• 23. September 2016 · 15:23 Uhr

Pirelli klagt über Testfahrten: Zu spät, wenig repräsentativ

Pirelli ist nicht 100 Prozent glücklich mit den Testfahrten: Der Februar 2017 ist zu spät, und aktuell bekommt man nicht den richtigen Abtrieb

(Motorsport-Total.com) - Insgesamt 24 Testtermine wurden Pirelli für Reifentests zwischen August und November zur Verfügung gestellt, dennoch hält der Reifenhersteller die Bedingungen für nicht ideal. Zum einen ist man mit den überarbeiteten Vorjahresboliden von Mercedes, Red Bull und Ferrari alleine auf der Strecke, zum anderen sind es eben nur umgebaute Testautos, die die echten Kräfte 2017 nicht simulieren können.

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Mit Vorjahresboliden versucht Pirelli, seine Daten für 2017 auszuarbeiten Zoom Download

Es heißt, dass die Boliden zwar zehn Prozent mehr Abtrieb als die aktuellen Fahrzeuge generieren, allerdings würden ihnen auch 20 Prozent zu den erwarteten Werten 2017 fehlen, wo die Boliden drei bis fünf Sekunden pro Runde schneller werden sollen. "Wenn man nicht den richtigen Abtrieb hat, dann testet man die Mischungen nicht auf dem Level, der notwendig und erwartet ist", erklärt Pirellis Formel-1-Manager Mario Isola. "Man evaluiert also einen Abbau, der vermutlich nicht der richtige ist."

Hinzu kommt, dass sich die Entwicklung im Laufe der Saison noch beschleunigen könnte. Möglicherweise fehlen den Testautos damit sogar 40 Prozent Abtrieb im Vergleich zum Saisonende im kommenden Jahr. "Außerdem wird der Abtrieb auf andere Weise generiert als 2017. Und wir fahren alleine, von daher können wir nicht testen, was passiert, wenn man hinter einem anderen fährt", meint Isola.


Ferrari-Reifentest in Barcelona

Acht Tage stehen Pirelli dafür noch zur Verfügung, bevor man sich abschließend Ende November in Abu Dhabi trifft, um die gesammelten Daten zu verifizieren. Viel sei danach nicht mehr möglich, denn Pirelli muss bereits die Reifen für die Testfahrten und den Saisonauftakt produzieren und kann kaum Änderungen vornehmen. "Wir können nicht reagieren, von daher wird die Spezifikation wohl die gleiche wie bei den Tests sein", bestätigt Isola.

Februar 2017 zu spät zum Reagieren

Die Testfahrten im Winter sind für Pirelli ohnehin ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite sind sie im Hinblick auf 2017 und die weitere Entwicklung enorm wichtig, andererseits sind sie aber auch zu spät, um vor dem Saisonbeginn noch in irgendeiner Weise reagieren zu können. "Es wird in vielerlei Hinsicht zu spät sein. Wir werden nach Australien fahren und dann die Ergebnisse des Rennens haben", so der Pirelli-Mann.

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Mario Isola sieht bei den Testfahrten noch Verbesserungsbedarf Zoom Download

Das Problem ist, dass man im Februar 2017 erstmals mit einem "echten" Boliden testen kann, nachdem die derzeitigen Testwagen nur eine Übergangslösung darstellen. "Die Teams arbeiten hart, um einen repräsentativen Abtriebslevel zu generieren, aber es sind andere Autos", meint Isola. "Trotzdem sind die Testautos eine gute Möglichkeit, weil wir zumindest Testfahrten haben."

Und zumindest finden die Testfahrten unter repräsentativen Bedingungen statt. Denn das ist auch ein Streitpunkt in der Kernfrage der Wintertermine. Acht Tage wird man zwischen dem 27. Februar und 10. März absolvieren, vermutlich erneut nur in Barcelona, wo die meisten Testfahrten stattfinden. Doch weil Barcelona in diesen Tagen häufig zu kalt und wenig repräsentativ ist, wünscht sich der Reifenhersteller eigentlich Ausflüge nach Bahrain oder Abu Dhabi, wo es wärmer ist.

Pirelli wünscht sich Vielfalt

Allerdings machen da die Teams nicht mit, weil Kostengründe für Barcelona sprechen. Zudem ist es in Spanien einfacher, neue Teile zu beschaffen. Pirelli hält es ohnehin für nicht ideal, wenn man nur auf einer Strecke testen kann, obwohl man 21 verschiedene im Kalender hat. "Idealerweise fährt man auf verschiedenen Strecken mit unterschiedlichen Charakteristiken, wo wir etwa Hart/Medium oder Soft/Supersoft testen können", sagt Isola.

Ein guter Kompromiss wäre für den Italiener eigentlich Jerez, wo es auch im Januar oder Februar angenehme Bedingungen haben kann. Doch der Kurs, auf dem 1997 die WM-Entscheidung zwischen Michael Schumacher und Jacques Villeneuve fiel, hat laut Isola ein anderes Problem: "Leider ist die Beschaffenheit des Asphalts außerhalb jeder Skala. Jerez war ungefähr doppelt so rau wie die härtesten Kurse. Layout und Location sind gut. Wenn sie die Strecke neu asphaltieren, wäre sie perfekt."

So muss man allerdings damit leben, dass es im Hinblick auf das neue Reglement wohl keine idealen Bedingungen geben wird: Entweder hat man zu wenig Abwechslung bei den Strecken oder nicht repräsentative Verhältnisse - und wenn man beides hat, wie bei den aktuellen Reifentests, dann fehlt der richtige Abtrieb, um sich 100 Prozent richtig auf das neue Jahr vorbereiten zu können. Isola weiß: "Es ist kein einfacher Job."

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