• 22. Juli 2017 · 17:37 Uhr

Motorsportlegende Audetto: Formel-1-Sicherheit geht zu weit

Daniele Audetto, der sich in mehreren Motorsportdisziplinen einen Namen gemacht hat, ist von Halo entsetzt - Der Italiener lästert über die moderne Formel 1 ab

(Motorsport-Total.com) - Sämtliche Rechtfertigungen helfen nichts - die FIA steht auch nach ihrem langen Plädoyer pro Halo weiter im Kreuzfeuer der Kritik. Nachdem Jean Todt im Alleingang den Cockpitschutz Halo für die Formel-1-Saison 2018 beschlossen hat, weht der FIA ein selten gesehener Gegenwind ins Gesicht. Der jüngste Kritiker des Systems ist Motorsport-Legende Daniele Audetto. Der Italiener arbeitete seit den 1960er-Jahren in vielen Disziplinen des Motorsports als Manager - vom Powerboat bis zur Formel 1.

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Daniele Audetto hat für die FIA-Sicherheitskampagne nur Spott übrig Zoom Download

Audetto, der momentan die Oldtimerrallye Ennstal-Classic fährt, nimmt sich nach einer Wertungsprüfung Zeit, einmal richtig gegen die Formel 1 vom Leder zu lassen. "In meiner Zeit war es eine Ehre und zugleich in großes Risiko, in der Formel 1 zu fahren", sagt der 74-Jährige, der unter anderem in Niki Laudas Weltmeisterschaftssaison 1977 bei Ferrari Teammanager war. "Wenn du ein Formel-1-Fahrer bist, musst du wissen, dass du ein riskantes Leben führst. Das machst du aber aus freien Stücken, denn du bekommst auch eine Menge Geld dafür. Deswegen musst du auch zeigen, dass du die Eier hast, es zu tun."

In seinem sicher nicht kontroverslosen Statement führt er weiter aus: "Ich habe einige Freunde verloren, aber die Realität ist, dass ein Formel-1-Pilot genau dieses Risiko akzeptieren muss. Formel 1 zu meiner Zeit, aber auch die Rallyes, waren besser - früher waren deine Füße die Knautschzone und wenn du dich berührt hast, waren deine Füße weg. Ich will natürlich auch keine Fahrer verlieren, aber was zu viel ist, ist zu viel." Damit nimmt er Bezug auf die Einführung des Halo-Systems, das seiner Meinung nach zu weit geht.

Geht die Sicherheitskampagne zu weit?

Doch überhaupt sei die Formel 1 mit ihrer Sicherheitskampagne längst über ihr Ziel hinausgeschossen, findet Audetto: "Jetzt sind die ganzen Rennstrecken irgendwo in der Wüste. Oder so wie am Red Bull Ring, wo du große Auslaufzonen hast - da kannst du einfach keinen Unfall mehr bauen. Das ist doch wie im Simulator und die Fahrer werden nur von der Box ferngesteuert: 'Mach das, stell das auf Position 5'. Das ist viel zu viel Technologie und zu viel Sicherheit."


"Halo"-Konzept: Überrollbügel im FIA-Crashtest

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Neben Tests mit Jet-Kanzeln wurde 2011 auch ein Überrollbügel, Vorgänger zum akutellen "Halo"-Konzept, von der FIA getestet Weitere Formel-1-Videos

Quintessenz: "Mit der übertriebenen Sicherheit und Null-Risiko hat die Formel 1 meiner Meinung nach etwas von ihrer Essenz verloren. Das ist auch für die Zuschauer weniger attraktiv. Es ist nicht gut das zu sagen, aber die Leute wollen manchmal Unfälle sehen, sie wollen aber auch Fights auf der Strecke sehen. Formel 1 zu meiner Zeit, aber auch die Rallyes, waren einfach besser."

Kopfschütteln auch bei Formel-1-Partnern

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Formel-1-Prüfstandspartner Peter Schöggl ist entsetzt Zoom Download

Ebenfalls bei der Ennstal-Classic dabei ist Peter Schöggl, Leiter des Racing-Bereichs des Prüfstandunternehmens AVL, mit dem die Formel 1 sich der Sound-Problematik mit wissenschaftlichen Untersuchungen angenommen hat. Ähnlich wie Audetto zeigt er sich bestürzt: "Ich find es einfach hässlich, aber das ist eine persönliche Meinung. Vielleicht finden sich doch noch Lösungen, die nicht so eklig ausschauen. Vorstellen kann ich es mir aber nicht."

AVL verbrachte unzählige Stunden mit Untersuchungen, wie man die Formel 1 für den Fan wieder attraktiver machen könne. Die Erkenntnisse fließen in die Motorendiskussionen für die Zeit ab 2021 ein. Jetzt die Zuschauer so zu torpedieren, hält er für fatal: "Wir müssen schauen, dass das Publikum dranbleibt und dass wieder mehr Leute zuschauen. Sicherheit ist das eine Thema, Publikumsinteresse das andere. Ich glaube auch, dass Liberty Media da auch hätte mitreden wollen." Doch an den kommerziellen Rechteinhabern, die sechs von 18 Sitzen in der Strategiegruppe halten, hat Todt vorbei entschieden.

Bezüglich der Sicherheit sei Halo eher irrelevant, kritisiert Schöggl weiter. "Wenn du in so einen Bauwagen reinfährst wie Jules Bianchi damals, dann hilft dir Halo auch nichts."

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