Ich fuhr mit und gegen Lewis, der unheimlich schnell war..."


Walker: "Und man muss erwähnen, dass du ihn innerhalb dieser drei Jahre geschlagen hast. Darauf musst du stolz sein."
Button: "Ja, das bin ich. Was den reinen Speed angeht - da ist Lewis auf eine Runde schnelle als ich. Aber in der Formel 1 muss man nicht nur auf eine Runde schnell sein. Es braucht ein ganzes Paket: das Auto in einer Rennsituation zu verstehen, auf lange Zeit mit dem Reifen und der Benzinmenge umzugehen, mit den Ingenieuren und Mechanikern zusammenzuarbeiten. Es geht um Teamarbeit. Ich habe das über die Jahre bei vielen verschiedenen Teams gelernt. Das hat mir sehr geholfen, als ich bei McLaren ankam."

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Hamilton und Button bildeten bei McLaren eine britische Weltmeister-Paarung Zoom Download

Walker: "Du hattest deine Höhen und deine Tiefen. Die letzten drei Jahre waren Tiefen - vor allem das vergangene. Wir verarbeitest du Phasen, in denen es nicht gut läuft und du keine Perspektive für die Zukunft erkennen kannst?"
Button: "2013 war kein großartiges Jahr. Aber man hat sich gedacht: '2014 könnten wir zurückschlagen'. Wir haben es nicht geschafft und 2014 war für mich wahrscheinlich das schwierigste Jahr. Ich hatte das Gefühl, dass wir an der Spitze um Siege hätten kämpfen müssen. 2015 wusste ich, dass es nicht einfach wird. Wir hatten eine neue Antriebseinheit und waren den anderen gegenüber eineinhalb Jahre hinterher."

"Aber das hat mich nicht gestört, weil ich gegen den Typen antreten konnte, von denen man behauptet, dass er der beste Fahrer der Welt ist - vielleicht sogar der beste Fahrer seit Michael Schumacher und Ayrton Senna. Das war eine aufregende Herausforderung, gegen so jemanden anzutreten und auch mit ihm zusammenzuarbeiten. Wir sind beide sehr erfahren, aber man kann noch immer voneinander lernen. Und ich glaube, Fernando und ich haben im vergangen Jahr viel voneinander gelernt."


Walker: "Jenson, egal wie hart die Zeiten sind, du scheinst dich in deiner Haut immer wohl zu fühlen. Du bist freundlich und fröhlich, jeder im Team kommt gut mit dir zurecht. Bist du mit dir selbst zufrieden?"
Button: "Wenn ich heute meine Karriere beenden würde, wäre ich zufrieden damit, was ich erreicht habe. Aber Kreaturen wie wir wollen immer mehr. Wir haben den Hunger auf den Erfolg und man wird abhängig von dem Gefühl, auf dem Siegertreppchen zu stehen mit der größten Trophäe in der Hand. Deswegen bin ich noch immer hier und arbeite darauf hin, so etwas in Zukunft noch einmal zu erleben."

Walker: "Wie lange noch?"
Button: "Ich weiß es nicht. Wenn ich das Gefühl habe, dass das kommende Jahr spannend wird und wir an der Spitze mitkämpfen können, dann würde ich gerne noch weiterfahren. Dafür muss ich aber erst einmal in diesem Jahr gute Arbeit leisten. Auch ich habe mal schlechte und dunkle Tage. Aber das muss ich der Welt nicht zeigen. Das sind private Momente."


Walker: "Wie kannst du neben der Formel 1 abschalten?
Button: "Ich bin normalerweise schlecht darin, mich zu entspannen. Ich muss immer etwas tun und aktiv sein. Ich muss mein Fahrrad fahren oder einen Marathon laufen. Ich mache viele Triathlons - um mich für die Formel 1 fit zu halten, aber auch, weil ich glaube, dass es mir mental weiterhilft. Ich habe auch meinen eigenen Triathlon, der jedes Jahr stattfindet. Da sammeln wir Geld für die Krebsforschung. Ich habe diese Leidenschaft jetzt schon einige Jahre lang - seit 2008, als wir kein konkurrenzfähiges Auto hatten. Ich kann mich da richtig reinsteigern. Wenn ich hart genug trainiere, kann ich mich gut schlagen - wenn nicht, dann nicht. Das ist ein gutes Hobby für mich."


Walker: "Hast du schon über deine Karriere nach der Formel 1 nachgedacht? Wirst du in einer Kommentatoren-Box sitzen oder ein Unternehmen gründen? Gibt es schon Pläne?"
Button: "Ich habe sehr viele Ideen und Dinge, von denen ich denke, dass ich sie nach der Formel 1 erreichen kann. Aber es hat keinen Sinn, sich jetzt schon darauf zu konzentrieren. Die Formel 1 ist im Moment mein Leben. Und so muss es auch sein."

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