• 24. Oktober 2016 · 02:45 Uhr

Trotz US-Sieg: Lewis Hamilton schiebt Motoren-Paranoia

Ein souveräner Start-Ziel-Sieg in Austin, den Lewis Hamilton nicht genießen kann: Der Brite sorgte sich um einen Defekt - Wolff und Lauda widersprechen

(Motorsport-Total.com) - Mit einem Start-Ziel-Sieg beim Großen Preis der USA 2016 in Austin hat Lewis Hamilton alles in seiner Machtstehende getan, um die WM offen zu halten: Durch seinen ersten Platz vor Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg konnte er den Rückstand in der WM-Tabelle um sieben Punkte auf nunmehr 26 Zähler verkürzen. Euphorie wollte beim Briten angesichts dessen aber nicht wirklich ausbrechen: "Ich fühle mich okay", sagte er etwas abgeklärt nach der Podiumszeremonie.

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Lewis Hamilton kannte in Austin nur eine Sorge: einen technisch bedingten Ausfall Zoom Download

Dabei hätte der 31-Jährige allen Grund zur Freude. Denn sein US-Sieg ist nicht nur sein fünfter auf amerikanischem Boden und sein insgesamt 50. Triumph in der Königsklasse, sondern beendet auch eine lange Durststrecke in der aktuellen Formel-1-Saison für Hamilton. Zuletzt stand er beim Deutschland-Grand-Prix Ende Juli ganz oben auf dem Treppchen. "Es hat ziemlich lange gedauert", gibt auch Hamilton zu und verrät: "Es war hart, sich wieder nach oben zu kämpfen."

Das tat er auf dem Circuit of the Americas dann aber umso eindrucksvoller. Vom Start weg behauptete der Brite die Führung gegen Rosberg und den späteren Drittplatzierten Daniel Ricciardo (Red Bull), hatte zwischenzeitlich mehr als zehn Sekunden Vorsprung. Zwar konnte Rosberg in den letzten Runden Zeit gutmachen, dennoch siegte Hamilton ohne ernsthafte Gefahr von hinten souverän und kam mit 4,520 Sekunden Vorsprung vor dem Teamkollegen in Ziel. Entsprechend groß fiel das Lob aus.

Uneinigkeit bei Mercedes: Gab es ein Motorenproblem?

"Alles war heute perfekt. Der Lewis hat das Rennen vom Start weg mit seinem ganzen Können dominiert", schwärmt etwa Niki Lauda. Auch Rosberg sagt anerkennend: "Lewis hat einen guten Job gemacht, es war sein Wochenende. Er hat im Qualifying einen guten Job gemacht und den Start perfekt erwischt. Auch das Rennen war super." Warum Hamilton es dennoch nicht genießen konnte, verrät der amtierende Weltmeister selbst: "Das ganze Rennen über sind meine Gedanken um die Zuverlässigkeitsprobleme gekreist."

Wir erinnern uns: In Malaysia war er in Führung liegend kurz vor Rennende mit einem Motorschaden ausgeschieden und hatte damit einen herben Rückschlag im Kampf um die WM erlitten. Auch in Austin gab es Komplikationen - jedenfalls laut Hamilton: "Wir hatten im Qualifying gestern ein Problem. Deshalb bin ich heute mit weniger Leistung gefahren als Nico. Das hätte mich fast zwei Sekunden gekostet. Auf der Geraden habe ich manchmal nur halb auf dem Gas gestanden, in der Hoffnung, dass nichts hochgeht."

In der Mercedes-Chefetage nachgefragt, hört sich das allerdings ganz anders an. Dort beschwichtigt unter anderem Teamchef Toto Wolff: "Er hatte nicht weniger Leistung. Er hatte den gleichen Speed, seine Fahrleistung hat heute den Unterschied gemacht." Ähnlich argumentiert Lauda. "Er hat gewonnen. Einfach und gut gewonnen. Er hatte kein Problem. Man hat es ja auch bewiesen", wiegelt er ab und schiebt sogar noch hinterher: "Seine Ängste rund um den Motor sind verflossen."

Lewis Hamilton nährt erneut Verschwörungstheorien

Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn Hamilton betont, dass die Sorge um einen technisch bedingten Ausfall bis zur Ziellinie stets mitgefahren sei. "Ich hatte Angst, dass dasselbe passiert wie in Malaysia, dass ich wieder dieses Geräusch höre...", beschreibt der Mercedes-Pilot seine Gefühlslage im Cockpit und zeigt sich erleichtert: "Ich bin so dankbar, dass es das Auto ins Ziel geschafft hat." Manche mögen das als zynisch deuten. Jedenfalls wird der Brite nicht müde zu betonen, woher der Rückstand auf Rosberg rührt.


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"Mercedes hat ihn dieses Jahr schon viele Punkte gekostet. Das ist wohl seine Art und Weise, sie daran zu erinnern", mutmaßt Ex-Rennfahrer und Sky-Experte Damon Hill. Und Hamilton legt nach, indem er bekannte Verschwörungstheorien abermals befeuert: "Die Zuverlässigkeit ist mein einziges Problem. Ich denke nicht, dass er (Rosberg; Anm. d. R.) sich darum sorgt, aber ich tue es. Weil es das Einzige ist, das mir in die Quere kommen kann." Solche Sätze hört Teamchef Wolff nicht wirklich gern.

Dennoch zeigt er Verständnis: "Der Defekt in Malaysia kam aus dem Nichts. Das hängt uns allen nach und hinterlässt natürlich ein gewisses Trauma." Vor allem für die Crew in der Garage steige damit das Stresslevel: "Sie tragen viel Verantwortung und stehen unter gehörigem Druck. Das zu sagen, setzt sie - bewusst oder unbewusst - noch mehr unter Druck. Doch gerade das sollte nicht passieren. Aber die Medien brauchen etwas zum Schreiben, in diesem Fall war es ein Geist."

WM-Kampf mit Rosberg: "Kann nur mein Bestes geben"

Denn beim US-Grand-Prix ging alles gut - auch in puncto Start. "Ich war sehr zuversichtlich, dass es diesmal klappen würde. Letzte Woche habe ich hart daran gearbeitet und ein paar Änderungen gefunden, mit denen ich mich wohler fühle. Die hätte ich natürlich gerne früher gefunden", sagt der Brite und spielt damit auf seine immer wieder durchwachsenen Starts in dieser Formel-1-Saison an. "Nach so vielen Aufs und Abs in dieser Position zu sein, ist schön. Ich hoffe, dass es so weitergeht."

Doch selbst wenn Hamilton die drei noch ausstehenden Formel-1-Rennen gewinnen sollte, würde das für die WM nicht reichen, sofern Rosberg immer Zweiter wird. Denn dann wäre der Deutsche dennoch mit 385 zu 380 WM-Punkten Weltmeister. Der Brite braucht also Schützenhilfe von außen. Er selbst weiß: "Ich kann einfach nur mein Bestes geben und so wie an diesem Wochenende fahren. Nico ist das ganze Jahr lang fantastisch gefahren, und der Kampf wird weitergehen."

Dessen ist sich auch Lauda sicher: "Er kämpft in seinem Kopf noch um die WM, obwohl es immer schwieriger wird. Es gibt in der Formel 1 keine Ups und Downs, wenn du den Zug aufs Tor haben willst. Den hat der Lewis jetzt wieder, das sieht man am Resultat." Entsprechend zuversichtlich ist der Mercedes-Vorstand für das kommende Rennen. "Er wird hochmotiviert nach Mexiko kommen. Auf dem höchsten Level seiner Fahrkunst", glaubt er. In Mexiko-Stadt wird bereits in einer Woche gefahren.

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