• 30. November 2016 · 11:32 Uhr

Rosbergs Horror-Runden: Wusste nicht, wie weit Lewis geht

Nico Rosberg musste auf dem Weg zu seinem ersten WM-Titel in der Formel 1 durch die Hölle gehen - So intensiv waren die letzten Runden in Abu Dhabi wirklich

(Motorsport-Total.com) - Die Fähigkeit, unter Druck nicht zusammenzubrechen: Weltmeister Nico Rosberg hat sie beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi eindrucksvoll bewiesen und seine Zähigkeit wieder einmal unter Beweis gestellt. Lewis Hamilton versuchte an den vier Tagen im Emirat alles, um Rosberg psychologisch zu brechen. Als alles nicht funktionierte, stellte er sich mit der Bummelzug-Taktik sogar gegen das Team. Alles half nichts, Nico Rosberg wurde Weltmeister und überkam jede einzelne Falle, die Hamilton ihm stellte.

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Nico Rosberg hat gut lachen: Er hat in Abu Dhabi die Hölle überstanden Zoom Download

Nun geht er bei seinem Besuch in Wiesbaden ganz offen mit den Geschehnissen um: Die letzten beiden Runden seien der reinste Horror gewesen. "Schlimmer war nur die Geburt meiner Tochter", scherzt der neue Meister. Vor allem die Unberechenbarkeit Hamiltons, der bewusst Teamanweisungen missachtete, trieb Rosberg in eine Leidenstour: Was würde er noch auspacken und auf Rosberg werfen? Solche Gedanken gingen ihm durchaus durch den Kopf: "Ich wusste am Ende nicht: Wie weit treibt er das? Dreht er komplett durch und versucht mich von der Strecke zu fahren? Ich wusste ja, was er tat."

Durch Hamiltons Bummelzug-Taktik waren bis zum Ende des Rennens Sebastian Vettel und Max Verstappen in Schlagdistanz zu Rosberg, der auf Platz zwei eingeklemmt war. Ein Überholen war nicht möglich, da Hamilton an Stellen, wo ein Manöver möglich gewesen wäre, schnell gefahren ist. Rosberg beschreibt das unheimliche Gefühl: "Ich sehe die beiden Autos hinter mir und weiß: Wenn ich den kleinsten Fehler mache, dann gehen sie durch und alles ist vorbei - die ganze Arbeit der ganzen Saison in zwei Runden. Das war der Wahnsinn."

Was den Titel so besonders macht

Auch zuvor hatte er im Rennen schon gelitten, als er hinter Max Verstappen zurückfiel. Der war eigentlich schon aus allem raus, weil er sich beim Start drehte. Doch Red Bull drehte kurzerhand die Strategie, verzichtete auf einen frühen Boxenstopp, und brachte den Niederländer daher wieder ins Rennen. "Mein Ingenieur hat mir gesagt: 'Es ist kritisch für die Weltmeisterschaft, du musst Verstappen überholen'", erinnert sich der 31-Jährige. "Und so eine Message im Ohr zu haben, war unglaublich hart in dem Moment." Wieder brach er nicht zusammen, sondern überholte den Überholkünstler einfach selbst.


Nico Rosberg feiert in Kuala Lumpur

Was ihm das Rennen und Hamilton auch vor die Füße warfen: Nico Rosberg biss sich durch. Ein ganzes Arsenal von Tricks, das Hamilton gegen ihn einsetzte, verpuffte. Und je schwerer es ist, etwas zu erreichen, umso größer ist die Befriedigung: "Meine Freude war noch größer nach dem Rennen, weil es so schwierig gewesen ist. Es war ein heftiges Erlebnis; umso schöner, als ich dann die Zielflagge gesehen habe. Der erste Moment war nur Erleichterung. Ich konnte mich gar nicht freuen, weil diese Intensität in den letzten zwei Runden außerirdisch war."

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Der Druck auf Rosberg war in Hamiltons Bummelzug enorm Zoom Download

Die ganze Anspannung musste erst einmal abfallen: "Ja, mir kamen die Tränen, als ich noch alleine im Auto herumfuhr", gibt er zu. "Erst mit der Zeit kam die Freude. Dann konnte ich ins Radio schreien und mich freuen. Dann hat Vivian noch im Funk mit mir gesprochen, was sehr, sehr schön war. Danach kam die totale Ekstase." Was den Titel besonders süß macht? "Dass es gerade Lewis war, dem ich ihn weggenommen habe. Denn er ist einer der Besten aller Zeiten. Er ist eine unglaubliche Messlatte. Und es erhöht die Freude, dass es gerade er war."

Für dessen Taktik kann Rosberg, obwohl er der Leidtragende gewesen wäre, wenn sie funktioniert hätte, sogar Verständnis aufbringen: "Es ist einfach: Man kann die Teamseite verstehen, denn wir fahren immer unter bestimmten Rahmenbedingungen, an die wir uns halten müssen. Das hat sich seit drei Jahren nicht verändert. Gleichzeitig kann man aber auch den Lewis verstehen: Wir sind Kämpfer im Auto. Und es geht um den WM-Titel. Nicht um einen Einzelsieg oder so etwas, sondern um die Weltmeisterschaft. Und da kann man schon verstehen, dass man dann auch mal übers Limit geht und alles versuchen möchte, um es doch noch zu schaffen."

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