• 29. April 2016 · 22:44 Uhr

Daniel Ricciardo lobt Cockpitschutz: "Ich konnte alles sehen"

Wie Daniel Ricciardo die Weltpremiere des Red-Bull-Cockpitschutzes erlebte und warum man im Red-Bull-Lager der Ansicht ist, dass Halo in allen Belangen unterliegt

(Motorsport-Total.com) - Es war der Aufreger der ersten Trainingsminuten: Daniel Ricciardo testete heute im ersten Freien Training in Sotschi erstmals den neuen Red-Bull-Cockpitschutz - und das Urteil über die gewöhnungsbedürftigen Frontscheibe, die den Piloten vor heranfliegenden Objekten schützen soll, fällt positiv aus. "Die Sicht war ziemlich gut", schlägt der "Aussie" in die selbe Kerbe wie Kimi Räikkönen beim Test mit dem Halo-System bei den Wintertests in Barcelona. "Ich hatte einen Ferrari vor mir, und es machte fast keinen Unterschied. Ich konnte alles sehen. Es ist natürlich anders, aber kein Problem."

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Sieht so die Zukunft aus? Daniel Ricciardo testet den Red-Bull-Cockpitschutz Zoom Download

Auch der Blick auf die Rückspiegel, die auf der anderen Seite der Scheibe angebracht waren, war für Ricciardo kein Problem. Nur der Halbkreis, an dem die Scheibe über dem Fahrer befestigt ist, wirkt für den Red-Bull-Piloten noch ungewohnt. "Das hat mich nicht behindert, aber es fühlt sich seltsam an. Daran gewöhnt man sich aber."

Weitere Tests bei Nacht-Grand-Prix?

Normalerweise schaut der Pilot ohnehin nicht nach oben, bloß beim Start fixiert er die Ampel. Könnte sich die Frontscheibe diesbezüglich negativ auf die Sicht auswirken? "Darauf habe ich überhaupt nicht geachtet", gibt Ricciardo zu. "Ich habe natürlich versucht, mich umzuschauen, ob ich alles sehen kann. Die Ampel ist ziemlich hoch, ich denke also nicht, dass die Verstrebung die Sicht behindert. Ich habe das aber auch nicht ausprobiert."

Er rechnet in Zukunft mit weiteren Tests, um noch mehr Erfahrungswerte zu sammeln: "Vielleicht auf einem anderen Kurs mit einer anderen Umgebung, vielleicht mit mehr Hügeln. Auch ein Nachtrennen könnte wegen der Lichter und Reflektionen interessant sein."

Horner stichelt gegen Halo: Besser als der "Flipflop"

Teamchef Christian Horner ist ebenfalls zufrieden mit der Arbeit seines Teams und sagt nicht ohne Stolz: "Ich finde, dass es gar nicht so übel aussieht. Man konnte trotz allem erkennen, wer da im Auto sitzt, und es sah auf jeden Fall viel mehr nach Rennsport aus als das Halo-System."

Aus der Sicht eines Puristen sei die Formel 1 zwar Rennsport mit offenen Cockpits, aber durch die Unfälle der vergangenen Jahre sei es "unausweichlich, dass etwas in diesem Bereich passiert. Und dann haben wir eine elegantere Lösung als das Flipflop-Modell namens Halo, das bei den Tests ausprobiert wurde", kann sich der Brite gegenüber 'Sky Sports F1' einen weiteren Seitenhieb nicht verkneifen.

Daniil Kwjat kann sich hingegen trotz seines Arbeitgebers nicht so recht für die Red-Bull-Frontscheibe begeistern. "Ich bin geteilter Meinung", sagt der Lokalmatador, der die Vorrichtung noch nicht ausprobiert hat. "Es sieht besser aus als die anderen Varianten, die wir bisher gesehen haben. Wir müssen uns aber ansehen, ob das die Fans akzeptieren."

Marko: Warum die Red-Bull-Lösung sicherer als Halo ist

In Sachen Sicherheit ist man allerdings bei Red Bull überzeugt, dass der hauseigene Cockpitschutz gegenüber Halo im Vorteil ist, auch wenn die FIA angeblich den "Heiligenschein" bevorzugt. "Beim normalen Halo gibt es immer noch die Möglichkeit, dass ein Rad seitlich einschlägt oder kleinere Teile durchkommen", argumentiert Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'Auto Bild motorsport'. "Das ist bei unserer Kapsel aus Sicherheitsglas dagegen kaum noch möglich!"

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Das von Mercedes entwickelte Halo-System kommt bei Red Bull schlecht weg Zoom Download

Und auch im Brandfall "kann sich bei unserem System der Pilot aus eigener Kraft aus dem Auto befreien. Das geht bei dem anderen System nicht so einfach", sagt der Österreicher, dem die Lösung aus Milton Keynes außerdem besser gefällt. Auch seine Schützlinge aus dem Red-Bull-Fahrerkader sehen dies ähnlich.

Die Frontscheibe sehe "interessant" aus, findet Toro-Rosso-Supertalent Max Verstappen. "Es benötigt sicher noch eine Feinabstimmung, aber es ist das beste Konzept, das wir bisher gesehen haben - viel besser als Halo." Er werde mit der Vorrichtung in absehbarer Zeit allerdings nicht unterwegs sein: "Darum kümmert sich dieses Jahr Red Bull. Sie werden es auch an anderen Orten testen."

Sainz: Red-Bull-Lösung widerspricht nicht dem Formel-1-Charakter

Teamkollege Carlos Sainz hält den Red-Bull-Cockpitschutz ebenfalls für den besten Kompromiss: "Es mag vielleicht nicht so schön sein wie ein offenes Cockpit, es mag auch nicht der klassischen Formel-1-Philosophie entsprechen, aber es ist sicher nicht hässlich. Halo ist im Vergleich dazu eine sehr seltsame Vorrichtung."

Im Gegensatz zur geschlossenen Jetkanzel, die Piloten wie Lewis Hamilton oder Nico Hülkenberg bevorzugen würden, bewahrt das Red-Bull-Konzept laut Sainz noch den ursprünglichen Formel-1-Charakter: "Man spürt immer noch den Lufstrom, und bei einem Überschlag kommt man aus dem Auto heraus."

Und Red-Bull-Botschafter und Ex-Pilot David Coulthard rechnet zwar mit Gegenwind gegen die Sicherheitsscheibe, verweist aber auf die Vergangenheit: "Die Fahrer haben sich auch beschwert, als sie plötzlich Sicherheitsgurte tragen mussten. Die Formel 1 entwickelt sich weiter und muss mit der Zeit gehen."

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